Mit Erneuerbaren Energien die Schöpfung bewahren
Nach dem Leitbild „Die Schöpfung bewahren“ engagiert sich die Ökumenische Energiegenossenschaft aus der Stadt Horb am Neckar seit 2010 für den Ausbau Erneuerbarer Energien.
Die jüngste Photovoltaikanlage produziert seit Juni 2015 auf dem Dach des Horber Altersheim Strom. Die von den beiden Umweltteams der evangelischen und katholischen Kirchengemeinden angestoßene Genossenschaft ist ein Beispiel für jene Kooperativen, die Papst Franziskus in seinem jüngst veröffentlichten Rundschreiben positiv hervorgehoben hat. Das gemeinschaftliche Vorantreiben der Energiewende findet sich auch in der Energiepolitik der Stadt Horb selbst, welche die Agentur für Erneuerbare Energien heute als Energie-Kommune auszeichnet.
In der „Laudato si‘ – Über die Sorge für das gemeinsame Haus“ hat Papst Franziskus bemängelt, dass der weitreichende Ausbau Erneuerbarer Energien noch nicht so stark im Gang ist wie aufgrund des menschengemachten Klimawandels notwendig sei. Es sei dringend geboten, politische Programme zu entwickeln, um in den kommenden Jahren den Ausstoß von Kohlendioxid und anderen stark verunreinigenden Gasen drastisch zu reduzieren, zum Beispiel indem man die Verbrennung von fossilem Kraftstoff ersetz und Erneuerbare Energien ausbaut entwickelt. Positiv hebt Papst Franziskus jene Genossenschaften hervor, die Erneuerbare Energien nutzen und „die lokale Selbstversorgung einschließlich des Verkaufs der überschüssigen Produktion ermöglichen.“
Ein Beispiel für eine solche Genossenschaft ist die Horber Ökumenische Energiegenossenschaft, die seit 2010 Photovoltaikanlagen errichtet und betreibt. „Motivation für unsere Mitglieder ist der Erhalt der Umwelt und die Entwicklung einer gerechteren Welt“, erklärt Vorstandsmitglied Johannes Mayer. „Angesichts des Klimawandels werden Investitionen im Bereich der regenerativen Energien dringend benötigt.“ Aus christlicher Verantwortung für die Bewahrung der Schöpfung ist es das Hauptziel der Ökumenischen Energiegenossenschaft Horb eG, gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern, den Kirchen der Ökumene, den Kommunen, Unternehmen und Institutionen, lokale und regionale Energieprojekte zu realisieren. Ein Teil der durch die Erneuerbare-Energien-Anlagen erwirtschafteten Erlöse fließen in Energieprojekte der „Eine-Welt-Arbeit“, die sich in Entwicklungsländern engagiert. „Das Beispiel Horb am Neckar zeigt, dass auch Kirchen eine wichtige Rolle bei der lokalen Energiewende spielen können. Als Institutionen in der Mitte der Gesellschaft können sie für gesellschaftlichen Rückhalt sorgen“, so Nils Boenigk, stellvertretender Geschäftsführer der Agentur für Erneuerbare Energien.
Im Jahr der Gründung der ökumenischen Energiegenossenschaft fällt auch das Bekenntnis der Stadtvertreter, Horb bis zum Jahr 2050 zu einer klimaneutralen Stadt zu entwickeln. Bis 2020 soll die CO2-Bilanz um mindestens 40 Prozent gesenkt werden. Der Energiebedarf der Stadt mit ihren rund 24.300 Einwohnern lag 2009 bei 674.000 Megawattstunden. Das entspricht einer Kohlendioxidbilanz von 222.500 Tonnen und Kosten von rund 75 Millionen Euro. „In enger Zusammenarbeit von Bürgerschaft, Kirchen, Politik, Wirtschaft und Verwaltung, entwickeln wir in Horb konkrete Projekte und setzen sie um“, so Oberbürgermeister Peter Rosenberger. „Ich bin sehr froh, dass uns mit den lokalen Klimaschutzkonferenzen ein Instrument vorliegt, an dem sich alle beteiligen können, um Ideen für das klimaneutrale Horb zu entwickeln.“
Bisher fanden schon drei Veranstaltungen statt. Nach den ersten beiden entstand ein integriertes Klimaschutzkonzept. Ein Ergebnis dieses konstruktiven Dialogs ist die Gründung der Energieagentur Horb. Seit 2012 können sich hier Privatpersonen und Kommunen, aber auch Industrie und Gewerbe in Sachen Energieeffizienz, Energieeinsparungen und den Umstieg auf Erneuerbare Energien beraten lassen. Auf der letzten Klimaschutzkonferenz im Januar 2014 tauschten sich 50 Teilnehmer zu den vier Themengebieten „Erneuerbare Energien“, „Mobilität“, „Bewusstseinsbildung und Öffentlichkeitsarbeit“ und „CO2-Effizienz“ aus.
Auf dem Weg zum Ziel haben die Horber bereits viele weitere Maßnahmen umgesetzt: Erneuerbare-Energie-Anlagen (Photovoltaik, Wasserkraft, Biomasse) sind in Betrieb, Nahwärmenetze wurden ausgebaut, energetische Sanierungen und Heizungserneuerungen sowie Energiemanagement bei zahlreichen städtischen Liegenschaften vorgenommen und die Straßenbeleuchtung auf energiesparende LED-Technik umgerüstet.
Der jüngste Meilenstadt ist die Holzvergasungsanlage, die die Stadtwerke Horb als Eigenbetrieb der Stadt seit 2015 auf dem Gelände der ehemaligen Hohenbergkaserne betreiben. Die Anlage erzeugt aus Holzpellets Wärme und Strom. Sie hat eine elektrische Leistung von rund 400 Kilowatt und eine thermische Leistung von bis zu 540 Kilowatt. Sie wird bis Herbst 2015 um einen Wärmespeicher ergänzt, der mit einem Durchmesser von 23 Metern und 9 Meter Höhe insgesamt 3 Millionen Liter Wasser fassen kann. Der Speicher dient dazu, Lastspitzen auszugleichen. Besonders morgens entsteht eine Spitzenlast, wenn die Nahwärmekunden warmes Wasser zum Beispiel zum Duschen brauchen. Dieser Bedarf kann dann mit dem Speicher gedeckt werden, so dass die mit Gas oder Öl betriebenen Anlagen in der Morgenspitze nicht mehr hochfahren müssen.
Ein vollständiges Portrait der Energie-Kommune liefert das Onlineportal kommunal-erneuerbar.de