Deutschlands Flüsse warten auf Regen
Der Rhein hat so wenig Wasser wie nie, die Schifffahrt wird teilweise eingestellt. Nach dem Rekordsommer wird ein weiteres Problem spürbar: Der fehlende Regen ist zur monatelangen Dürre geworden. 2018 könnte auch in dieser Hinsicht historisch werden.
Ob Rhein, Donau oder Elbe, die großen deutschen Flüsse geben dieser Tage dasselbe Bild ab: Vertrocknete Flussufer und verengte Fahrrinnen. Den Wasserstraßen geht das Wasser aus. Seit im Frühjahr der Rekordsommer seinen Anfang nahm, bleibt der Regen aus. In Düsseldorf wurde am Freitag ein Wasserstand von 36 Zentimetern gemessen. So wenig Rhein-Wasser gab es seit Beginn der Messungen noch nie, nicht einmal im Rekordsommer von 2003. Damals betrug der Wasserstand immerhin 40 Zentimeter. Tag für Tag verliert der Rhein Wasser und Besserung ist nicht in Sicht. In den kommenden Tagen könnte der Wasserstand auf 25 Zentimetern absinken, schätzen Experten.
Fließrichtung teilweise umgekehrt
In der Hauptstadt ist so wenig Wasser vorhanden, dass sich die Fließrichtung teilweise umgekehrt hat. „Die Spree dümpelt rückwärts“, sagte Derk Ehlert von der Berliner Umweltverwaltung am Freitag der Nachrichtenagentur dpa. Bis zum Monatsende würden die Wasserreserven der Spree in Berlin und Brandenburg noch reichen, dann drohe die Schließung von Schleusen und die Einstellung des Wasserverkehrs. Ein Krisentreffen soll klären, ob der Pegel durch Wassernachschub gehalten werden kann.
Auf den großen Flüssen ist der Schiffsverkehr nur noch eingeschränkt möglich. Um nicht auf Grund zu laufen, können Frachtschiffe nur die Hälfte der Ladung aufnehmen. Seit Monaten warnt der Bundesverband der Deutschen Binnenschifffahrt vor niedrigen Pegelständen und fordert finanzielle Unterstützung für die Branche. Die monatelange Dürre hat auch Folgen für die Industrie. Mehrere Anlagen können nicht oder nur eingeschränkt mit Rohstoffen versorgt werden, unter ihnen das RWE-Kohlekraftwerk Hamm. Die Schifffahrtsgesellschaft Köln-Düsseldorfer stellte den Linienverkehr ein.
Ergiebiger Regen ist nicht in Sicht
Die wirtschaftlichen Schäden sind dennoch überschaubar. Viel besorgniserregender ist das Ereignis an sich: Eine solch lange Dürreperiode ist mehr als ungewöhnlich. Viele Stauseen sind deutlich leerer als normal, Flüsse haben Rekordniedrigwasser und der Grundwasserpegel sinkt. Ergiebiger Regen ist nicht in Sicht. Der Oktober brachte vielerorts kaum bis überhaupt keinen Niederschlag. In einigen Teilen des Landes regnete es teils weniger als die Hälfte der üblichen Menge. 70 Prozent der Fläche Deutschlands sei von extremer Trockenheit betroffen, teilte der Deutsche Wetterdienst mit
„Länger anhaltende und kräftige Regenfälle sind in den meisten Regionen nicht in Sicht“, sagte die Wetterexperten am Freitag mit. Zwar dürfte das Jahr 2018 nicht als das trockenste in die Geschichte eingehen, aber Platz fünf könnte drin sein. In Kombination mit dem Rekordsommer, der gut sechs Monate andauerte, in jedem Fall ein außergewöhnliches Ereignis.
Quelle
Der Bericht wurde von
der Redaktion “energiezukunft“ (cw) 2018 verfasst – der Artikel darf nicht
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werden! | energiezukunft | Heft 25 / Herbst 2018 | „Baustelle Energiewende – Was jetzt zu tun ist“ | Jetzt
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