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Härtere Winter in Europa

Die globale Erwärmung führt zu einem widersprüchlichen Effekt.

Schon heute ist das Risiko von überdurchschnittlich kalten Wintern höher als noch vor ein paar Jahrzehnten. Und in den kommenden Jahrzehnten dürfte sich dieser Trend weiter fortsetzen: Die Wahrscheinlichkeit von strengen Wintern in Europa und Nordasien verdoppelt sich durch den Klimawandel. Das behaupten japanische Wissenschaftler im Fachblatt Nature Geoscience. Ihre Ergebnisse gründen auf Computersimulationen.

Grund für den paradoxen Effekt ist ein Phänomen, das mit dem Schmelzen des Arktiseises zu tun hat: Schmilzt das Eis in der Arktis im Sommer besonders stark, reflektieren die Sonnenstrahlen auf der offenen, dunkleren Wasserfläche weniger stark („Eis-Albedo-Rückkopplung“) und das Meer absorbiert mehr Hitze. Wenn das Meer die Energie wieder abgibt, erwärmen sich im Herbst und Winter die unteren Luftschichten. Das aber bringt die Atmosphäre aus ihrem Gleichgewicht.

Die Luftdruckmuster in der Arktis verschieben sich – so etwa der Luftdruckgegensatz zwischen den mittleren Breiten und der Arktis. Im Fachjargon spricht man von derNordatlantischen Oszillation. Bekannter sind die beiden GegenspielerAzoren-Hoch und Island-Tief. Dieses Widerspiel erzeugt einen Westwind, der im Winter warme, feuchte Luftmassen nach Europa bringt. Bleibt die Zufuhr von warmer atlantischer Luft aber aus, gelangt kühle arktische Luft nach Europa.

Zwar müssen sich die Europäer für die nächsten Jahrzehnte auf kalte Winter einstellen. Doch könnte es danach wieder vorbei sein mit der Kälte, wie die Forscher aus ihren Simulationen von 22 Klimamodellen schlussfolgerten. Dann nämlich, wenn sich der Effekt des globalen Temperaturanstiegs gegen den durch das Schmelzen des Arkiseises durchsetzt. Die Forscher nehmen an, dass die Arktis im Spätsommer 2030 erstmals eisfrei sein wird.

Den Zusammenhang zwischen sommerlicher Arktisschmelze und extremen Wintern hatten bereits Forscher des Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung aufgezeigt, indem sie meteorologische Winterdaten aus den Jahren 1989 bis 2010 mit der Eisschmelze im arktischen Sommer verglichen. Vladimir Petoukhov vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung hatte den Effekt schon im Jahr 2010 beschrieben. Er nahm an, dass sich die Wahrscheinlichkeit extrem kalter Winter in Europa und Nordasien verdreifachen wird.

Quelle

KLIMARETTER.INFO | bra 2014

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