‹ Zurück zur Übersicht
pixabay.com | Antranias

© pixabay.com | Antranias

Klimakrise hautnah: Frankreichs Umweltminister gibt sich fatalistisch

Während Frankreich bereits im Februar unter Trockenheit leidet und ein neuer Dürre-Sommer droht, gibt sich Frankreichs Klimaminister schon geschlagen gegenüber der Klimaveränderung – und will die Grande Nation auf 4 Grad Erderwärmung vorbereiten.

Ausbleibender Regen, Dürre und Wassermangel setzen Frankreich zu. Die Klimakrise hat die Grande Nation im Griff und verursacht eine Menge Probleme. Das betrifft nicht nur den Betrieb von Klimaanlagen und Pools. In vielen Gemeinden wird bereits im Frühjahr Wasser rationiert, einige Orte haben zeitweise kein fließendes Wasser mehr.

Bereits im letzten Jahr litt Frankreich unter akuter Dürre: Ausbleibender Regen, sinkende Wasserpegel in Flüssen und Seen bis hin zur vollständigen Austrocknung, Wasserrationierung in den stark betroffenen Regionen, Autos waschen und Garten wässern war verboten, Atomkraftwerke mussten wegen mangelndem Kühlwasser aus den Flüssen abgeschaltet werden. Und die Fortsetzung folgt: Auf einen heißen und trockenen Sommer 2022 folgt jetzt ein trockener Winter.

Das ganze Land hat mit der Trockenheit zu kämpfen. Besonders stark betroffen von ausbleibendem Regen ist laut französischen Medienberichten das Departement Pyrénées-Orientales im Südwesten Frankreichs. Auch das südliche Departement Var ist gefährdet, hier wurden im letzten Sommer die Brunnen abgestellt, um den Grundwasserspiegel zu schonen. Doch über den Winter hat sich das Reservoir kaum aufgefüllt. Einige Bäche, Flüsse und Stauseen sind bereits jetzt schon ausgetrocknet.

Der französische Wetterdienst Météofrance berichtet von einem Rekordmonat ohne Regen seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Wenn der März auch regenarm wird, muss sich Frankreich auf einen zweiten, noch heftigeren Dürresommer einstellen – mit entsprechenden Konsequenzen für die Vegetation und Landwirtschaft, sowie die Energieversorgung. Da Frankreichs Energieversorgung am Atomstrom hängt und bereits im letzten Jahr AKWs wegen Kühlwasserproblemen abgeschaltet werden mussten, stiegen die Stromimporte aus den Nachbarländern an. Auch das Risiko von Waldbränden nimmt stetig zu. Doch auch Extremregen wäre kontraproduktiv für die Vegetation, sagen Wetterexperten, das bedeute zu viel Stress nach einer Trockenphase.

Frankreichs Präsident Emmanuel hat nun zur besseren Wassernutzung aufgerufen. Um die Landwirtschaft zu schützen, müssten im ganzen Land entsprechende Speichersysteme installiert und Rohleitungslecks gestopft werden – denn eine ganze Menge Wasser versickere auf dem Weg. Und während Macron das Volk aufs Energiesparen eingeschworen hat, ruft er nun erneut zum Wassersparen auf. Die Regierung erarbeite einen nationalen Wasserplan.

Frankreichs Energiewende-Minister Christophe Béchu schwört die Nation indes schon auf die Vorbereitung zur Klimaanpassung ein und rechnet mit einer Erderwämung von 4 Grad bis 2100. Ein solches Szenario müsse im dritten nationalen Plan zur Anpassung an den Klimawandel modelliert werden, offenbarte der Klimaminister seine Meinung bei einer Veranstaltung von France Stratégie und dem Think-Tank Institut de l’Économie Pour le Climat. Frankreich müsse sich nun auf ein Leben mit 4 Grad plus in der Klimakrise vorbereiten. Alles andere wäre eine „Leugnung der Realität“ meinte der Klima-Minister auf Europe 1. Deutschlands Anpassungspläne gehen in diesem Zeitraum von einer Erderwärmung von 2 Grad plus aus.

Die fatalistische Einstellung bringt nicht nur Klimaschützer auf die Palme. In Twitter-Chats machte sich großer Unmut breit. Experten machen dem Energiewende-Minister deutlich, dass man sich auf ein Leben mit 4 Grad Erwärmung nicht vorbereiten kann – denn eine Zivilisation in dieser Form werde es dann nicht mehr geben. Ökosysteme und die Landwirtschaft würden zusammenbrechen, mit Anstieg des Meeresspiegels Frankreichs Küsten teilweise unbewohnbar werden, das Mittelmeer ist jetzt schon zu warm mit verheerenden Folgen für die marine Flora und Fauna.

Und auch das Kühlwasser aus Flüssen für Atomkraftwerke wäre dann zu warm oder gar nicht mehr vorhanden. Bereits im letzten Jahr lieferte Deutschland regelmäßig Ökostrom nach Frankreich. Die Strompreise kletterten steil nach oben, der französische Steuerzahler subventioniert die teure Atomenergie fleißig weg.

Der für den ökologischen Übergang zuständige Minister müsse nun dringend dafür sorgen, diesen endlich umzusetzen, zuallererst mit einem schnellen Ausbau von Solar- und Windkraft – um auch in Frankreich die Energiewende endlich beherzt umzusetzen. Doch dabei spricht Frankreich aktuell von einer AKW-Laufzeitverlängerung bis zu 80 Jahren und fordert, mit Atomstrom erzeugten Wasserstoff als grün einzustufen – und erhält dafür im Rahmen der EU-Taxonomie Zustimmung von der EU-Kommission.

Quelle

Der Bericht wurde von der Redaktion “energiezukunft“ (na) 2023 verfasst – der Artikel darf nicht ohne Genehmigung weiterverbreitet werden! | energiezukunft | Heft 33/2022 | „Ressourcen schonen, Kreisläufe nutzen“ |  Jetzt lesen | Download

Diese Meldung teilen

‹ Zurück zur Übersicht

Das könnte Sie auch interessieren