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Foodwatch: Hühnerküken – soll das Leid denn nie ein Ende haben?

Wussten Sie eigentlich, dass in Deutschland Tag für Tag über 100.000 Hühnerküken – kaum dass sie geschlüpft sind – in den Tod befördert werden? Und das völlig legal – als „normaler“ Bestandteil der „Eier-Produktion“?

Das ist die traurige Wahrheit und betrifft die männlichen Küken in allen Haltungsformen von Käfig- bis Bio-Haltung. Der Grund ist ökonomischer Natur, denn Hähne können nun mal keine Eier legen und bei den Hochleistungs-Legerassen setzen sie auch nicht ausreichend Fleisch an, um profitabel gemästet werden zu können. Männliche Küken sind für die Betriebe also unbrauchbar und werden daher in den Brütereien direkt nach dem Schlupf im sogenannten Homogenisator geschreddert oder mit Kohlendioxid vergast.

Dies ist ein grausames Schicksal. Aber wäre man Zyniker könnte man die Frage aufwerfen, ob die kleinen Hähne es damit nicht besser getroffen haben als ihre Schwestern. Denn der Zustand der Hennen ist bei allen Haltungsformen oft kläglich. Kaum jemand, der schon mal die Bilder nackter, blutig gehackter und bis zum Umfallen geschwächter Tiere gesehen hat, kann diese je wieder vergessen. Und dass solche Bilder keine Ausnahmen, sondern traurige Regel sind, haben die umfangreichen Recherchen zu unserem kürzlich erschienenen Report: „Ich wollt‘ ich wär‘ kein Huhn“ gezeigt.

Völlig „normal“ in allen Haltungsformen sind: Sterberaten von 11-18 Prozent in der ohnehin nur gut einjährigen Lebensdauer der Hennen; Federpicken, das oft bis zum Kannibalismus ausartet; wunde und entzündete Fußballen sowie Verletzungen des Brustbeins bei jedem zweiten Tier.

Außerdem werden den meisten Hennen die Schnäbel abgetrennt. Das geschieht meist mit einem heißen Infrarotstrahl, in kleineren Brütereien alternativ mit einem glühenden Messer oder Draht. Und das immer ohne Betäubung. Dazu muss man wissen, dass es sich beim Kükenschnabel nicht etwa um eine gefühllose Hornmasse handelt – im Gegenteil: Der Schnabel ist bei Hühnern ein wichtiges und empfindliches Tastorgan und mit unseren Fingerspitzen vergleichbar.

Foodwatch meint, dass eine Gesellschaft, die sich darauf geeinigt hat, Tierquälerei zu bestrafen, verpflichtet ist, die beklagenswerten Zustände in der „Nutzierhaltung“ zu beenden. Wir dürfen nicht weiter tatenlos zuschauen, wie Tiere tagtäglich aus ökonomischen Gründen erbarmungswürdig und tierquälerisch gehalten werden.

Deshalb tritt Foodwatch für eine fundamentale Wende in der Tierhaltung ein und fordert:

1. Eine möglichst tiergerechte Haltungsform muss gesetzlicher Mindeststandard in allen Betrieben und für alle Nutztiere werden.
2. Die EU muss zusätzlich zu den Vorgaben für Platz, Auslauf und Stall endlich auch Zielvorgaben für die Tiergesundheit in jedem Betrieb vorschreiben.
3. Das Kontrollsystem muss effizient und transparent werden.
4. Verstöße müssen konsequent geahndet werden.

Für besonders wichtig hält Foodwatch die Forderung, nicht nur auf die formalen Haltungsbedingungen, sondern zugleich auch auf die Tiergesundheit zu achten. Damit hätten wir erstmals einen Hebel in der Hand, der den tatsächlichen Zustand der Tiere zum Kriterium erhebt und nicht „nur“ die formalen Haltungsbedingungen. Denn letztlich geht es ja darum, wie es den Tieren geht und wie gesund sie sind. Und das wiederum hängt sowohl von der Einhaltung der jeweiligen Haltungsnormen als auch davon ab, wie gut sich der einzelne Tierhalter um seinen Betrieb und die Tiere kümmert.
 
Wenn Sie auch finden, dass alle Legehennen in allen Haltungsformen – einschließlich Bio-Haltung – gesund sein müssen, dann schließen Sie sich den Forderungen an und verleihen ihnen Nachdruck, indem Sie Förderin/Förderer von foodwatch werden.

Und wenn Sie der Meinung sind, dass es nicht mehr Tiere erster, zweiter und dritter Klasse geben darf und wenn Sie als Verbraucher beim Einkauf die Sicherheit haben wollen, keine Tierquälerei zu unterstützen, dann helfen Sie Foodwatch, ihre Forderung nach der tiergerechtesten Haltungsform als gesetzlichen Mindeststandard für alle Tiere durchzusetzen und werden Sie Förderin/Förderer von foodwatch.

Foodwatch fordert eine klare Zielausrichtung: Alle europäischen Nutztiere müssen tiergerecht gehalten werden! Foodwatch will, dass die Politik das Thema endlich auf die Tagesordnung setzt und damit aufhört, auf Freiwilligkeit gegründete Ablenkungsmanöver zu veranstalten. Wir können das Elend von Hühnern und anderen Nutztieren in Europa beenden. Je mehr Unterstützer foodwatch hinter sich weiß, umso besser können wir uns Gehör verschaffen.

Für den Report „Ich wollt‘ ich wär‘ kein Huhn“ hat Foodwatch – auch mit Unterstützung externer Experten – über zwei Jahre recherchiert. Foodwatch hat ein ethisches Gutachten und ein Rechtsgutachten in Auftrag gegeben, an dem mehrere Juristen gearbeitet haben.

Quelle

foodwatch.org/de | Thilo Bode 2015

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