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Bigi Alt

© Bigi Alt | Arktis Christiansund

Erstmals Regen an Grönlands höchstem Punkt

Auf dem arktischen Eisschild Grönlands hat es bis zum 14. August 2021 wahrscheinlich noch nie geregnet.

Hohe Temperaturen haben in Grönland zu einem vermutlich noch nie dagewesenen Ereignis geführt. Auf einer Forschungsstation auf dem grönländischen Eispanzer wurde am Wochenende 14./15. August erstmals Regen beobachtet.

Nicht nur ein paar Tropfen – Forschende auf der NFS Summit Station zeichneten laut dem National Snow and Ice Data Center (NSIDC) in Boulder, Colorado, mehrere Stunden stetigen Regen auf. Die Forschungsstation, auf der sich im Sommer bis zu 50 Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen befinden, liegt auf 3230 Metern Höhe, bei 72,58 Grad nördlicher Breite. Das ist innerhalb des Nordpolarkreises weiter im Norden als der nördlichste Punkt Schwedens und von Island etwa ebenso weit entfernt wie Grossbritannien. Niederschlag fällt in dieser Lage üblicherweise durchgehend als Schnee.

In den letzten zehn Jahren schon dreimal über null

Nur dreimal seit Beginn der Aufzeichnungen in den 1980er-Jahren wurden nahe dem höchsten Punkt Grönlands Temperaturen über null Grad gemessen. In den 2000 Jahren vor der Jahrtausendwende kam es sechsmal vor, das zeigen Untersuchungen von Eisbohrkernen. Seit dem Jahr 2000 sind die Temperaturen aber schon dreimal über den Gefrierpunkt gestiegen, 2012, 2019 und eben am genannten Wochenende.

© ClimateReanalyzer.org, Climate Change Institute, University of Maine | Über der NFS Summit Station herrschten am 14. August 2020 überdurchschnittlich hohe Temperaturen. Angezeigt ist die Abweichung vom Durchschnitt.

Wieviel Regen gefallen ist, können die Forschenden nicht genau sagen, da es auf der Summit Station kein Messgerät dafür gibt. Auf dem grönländischen Eisschild sind die Verhältnisse dabei im globalen Ganzen gesehen eher gut: Das Eis über Grönland gewinnt im Durchschnitt jedes Jahr an Masse, weil es mehr schneit, als an Eis abschmilzt. Den Eisverlust an den Küsten kompensiert dieser Zuwachs aber nicht. Grönland verlor während der letzten Jahrzehnte durchschnittlich 300 Milliarden Tonnen Eis im Jahr.

Ursache ist ein Schlenker des Jetstreams

Bisher sah es nach einem guten Jahr für den Eispanzer aus, weil Anfang des Jahres viel Niederschlag fiel. Zwei Wärmeeinbrüche im Juli und Anfang August liessen die Oberfläche aber überdurchschnittlich stark abschmelzen.

Ursache für das aussergewöhnliche Wetter am vergangenen Wochenende ist eine Verlagerung des Jetstreams über Kanada, was warme, feuchte Luft in die Arktis brachte. Nach Ansicht vieler Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler werden Anomalien im Verlauf des Jetstreams durch die Erderwärmung verursacht.

Quelle

Der Bericht wurde von der Redaktion „INFOsperber.ch“ (Daniela Gschweng) 2021 verfasst – der Artikel darf nicht ohne Genehmigung weiterverbreitet werden! 

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