Eisbären schmilzt die Eis-Zeit weg
Eisbären leiden nicht nur darunter, dass sich das arktische Meereis mit dem Klimawandel flächenmäßig zurückzieht – in den vergangenen 35 Jahren hat sich auch der Zeitraum, in dem die Raubtiere auf dem Eis leben können, um sieben Wochen, also fast zwei Monate, verkürzt.
Das ist das Ergebnis einer jetzt vom Journal The Cryosphere der Europäischen Geowissenschaftlichen Vereinigung veröffentlichten Studie.
Die Wissenschaftler haben dazu die Lebensumstände aller 19 Eisbär-Unterpopulationen in der Arktis untersucht und zunächst festgestellt, dass in allen Regionen das Leben der Tiere vom ausreichenden Vorhandensein des Meereises abhängt – als Basis fürs Umherziehen, für die Jagd sowie zur Fortpflanzung. Bei der Analyse von Daten aus den Jahren 1979 bis 2014 fanden die Forscher, dass im Lebensraum aller Populationen ein Trend zu einer zeitigeren Schmelze sowie zur verspäteten Eisbildung vorhanden ist. Pro Jahrzehnt verringerte sich demnach der Zeitraum mit ausreichender Eisbedeckung um sieben bis 19 Tage.
Genügend Eis gerade im Frühjahr und Herbst sei für die Eisbären enorm wichtig, sagte Studien-Mitautorin Kristin Laidre von der University of Washington in Seattle der Zeitschrift Nature. Im Herbst finden die Paarungen statt, im Frühjahr kommen die Weibchen dann mit ihren Jungen aus den Höhlen und haben monatelang nichts gefressen. Sei dann das Meereis schon weg oder noch nicht gebildet, so Laidre, finden die Eisbären keine Partner oder verhungern. Setzt sich der gegenwärtige Trend weiter fort, werden die Eisbären nach den Prognosen der Forscher bis 2050 weitere sechs bis sieben weitere Wochen von ihrer Jagdsaison verlieren.
Das kann sogar für Polarforscher gefährlich werden, wie jetzt fünf russische Wissenschaftler erfahren mussten: Auf der Insel Trojnoj in der Karasee werden sie laut Presseberichten seit zwei Wochen von hungrigen Eisbären belagert und können nicht einmal ihre Messgeräte ablesen.
Quelle
Der Bericht wurde von der Redaktion „KLIMARETTER.INFO“ (jst) 2016 verfasst – das Nachrichten- und Debattenmagazin zu Klima und Energiewende – der Artikel darf nicht ohne Genehmigung von „Klimaretter.info“ (post@klimaretter.info) weiterverbreitet werden!