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Der Bodensee muss sauber bleiben

Umweltverbände gegen künstliche Phosphatdüngung– Die Fischerei muss sich an natürliche Bedingungen anpassen.

Von der stinkenden, überdüngten Brühe der Siebzigerjahre ist im Bodensee heute nichts mehr zu sehen. Das Wasser ist glasklar und lockt jährlich Millionen Touristen an. Einigen Fischern ist das Wasser jedoch zu sauber. Sie fordern die Zuführung von Nährstoffen, um die Netze wieder zu füllen, wie der „Spiegel“ in Ausgabe 16/2015 berichtet. Die Umweltverbände Bodensee-Stiftung, Global Nature Fund (GNF) und Deutsche Umwelthilfe (DUH) betonen die beispielhafte nachhaltige Entwicklung des Bodensees und sprechen sich gegen die Zuführung künstlicher Düngemittel zu Zwecken der Fischzucht aus. 

„Das saubere Wasser des Bodensees ist einer der wichtigsten und sichtbarsten Erfolge im oft mühsamen Schutz der Gewässer der letzten Jahrzehnte in Deutschland, der Schweiz, Österreich und ganz Europa“, erklärt Jörg Dürr-Pucher, Präsident der Bodensee-Stiftung, und unterstreicht die Bedeutung der guten Wasserqualität und der hohen Biodiversität des trinationalen Naturjuwels. „Viele Partner des weltweiten Seennetzwerkes „Living Lakes“, das der GNF organisiert, beneiden uns um ein sauberes Badeparadies für Menschen, das Lebensraum seltener Tier-, und Pflanzenarten ist und zugleich 4,5 Millionen Menschen mit bestem Trinkwasser versorgt“, ergänzt Marion Hammerl, Präsidentin des GNF. 

Wasserschutz, Naturschutz und wirtschaftlicher Wohlstand werden durch den sauberen Bodensee in bester Weise ermöglicht und miteinander verbunden. Der See ist ein Beispiel für nachhaltige Entwicklung mit gegenseitiger positiver Beeinflussung, wie man sie selten findet: Eine Belohnung für Milliardeninvestitionen von Staat und Kommunen, Zurückhaltung in der Düngung der Landwirtschaft, Aufklärung durch Umweltverbände und Verwendung umweltschonender Produkte durch die Verbraucher. Aktuell gibt es nur eine Folge dieser Erfolge im Gewässerschutz, über die man unterschiedlicher Ansicht sein kann. Die Tonnage der gefangenen Fische am Bodensee sinkt deutlich und die gefangenen Fische scheinen auch als einzelne Individuen an Gewicht zu verlieren. Eine Ursache könnte der Rückgang des Phosphatgehalts im Bodenseewasser sein – sicherlich aber nicht die einzige. Aus Sicht der Umweltverbände bietet der saubere Bodensee für die heimischen Berufsfischer ein Alleinstellungsmerkmal gegenüber Fisch aus anderen Regionen und Aquakulturen. Wenn Bodenseefisch künftig eine knapper werdende Delikatesse wird, dann könnten die Fischer auf der Basis einer zertifizierten Herkunftsangabe einen Mehrwert erzielen. 

Der Bodensee entwickelt sich in Richtung seines natürlichen Zustandes und die Fischerei in natürlichen Gewässern muss sich mit den natürlichen Bedingungen arrangieren. Die Fischerei gehört zum Bodensee, aber Bioengineering, das über die bewährten Fischbrutanstalten hinausgeht, kann keine Lösung sein. Fischzucht und Fischfütterung darf es nur in künstlich angelegten Gewässern geben. „Wir lehnen es entschieden ab, in ein gesundes Ökosystem wie dem Bodensee durch die Erhöhung des Phosphateintrags künstlich einzugreifen. Die Interessen der Fischer müssen an dieser Stelle eindeutig hinter die des Naturschutzes treten“, sagt Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der DUH. „Das gilt gerade auch für den Bodensee, der als Leuchtturm auch bei anderen Wasserschutzthemen wie dem bundesweiten Kampf gegen Fracking eine wichtige Rolle spielt.“ 

Politiker und Fachleute aus der ganzen Welt, insbesondere aus Asien und Amerika besuchen den Bodensee, um zu erfahren, wie sich der Bodensee im Laufe der Zeit wieder in eine lebenswerte und saubere Kulturlandschaft mit leistungsfähiger Wirtschaft verwandelt hat. Der Bodensee wirkt weit über die Region und die Anrainerländer hinaus als positives Beispiel für eine gute Balance von Schutz und Nutzung.

Quelle

Deutsche Umwelthilfe (DUH) 2015

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