Die Zukunft des Waldes wird karger
Der Klimawandel könnte in einigen Regionen der Erde den Waldwuchs sogar befördern. Doch negative Aspekte der globalen Erwärmung, wie Dürre, überwiegen. Bäume werden in Zukunft kleiner und Wälder offener. Das heizt den Klimawandel zusätzlich an.
Satellitendaten und Modellrechnungen zeigen in manchen Regionen dieser Erde tatsächlich ein Ergrünen des Planeten. Und dies nicht trotz, sondern wegen dem Klimawandel und steigender CO2-Emissionen. Vor allem in nördlicheren Breitengraden, wie in Mitteleuropa, fördern kürzere Winter das Wachstum von Bäumen. Auch der steigende CO2-Gehalt in der Atmosphäre gibt den Bäumen zusätzlich Nahrung. Doch diesen positiven stehen viele negative Aspekte gegenüber, die in der Gesamtsumme überwiegen, wie eine neue internationale Studie unter Beteiligung der Technischen Universität München deutlich macht.
Denn statt einem Zuwachs von Bäumen in Mitteleuropa kam es allein in Deutschland in den letzten beiden Jahren zu einem massiven Waldsterben. 200.000 Hektar gingen verloren – das entspricht annähernd der Fläche des Saarlandes. Hauptgründe des hiesigen Waldsterbens sind Hitze und Dürre. Neben der steigenden Durchschnittstemperatur sorgt der Klimawandel für einen schwächelnden Jetstream – eine wellenförmige Luftströmung, die die Erde umrundet. Stagnierende Wellenmuster sorgten bereits 2018 und 2019 zu langanhaltenden Hitzeperioden ohne ausreichenden Regen. Und in diesem Jahr setzen sich die Dürreperioden fort. Der April 2020 war so trocken wie selten zuvor. Erholung der Böden ist nicht in Sicht.
Zusätzlich fördert die Trockenheit den Schädlingsbefall. Besonders die heimische Fichte ist durch den Borkenkäfer gefährdet. Im gesunden Zustand kann die Fichte Harz zur Abwehr der Borkenkäfer produzieren. Unter Trockenstress leidend ist die Fichte dafür zu schwach und den Schädlingen schutzlos ausgeliefert. Des Weiteren haben es vor allem große Bäume im geschwächten Zustand schwer. Bei Stürmen – die infolge des Klimawandels ebenfalls zunehmen und heftiger werden – können sie leichter umknicken. Auch ist es für große Bäume schwerer ihre Blätter mit Wasser aus dem Boden zu versorgen.
Kleinere Bäume und offenere Bestände
Die Zukunft des Waldes gehe also in Richtung „kleinere Bäume und offenere Bestände“, wie die TU München in einer Pressemitteilung schreibt. Dies führt zu einer geringeren Biomasse, die geringere Mengen an Kohlenstoff aus der Atmosphäre im Wald speichern kann. Das heizt den Klimawandel weiter an. Auch die Biodiversität leidet.
Wie in Deutschland und anderswo auf der Welt die Zukunft des Waldes gestaltet werden kann, darüber wird heftig diskutiert. Experten sind sich einig, dass der Wald veränderten klimatischen Bedingungen in den Regionen angepasst werden muss. Auch gilt es die vielerorts bestehende Monokultur aufzubrechen.
Noch dominiert in Deutschland die Fichte den Baumbestand – mit 25 Prozent der Waldfläche. Sie ist wichtigster Holzlieferant der verarbeitenden Industrie. Doch Klimawandel und Borkenkäfer könnten diesen Wirtschaftszweig bald zunichte machen, wenn nicht aktiv gegengesteuert wird. So könnte auch die Holzwirtschaft von einer stärkeren Hinwendung zu Mischwäldern und dem Fokus auf andere Baumarten profitieren.
„Wir sollten Forstwirtschaft als Reisebegleitung ansehen“, sagte etwa Andreas Bolte, Leiter des Thünen-Instituts für Waldökosysteme gegenüber dem NDR. „Wir sollten beobachten, welche Baumarten aus ihrem Verbreitungsgebiet herauswandern – wie etwa Fichte und möglicherweise auch Buche – und welche heimischen und neuen Arten sich unter den veränderten klimatischen Bedingungen wohl fühlen“, so Bolte weiter. Darüber hinaus gilt es Schutzgebiete zu erhalten und auszuweiten, wie auch der Weltbiodiversitätsrat im letzten Jahr deutlich machte.
Quelle
Der Bericht wurde von
der Redaktion “energiezukunft“ (mf) 2020 verfasst – der Artikel darf nicht
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Heft 28 / 2019 | „Urbane Energiewende“ | Jetzt
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