Wie kommen wir aus der Krise?
Auch dieser Winter war wieder viel zu warm: Der wärmste Winter und der wärmste Februar seit 1870. Wir haben gerade einen zu warmen, aber auch zu nassen Winter hinter uns.
Wir erlebten in Deutschland frühlingshafte Temperaturen im Februar, aber auch schon im Januar. Wir haben nun 13 sehr milde und zu warme Winter in Folge hinter uns. Der diesjährige Februar war wärmer als der durchschnittliche März. Die Februar-Niederschläge lagen 50% über dem Durchschnitt. Die Durchschnitts-Temperatur lag im Februar 2024 hierzulande bei beispiellosen 6.6 Grad plus.
Die Weltmeere sind so warm wie nie zuvor. Klimaforscher schlagen weltweit Alarm: Der Golfstrom droht zu kippen. Er ist die wichtigste Meeresströmung für Europa. Das könnte für Nordeuropa eine Abkühlung von bis zu 20 Grad bedeuten, aber auch Norddeutschland wäre stark betroffen, denn die Wärmeleitung, die der Golfstrom für Europa mit sich bringt, könnte – als Folge der Gletscherschmelze – abbrechen. Für den Norden Europas könnte das eine Eiszeit und für den Süden eine Heiß-Zeit bedeuten, wenn nicht rasche und durchgreifende Klimaschutzmaßnahmen ergriffen werden. „Klimaschutz ist heute, nicht morgen“, schreibt die Süddeutsche Zeitung.
Die Erderwärmung überschreitet unsere Anpassungsfähigkeit. „Sie übersteigt alles, was wir in den letzten 120.000 Jahren erfahren haben“, schreibt der US-Klimaforscher Michael E. Mann in seinem neuen Buch „Moment der Entscheidung“.
Die derzeitige Erderwärmung läuft auf drei Grad plus gegenüber der Zeit vor der Industriealisierung zu. Schon mit zwei Grad mehr setzen wir die menschliche Existenz in vielen Erdregionen aufs Spiel. Afrika wird unbewohnbar und Europa wird Afrika.
Das heißt hunderte Millionen Klimaflüchtlinge in Mittel- und Nordeuropa. Sollte es nicht gelingen, mindestens das Paris-Ziel von höchstens 1.5-Grad mehr als in der vorindustriellen Zeit zu erreichen, dann sollten wir mindestens 1.6 Grad anstreben und wenn wir 1.6 Grad nicht erreichen, dann sollten wir 1.7 Grad anstreben, schreibt Michael E. Mann. Jedes Zehntel Grad weniger wird Millionen Menschleben retten.
Er warnt: „Zur Zeit erwärmen wir den Planeten hundertmal so schnell wie während der natürlichen Erwärmung vor 56 Millionen Jahren, die in geologischen Zeiträumen betrachtet äußerst rasch ablief…Frühere Generationen sind untergegangen, weil sich das Klima abrupt gewandelt hat. Und die Erwärmung, die wir heute verursachen, ist abrupter als alles, was wir aus der Vergangenheit kennen.“
Doch auch Professor Michael E. Mann sieht noch eine Chance darin, dass wir wenigstens jetzt dramatische und sofortige Klimaschutz-Maßnahmen ergreifen. Noch sei es nicht zu spät. Gerade in Deutschland haben wir alle Technologien, um bis 2035 oder spätestens 2040 unsere Städte zu begrünen, die komplette Energie- und Verkehrswende sowie einen Teil der Landwirtschaftswende zu organisieren. Eine hohe Lebensqualität bei weit weniger ökologischer Belastung ist möglich. Dabei geht es nicht um Verzicht, sondern um mehr Gemeinwohl, also um Gewinn für alle.
Die beste Zeit für Solarenergie ist jetzt!
Es gibt schon lange viele brauchbare und hilfreiche Ideen für ein zukunftsfähiges und nachhaltiges Deutschland und Europa. Längst ist bewiesen, dass jedes Dach, jedes Fenster, jeder Ziegel und jede Fassade Solarenergie produzieren kann. Aber auch entlang der Eisenbahn und Autobahn sowie Solaranlagen per Agri-Photovoltaik über Ackerflächen. „Bäume auf die Dächer und Wälder in die Stadt“ ist keine Utopie, sondern eine machbare Vision. Weniger und kleinere E-Autos, bald autonom fahrend, bringen mehr Ruhe in die Städte. Und künftig können weniger Tiere in weniger engen Ställen stehen, wenn wir uns gesünder ernähren. Auch das ein Gewinn.
Die Plus-Energie-Häuser, die der Solararchitekt Rolf Disch seit 30 Jahren in Freiburg und anderswo baut, produzieren dreimal mehr Strom als die Bewohner benötigen und brauchen keine fossile Wärmeenergie mehr. Das Dach verdient Geld. Landwirte werden auch Energiewirte. Im Rhein-Hunsrück-Kreis drehen sich etwa 400 Windräder und produzieren circa dreimal so viel Strom wie die 100.000 Einwohner dort verbrauchen. Und die Stadtwerke München produzieren schon heute über 90 Prozent sauberen Ökostrom für die Zwei-Millionen-Einwohnerstadt. Schon in wenigen Jahren werden es 100 Prozent sein.
In Deutschland hatten wir 2023 immerhin schon 54 Prozent grünen Strom. Der Preis für das Entstehen einer Kilowattstunde Solarstrom sank in den letzten 15 Jahren um sensationelle 90 Prozent. Einmalig in der Industriegeschichte. In Afrika kostet schon heute die Produktion einer Kilowattstunde Solarstrom einen Euro-Cent. Welch eine Chance für Entwicklung! Kenia, Costa Rica und Island gewinnen schon heute knapp 100 Prozent ihres Stroms erneuerbar. Dabei zeigt sich: Strom und Wärme aus Wind und Sonne sind weitaus preisgünstiger als Strom und Wärme aus fossil-atomarer Energie-Gewinnung.
Das Motto einer zukunftsfähigen Landwirtschaft: Klasse statt Masse. Umweltschutz, Wissenschaft und Landwirtschaft bilden eine neue Koalition der Zukunft. Österreich und Italien haben schon heute ca. 30 Prozent Ökolandwirtschaft, dreimal so viel wie Deutschland.
Die Wirtschaftsweise und Beraterin der Bundesregierung, Professorin Ulrike Malmendier, sieht riesige Wachstumschancen in der grünen Transformation und in künstlicher Intelligenz. Weniger Streit und Bedenken in Deutschland, weniger Angst vor der Zukunft, aber mehr Mut und Zuversicht seien die Voraussetzung dafür, meint die in den USA lehrende deutsche Ökonomin und sagt im „SPIEGEL“: „Die Politik muss den Menschen den Eindruck vermitteln, die Transformation mitgestalten und kontrollieren zu können.“
Ich wünsche Ihnen, liebe Leserinnen und Leser der Sonnenseite, Lust auf Zukunft!