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Die Rolle der Wälder für die Klimastabilisierung

Der Herbst bringt das Thema Wald auf die Agenda: Was hat der Dürresommer mit den Bäumen gemacht, und was bedeutet das?

Kommende Woche richtet Deutschlands bekanntester Förster Peter Wohlleben erneut seinen Waldklimagipfel in Berlin aus. Dort wird mit Dr. Christopher Reyer auch ein PIK-Forscher sprechen (hier das Programm). Parallel dazu zwei neue relevante wissenschaftliche Arbeiten zum Wald.

Die Wälder Europas und deren Holzprodukte schlucken aktuell rund 10 Prozent aller EU-Emissionen und haben damit eine bedeutende, positive Klimawirkung. Entsprechend baut die EU-Kommission sehr stark auf Wälder in ihrem Klimaschutzplan, dem European Green Deal: Bis 2050 sollen die Wälder des Kontinents noch deutlich mehr CO2 aus der Atmosphäre holen und ihre Leistung für das Klima um fast die Hälfte steigern.

Ein neuer Bericht des European Forest Institute (EFI), an dem PIK-Forscher Christopher Reyer mitgewirkt hat, zeigt: Für Wälder alleine ist das nicht realistisch. Zwar lässt sich die Klimawirkung der Wälder durch verschiedene Maßnahmen steigern, aber nicht in diesem Maße. Hinzu kommt, so zeigt die Literaturstudie, dass der Klimaschutz im Wald immer Zielkonflikte mit sich bringt: Soll weniger Holz entnommen werden oder mehr? Weniger Holz ernten würde unter dem Strich den größten Beitrag zum Klimaschutz leisten, wenn gleichzeitig die Ernten effizienter würden, mehr aufgeforstet würde und die Holzprodukte langlebig wären. Geerntetes Holz, also Holzprodukte, schmälern zwar die Kohlenstoffspeicherung im Wald, ersetzen aber idealerweise kohlenstoffintensivere Produkte – zum Beispiel im Bausektor den Beton – und erzielen damit auch eine positive Klimawirkung, nur eben an anderer Stelle.

Wie die Wälder, ihre CO2-Speicherleistung und ihr Holzertrag sich in den nächsten knapp drei Jahrzehnten entwickeln, hängt dabei stark von der Klima-Entwicklung in Europa ab. Wenn es mehr Extremereignisse wie Stürme, Feuer und Insektenausbrüche gibt, wenn die Erwärmung die Wälder hart trifft, können sie weniger CO2 speichern. Welche Mechanismen es hier zu bedenken gibt um zum Beispiel auch andere Leistungen des Waldes für unser Ökosystem, wie etwa die Kühlung der Landschaft oder die Speicherung von Bodenwasser, zu berücksichtigen, hat eine neue Studie im Fachmagazin Earth’s Future mit einer groß angelegten Computersimulation auf den Tisch gelegt. Sie zeigt, dass vor allem die Baumarten, aus denen Wälder bestehen, entscheidend sind sowohl für ihre zukünftige Klimaschutzleistung wie auch für die Bereitstellung einer Reihe anderer Ökosystemleistungen. Auch hier ist PIK-Forscher Reyer einer der Autoren.

„Um unsere Wälder für den Klimawandel zu wappnen, müssen wir sie umbauen und schützen, das ist klar,“ so Reyer. „Das wird aber die Ernten traditioneller Holzprodukte schmälern und daher muss das geerntete Holz in möglichst langlebige, recycelbare Produkte verarbeitet werden. Unsere Studie zeigt: Wir können nicht alles haben, sondern werden sehr gut abwägen müssen – das ist am Ende eine Entscheidung, die politisch gefällt werden muss.“

Quelle

Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung 2022

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