‹ Zurück zur Übersicht
pixabay.com | Skitterphoto

© pixabay.com | Skitterphoto

Klimawandel bringt Natur aus dem Takt

„Je besser wir die Natur schützen, desto besser schützt sie uns,“ Johannes Enssle

Ein neuer Klimarekord schreckt Baden-Württemberg auf: 2023 war das wärmste je gemessene Jahr seit 1881, wie der Deutsche Wetterdienst mitteilte. „Die Fieberkurve der Erde steigt bisher ungebremst – dabei ist der Südwesten besonders von Hitze betroffen. Wir müssen beim Klimaschutz besser und schneller werden und die Natur als Verbündete stärker einbeziehen“, betont der NABU-Landesvorsitzende Johannes Enssle. Die Natur habe gleich eine doppelt bedeutsame Rolle: Sie sei Leidtragende und Helferin zugleich.

Bäche und Flüsse

„Jahrzehntelang haben wir unsere Bäche und Flüsse begradigt, um das Wasser möglichst schnell abzuführen. Bei Starkregen hat dies folgenschwere Auswirkungen, weil die Flüsse aus Platzmangel überlaufen. Bei Dürre fallen sie schneller trocken, weil das Wasser zu schnell abfließt. Wenn wir unseren Flüssen und Bächen wieder mehr Raum geben, können sie ihre Multifunktionsaufgabe als Lebensader, Wasserspeicher und kühlendes Element in der Landschaft wieder besser erfüllen und Wetterextreme besser abpuffern“, so Enssle.

Moore

Das Gleiche gilt für Moore: „Unsere Moore speichern nicht nur große Mengen an Kohlenstoff, sie sind auch wichtige Wasserspeicher. Über Jahrhunderte haben wir Menschen alles darangesetzt, sie trockenzulegen. In der Folge stoßen sie große Mengen Treibhausgase aus. Jetzt müssen wir sie schnell stabilisieren und das Wasser zurückhalten, damit nicht noch mehr Kohlenstoff entweicht und sie zudem in Trockenperioden das Wasser in der Landschaft halten“, sagt Enssle.

Insekten und Pflanzen

Auch für Insekten ist der Klimawandel ein Problem: Wichtig für Insekten ist eine durchgängige Winterruhe. Warme Phasen, die sich häufiger mit Frost und Kälte abwechseln, führen dazu, dass die Insekten ihre Winterruhe immer wieder unterbrechen und damit ihre Energiereserven verbrauchen, ohne entsprechende Nahrung, wie zum Beispiel Nektar, aufnehmen zu können, weil ja noch gar nichts blüht. So wurden Anfang Januar schon Hummelköniginnen gesichtet, die vermutlich das Frühjahr nicht erleben werden, weil sie im Januar keinen Nektar finden. Auch das frühe Austreiben von Frühblühern kann dazu führen, dass der Blühzeitpunkt der Pflanzen nicht mehr mit dem Flugzeitpunkt von Insekten übereinstimmt.

© pixabay.com / Hans / Bärlauch | Bärlauch lässt sich am Duft eindeutig von seinen giftigen Doppelgängern unterscheiden: „Zerreibt man das zarte, lanzenförmige Blatt zwischen den Fingern, verströmt es einen knoblauchartigen Duft.“

Früher Start für den Bärlauch im Land – mehr

Die Beispiele zeigen: Mit dem Klimawandel kommt unsere Natur aus dem Takt. Der Klimawandel geht so schnell vonstatten, dass Insekten sowie andere Tiere und Pflanzen sich kaum anpassen können. Zunehmend wandern auch wärmeliebende Arten aus dem mediterranen Raum im Südwesten ein, andere wandern weiter nach Norden. Diese Wanderbewegungen lassen sich für einige Arten sogar auf der Meldeplattform NABU-Naturgucker nachverfolgen.

Menschen

Unter Hitzeperioden leiden besonders ältere Menschen in den Städten, weil sich hier Hitzeinseln bilden. „Geben wir der Natur in den Siedlungsräumen wieder mehr Raum, indem wir Flächen entsiegeln, Bäume pflanzen, Dächer und Fassaden begrünen und Bachläufe zurück an die Oberfläche holen, können Hitzeperioden genauso wie Starkregenereignisse besser abgefedert werden“, so Enssle.

Mit all diesen Beispielen werde deutlich, dass mehr Natur ein Teil der Lösung beim Klimaschutz und bei der Anpassung an die Folgen des Klimawandels ist. „Je besser wir die Natur schützen, desto besser schützt sie uns“, fasst Enssle zusammen.

Quelle

NABU (Naturschutzbund Deutschland), Landesverband Baden-Württemberg e. V. 2024 | Johannes Enssle, NABU-Landesvorsitzender

Diese Meldung teilen

‹ Zurück zur Übersicht

Das könnte Sie auch interessieren