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NABU-Studie: Strom aus Holzverbrennung ist klimafeindlich und unnötig

Krüger: Industrielle Holzverbrennung steigert CO2-Emissionen und zerstört Wälder.

Gemäß der europäischen Erneuerbaren Energien Richtlinie (RED) zählt die Verbrennung von Holz in Kraftwerken für die Stromerzeugung zu den erneuerbaren Energien. Schon jetzt wird die Holzverbrennung in Deutschland jährlich mit mehr als 1,5 Milliarden Euro subventioniert. Dabei übersteigen die CO2-Emissionen der Holzverbrennung die Emissionen fossiler Energieträger aufgrund der geringeren Energiedichte von Holz. Das bedeutet, um die gleiche Menge Energie zu erzeugen, müssen große Mengen an Holz verbrannt werden.

Warum man besser auf Holz verzichtet und was man stattdessen einsetzen kann, hat eine Studie des Fraunhofer Instituts im Auftrag des NABU analysiert. Demnach wird durch die Verbrennung eines ausgewachsenen Baumes das gespeicherte CO2 unmittelbar freigesetzt und es braucht mehrere Jahrzehnte, bis der neu angepflanzte Wald die gleiche Kohlenstoffmenge wieder speichern kann.

Die Autoren rechnen daher mit einem deutlichen Netto-Anstieg der CO2-Emissionen durch die Holzverbrennung für den Zeitraum zur Erreichung der Pariser Klimaziele. Darüber hinaus wäre der Bedarf an Holzbiomasse derart hoch, dass er nur durch Importe aus dem Ausland gedeckt werden könnte. Dafür müsste noch mehr CO2-speichernder Wald gerodet werden. Die negativen Auswirkungen auf Natur, Klima und Umwelt wären enorm.

NABU-Präsident Jörg-Andreas Krüger: „Gesunde Wälder sind für den Klimaschutz weltweit unverzichtbar. Schon heute werden weltweit selbst in Schutzgebieten Wälder für die Pelletindustrie gerodet, beispielsweise in Estland. Durch diesen Holzeinschlag wird die Funktion des Waldes als Kohlenstoffsenke für mehrere Dekaden eingeschränkt, selbst dann, wenn man ihn direkt wieder aufforsten würde.“

Dennoch planen aktuell mehrere Energieunternehmen, ihre in Deutschland stehenden Kohlekraftwerke auf Holzverbrennung umzurüsten. Im Rahmen einer geplanten Förderrichtlinie der Bundesregierung können sie dabei mit Subventionen in Höhe von einer Milliarde Euro rechnen. Die Förderung wird damit begründet, dass die Holzverbrennung zum Ausgleich der schwankenden Wind- und Sonnenenergie notwendig sei. Sie soll die sogenannte Dunkelflaute ausgleichen, bei der mehrere Tage kein Wind weht und die Sonne nicht scheint. Die vorliegende Studie zeigt, dass die Dunkelflaute durch ein geeignetes Portfolio von Alternativen ohne industrielle Holzverbrennung überbrückt werden kann.

So kann etwa der Ausbau von Energiespeichern und effizienten, nicht-fossilen Alternativen, wie Biogas-Blockheizkraftwerken (mit Biogas aus Reststoffen, nicht aus Intensivlandwirtschaft), die Stromerzeugung aus Biomethan sowie aus grünem Wasserstoff (Power-to-Hydrogen bzw. Power-to-Gas) die Dunkelflaute überbrücken. Sie sind mit deutlich geringeren Emissionen und negativen ökologischen Auswirkungen verbunden. Damit allein ist es aber nicht getan. Es ist außerdem notwendig, den Strombedarf generell zu senken, um die zukünftige Stromversorgung mit einem hohen Anteil an Wind- und Sonnenenergie sicherzustellen.

„Die von der Bundesregierung geförderte Umrüstung auf Holzverbrennung verschlimmert die Klimakrise und verschlechtert den ohnehin besorgniserregenden Zustand unserer Wälder. Es gibt intelligentere und CO2-ärmere Möglichkeiten, die Stromversorgung in Deutschland über das gesamte Jahr sicherzustellen“, sagt NABU-Präsident Jörg-Andreas Krüger.

Die geplante Subventionierung der Holzverfeuerung kann sogar zu einer Laufzeitverlängerung von veralteten Kohle-Kraftwerken und damit zu Lock-In-Effekten führen. Die Erschließung alternativer umwelt- und klimafreundlicher Flexibilitätsoptionen wird so gehemmt. Der NABU fordert daher, umgehend auf die Holzverbrennung in Kraftwerken zu verzichten und eine Umrüstung nicht zu subventionieren. Holzverbrennung sollte zukünftig nicht als klimaneutrale Energie im Rahmen der nationalen und europäischen Gesetzgebung gelten. Stattdessen braucht es eine allgemeine Förderung effizienter nicht-fossiler Alternativen und eine Optimierung beim Stromverbrauch.
Quelle

NABU 2021

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