Österreichische Treibhausgas-Bilanz steigt und steigt
Die Treibhausgas-Emissionen in Österreich sind von 2016 auf 2017 um rund 3,3 Prozent gestiegen und liegen bei 82,3 Mio. Tonnen CO2-Äquivalent. Das bedeutet um rund 2,7 Mio. Tonnen mehr Emissionen als im Jahr 2016.
Die ausschlaggebenden Faktoren sind die Steigerung des Einsatzes fossiler Energieträger im Energie- und Industriebereich sowie im Verkehr und Gütertransport. Die Emissionen aus dem Verkehr sind um ca. 2,9 Prozent gestiegen, der Gebäudesektor legte um rund 1,8 Prozent zu. Ein Emissions-Minus im Vergleich zu 2016 ist hingegen in der Abfallwirtschaft (um 4,2% ) und in der Landwirtschaft (um 1,4%) zu verzeichnen.
2017 sei es also nicht gelungen, das hohe Wirtschaftswachstum vom Einsatz fossiler Energieträger zu entkoppeln, wird in einer Aussendung des Umweltbundesamtes über die österr. Treibhausgas-Bilanz für das Jahr 2017 bilanziert. „Seit dem Jahr 1990 verzeichnen wir im Verkehrssektor eine Steigerung der Treibhausgas-Emissionen in der Höhe von 71,8%. Anreize und Maßnahmen zum Umstieg auf klimaverträgliche Mobilitätsformen sind unumgänglich“, erklärt Umweltbundesamt-Geschäftsführerin Monika Mörth.
Für die Jahre 2013 bis 2020 gelten in Österreich jährliche Höchstmengen für die Freisetzung von Treibhausgasen aus Verkehr, Gebäude, Landwirtschaft, Abfallwirtschaft und allen weiteren Quellen, die nicht im Emissionshandel geregelt sind. Das nationale Klima-Ziel für 2017 wurde laut aktueller Treibhausgas-Bilanz nicht erreicht.
Die tatsächlichen Emissionen dieser Sektoren liegen bei rd. 51,7 Mio. Tonnen und damit um rund 2,1 Mio. Tonnen über dem Zielwert von 49,5 Mio. Tonnen. Auf Basis der aktuellen Zahlen ist eine Erreichung der Klimaziele 2020 ohne zusätzliche Maßnahmen noch nicht gesichert. Und bis 2030 hat Österreich seine Emissionen um 36% gegenüber 2005 außerhalb des Emissionshandels zu reduzieren. Dafür sind weitreichende Transformationsschritte zur Verminderung des Einsatzes fossiler Energie erforderlich.
Umweltschutzorganisationen kritisieren den Klimakurs der Regierung scharf: „Es braucht endlich eine Kehrtwende im Klimakurs der Regierung.” Die klimaschädlichen Treibhausgasemissionen sind das dritte Jahr in Folge gestiegen und haben erstmals die gesetzlichen Höchstwerte für Österreich im Rahmen der EU-Ziele überschritten. In diesem Fall schreibt das österreichische Klimaschutzgesetz vor, umgehend Maßnahmen zu ergreifen, um die Treibhausgase zu reduzieren. Greenpeace fordert die österreichische Regierung in einer Aussendung auf, sofort ein Notfallprogramm zu starten, um dem Negativtrend wirksam gegenzusteuern.
Erst kürzlich warnten hauseigene ExpertInnen der Bundesregierung sowie die Bundesländer vor einem Totalversagen beim Erreichen der nationalen Klimaziele. Vor allem die Maßnahmen im Verkehrsbereich würden bei weitem nicht genügen, um das ohnehin schwache Reduktionsziel von rund 30 Prozent in diesem Sektor zu erreichen.
“Uns bleiben nur mehr zwölf Jahre, um den weltweiten Ausstoß der klimaschädlichen Treibhausgase zu halbieren und so den Klimakollaps zu verhindern. In Österreich gibt es hingegen einen neuen Negativrekord bei den Treibhausgasen. Das ist fatal” und es müsse „unbedingt der öffentliche Verkehr gestärkt werden, etwa durch günstigere Bahntickets oder eine höhere Pendlerpauschale für Öffis.”
„Das ist kein Problem, das man aussitzen kann. Angesichts der schlechten Klimabilanz Österreichs, darf die Bundesregierung den Kopf nicht länger in den Sand stecken“, heißt es auch von Global 2000, die darauf hinweisen, dass der EU-Kommission bis Ende des Jahres ein „Nationaler Energie- und Klimaplan“ vorgelegt werden müsse, der zeigen müsse, wie Österreich seine Klimaziele erreichen wird. Gelingt das nicht, drohen Strafzahlungen von 8 Mrd. Euro. Weiters steht der Beschluss eines „Erneuerbaren-Ausbaugesetzes“ zur Umsetzung des Ziels 100 Prozent erneuerbaren Stroms bis 2030 und die Ausarbeitung einer Wärmestrategie auf dem Programm sowie eine Ökologisierung des Steuersystems.
„Die heute veröffentlichte Treibhausgas-Bilanz 2017 zeigt das Versagen der österreichischen Klimaschutzpolitik“, kritisieren auch die Grünen. Seit Jahren wurde verabsäumt, wirksame Klimaschutzmaßnahmen zu setzen. „Während eine vernünftige und verantwortliche Klimaschutzpolitik zu einer Emissionsreduktion führen müsste, weist die Treibhausgas-Bilanz einen weiteren Anstieg aus. Das kommt einer Unterlassungstäterschaft der jeweiligen Bundesregierungen gleich.“