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© pixabay.com | tristantan | Durch den hohen Import von Agrargütern verlagere die EU Umweltschäden, so das Forschungsteam des KIT.

Kein Palmöl ist auch keine Lösung

WWF-Studie zu deutschem Palmöl-Ersatz: Größerer Flächenbedarf. Mehr Treibhausgasemissionen. Weniger Biologische Vielfalt.

Eine aktuelle WWF-Studie hat untersucht, welche ökologischen Effekte es hätte, wenn Deutschland Palmöl boykottieren und austauschen würde. Das Ergebnis: Der Ersatz durch Kokos-, Soja-, Sonnenblumen- und Rapsöl hätte einen massiv höheren Flächenbedarf zur Folge, die Treibhausgasemissionen stiegen an und die Gefährdung von Tier- und Pflanzenarten nähme zu. „Der simple Austausch von Palmöl durch andere Pflanzenöle löst die Probleme nicht, sondern kann sie sogar verschlimmern“, fasst Ilka Petersen vom WWF Deutschland zusammen. „Das gilt insbesondere dann, wenn Palmöl durch Soja- oder Kokosöl ersetzt wird. Es führt daher kein Weg daran vorbei, den Anbau von Ölpflanzen ausnahmslos umwelt- und sozialverträglicher zu gestalten. Gleichzeitig muss unser Bedarf drastisch gesenkt werden.“

Laut WWF verbraucht Deutschland pro Jahr rund 1,8 Mio. Tonnen Palmöl. Der größte Anteil geht in Biodiesel (41 %), dicht gefolgt von Nahrungs- und Futtermitteln (40 %) sowie in die industrielle Verwendung etwa für Pharmazie oder Reinigungsmittel (17 %). Die Folge: Palmöl findet sich in jedem zweiten Supermarktprodukt von Margarine, Pizzen und Süßwaren bis zu Kosmetika und Waschmitteln. Rund 140.000 Tonnen landen darüber hinaus in den Futtertrögen der konventionellen Intensivtierhaltung.

Würde Deutschland das Palmöl komplett austauschen, wären laut der neuen WWF-Studie für die Gewinnung der „Ersatz-Pflanzenöle“ rund 1,4 Millionen Hektar mehr Anbaufläche notwendig. Zu dem Mehrbedarf an Fläche kommt es, weil keine andere Pflanze auf einem Hektar Land so hohe Öl-Erträge wie die Ölpalme erzielt. Raps, Kokos und Sonnenblume bringen im Durchschnitt nur rund 0,7 Tonnen Öl pro Hektar. Soja sogar noch weniger. Zum Vergleich: Die Ausbeute bei Ölpalmen liegt bei durchschnittlich 3,3 Tonnen pro Hektar.

Gravierende, negative Effekte prognostizieren Modellberechnungen dementsprechend für die biologische Vielfalt. Durch den zusätzlichen Flächenbedarf würden weltweit Ökosysteme zusätzlich unter Druck geraten. Dies trifft insbesondere bei einem Ersatz durch Kokos- und Sojaöl zu, die ebenfalls im tropischen Gürtel der Erde angebaut werden. So müsste bei einem Palmöl-Aus in Deutschland selbst Indonesien, das derzeit wichtigstes Anbauland für Ölpalmen, mit negativen Effekten für seine ohnehin stark bedrohte Fauna und Flora rechnen.

Auch der Ausstoß von Treibhausgasen würde in Folge des gestiegenen Flächenbedarfs und der damit einhergehenden Landnutzungsänderungen anschwellen. Von rund 309 Mio. Tonnen zusätzlichen Emissionen geht das WWF-Szenario aus. Das entspräche etwa einem Drittel des jährlichen CO2-Ausstoßes der Bundesrepublik.

Wer das Palmöl-Problem lösen wolle, müsse daher Anbaubedingungen verbessern und die Nachfrage senken, so die WWF-Schlussfolgerung. Demnach ließe sich die Hälfte des deutschen Palmölbedarfs durch veränderten Konsum einsparen. Dafür müsste jedoch die Nachfrage nach Schokolade, Eiscremes, Fertiggerichten, Süß- oder Knabberwaren sowie Fleisch halbiert werden. Zudem dürfe kein Palmöl mehr in Biokraftstoffen Verwendung finden.

Über die Nachfragereduzierung hinaus müsse die Industrie zukünftig auf Ware zurückgreifen, die strenge ökologische und soziale Kriterien erfülle – dabei sei es egal, ob die Pflanzenöle aus heimischem Anbau oder aus Übersee stammten. Die Politik könne ihrerseits mit Gesetzen und Richtlinien Nachhaltigkeitskriterien für alle Pflanzenöle und für alle Sektoren verpflichtend machen. Im Bereich der Bioenergie müsse zudem konsequent auf Verkehrsvermeidung und niedrigeren Energiebedarf gesetzt werden.

Quelle

WWF Deutschland 2016

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