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pixabay.com | Simon | Unsere Flusslandschaften wurden in den letzten Jahrhunderten intensiv verändert, die Flüsse selbst kanalisiert, gestaut und eingezwängt.

© pixabay.com | Simon | Unsere Flusslandschaften wurden in den letzten Jahrhunderten intensiv verändert, die Flüsse selbst kanalisiert, gestaut und eingezwängt.

Österreichs Flüsse brauchen mehr Platz

Studie zeigt, dass Trendwende ein Muss ist: Bei Hochwassersicherheit und Ökologie droht Österreich sonst der Flussinfarkt.

Die Schäden durch Flusshochwässer in Österreich werden aufgrund des Klimawandels um sagenhafte 464 bis 1.317 Prozent steigen, warnt das Joint Research Centre der EU-Kommission (Studie von 2017). Besonders gefährdet sind Flusstäler unseres Landes, weil hierzulande  seit 1950 jeden Tag zwei Hektar wertvoller Wiesen, Äcker und Auwälder verbaut wurden, in Summe eine Fläche von 435 Quadratkilometern, größer als die Stadt Wien. Dabei sind die verlorenen Flächen nicht nur ökologisch wertvoll, sie können als unverbaute Rückhalteräume auch die Hochwassergefahr senken. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie im Auftrag des WWF, in der die Entwicklung in Österreichs großen Flussräumen erstmals umfassend analysiert wurde. Geht diese Entwicklung ungebremst weiter, droht der Flussinfarkt und eine weiter steigende Hochwassergefahr. Flüsse sind auch wichtige Erholungsgebiete – heute leben 3,7 Millionen Menschen weniger als 2,5 Kilometer von einem Fluss entfernt – das sind 43 Prozent aller Österreicherinnen und Österreicher.
Angesichts der vorliegenden Daten fordert der WWF eine energische Trendwende ein: Der laufende Flächenverbrauch in den Flussräumen muss in Zukunft drastisch auf ein Viertel reduziert werden.

Dramatische Folgen für Mensch und Natur

„Durch den enormen Flächenverbrauch ist die Hochwassergefahr bereits dramatisch gestiegen, denn viele natürliche Überschwemmungsflächen sind unter Beton und Asphalt verschwunden. Diese Flächen fehlen heute, um der steigenden Hochwassergefahr zu begegnen“, skizziert Gerhard Egger vom WWF diese Entwicklung. „Auch viele ehemals häufige Tier- und Pflanzenarten unserer Flusslandschaften haben ihre Lebensräume verloren und sind heute selten und gefährdet“, verweist Egger auf Arten wie Huchen, Flussuferläufer, Tamariske und Amphibienarten wie den Kammmolch.

Trendwende: Die WWF-Flüssevision

Geht die Entwicklung ungebremst weiter, steuert Österreich auf einen Flussinfarkt zu. Bis 2070 würden weitere 211 km2 (+29%) an Siedlungsflächen in den Flussräumen dazu kommen. Der WWF stellt in seiner Studie deshalb ein nachhaltiges Entwicklungsszenario für Österreichs Flüsse vor, die WWF-Flüssevision. „In unserer Flüssevision werden die Ansprüche von Schutzwasserwirtschaft, Ökologie und Erholungsnutzung integriert betrachtet“, erklärt Gerhard Egger.  „Wir zeigen, dass durch die Reduktion des Flächenverbrauchs auf ein Viertel insgesamt 143 Quadratkilometer an potentiellen Überschwemmungsflächen bewahrt werden und den Flüssen rund 56 Quadratkilometer an zusätzlichem Abflussraum zurückgegeben werden können. Dadurch gewinnt Österreich pro Jahr 100 Hektar an intakten Flussräumen als Lebensraum für gefährdete Arten, als Rückhalteraum zur Hochwasser- und Dürre-Vorsorge und als attraktiven Erholungsraum.“

Dringlichkeit Klimawandel

„Eine aktuelle Studie des Joint Research Centre der Europäischen Kommission geht davon aus, dass die Schäden durch Hochwässer in Österreich durch eine Klimaerwärmung um 2°C um über 450 Prozent, bei Erwärmung um 4°C um über 1.300 Prozent steigen werden“, erklärt Egger und folgert: „Es muss dringend mit der Vorsorge gegen zukünftige Katastrophen und den fortschreitenden Artenverlust begonnen werden. Dafür brauchen wir eine gesamtösterreichische Kraftanstrengung, die Politik, Wirtschaft, Länder, Gemeinden und die Landwirtschaft vereint. Dringend nötig sind Instrumente der überörtlichen Raumordnung, um den Flächenverbrauch in den Flussräumen zu kontrollieren, sowie ambitionierte Gewässerschutz- und Revitalisierungsprogramme.“ Große Unterstützung muss auch die Landwirtschaft erhalten, damit die Flächen in den Talräumen Österreichs erhalten bleiben, im Bedarfsfall aber ihre wichtige Retentionsfunktion erfüllen können. 

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Die Studie
Für die Studie wurde die Flächennutzung in den Abflussräumen der 49 größten Flüsse Österreichs von 1870 bis 2010 anhand historischer Karten und Luftbilder untersucht (3.300 Quadratkilometer).

Die Ergebnisse offenbaren die tiefgreifende Veränderung der Flusslandschaften: So ist die Fläche von Gewässern und Uferzonen um 146 Quadratkilometer (31 Prozent) zurückgegangen. Offenlandflächen sind um 25 Prozent geschrumpft. Besonders dramatisch sind die Rückgänge von Wiesen, Mooren und Brachen (Verlust von rund 600 Quadratkilometern). Seit dem Jahr 1980 sinkt auch die intensiv genutzte landwirtschaftliche Fläche deutlich (minus 145 Quadratkilometer).
Enorm gestiegen ist im selben Zeitraum der Anteil von bebautem Gebiet: Siedlungen, Infrastrukturflächen und versiegelte Flächen haben in den letzten 150 Jahren um 500 Prozent (in Zahlen: 721 Quadratkilometer) zugenommen.
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pixabay.com | Neustart | Österreichs Flüsse sind die Lebensadern des Landes.pixabay.com | dimitrisvetsikas1969 | An unseren Flüssen setzt ihm die enorme Verbauung im Flussraum zu. Bei Umsetzung der WWF-Flüssevision wachsen seine potenziellen Lebensräume an Österreichs Flüssen um 161%, sollte sich dagegen der bestehende Trend fortsetzen verliert er fast die Hälfte seines verbliebenen Lebensraumes in unseren Flussräumen.
Quelle

WWF Österreich 2017 | WWF Flüssevision für Österreich. REVITAL Integrative Naturraumplanung GmbH im Auftrag des WWF Österreich. 2017

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