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Steve Nerem/University of Colorado/NASA | Scheinbar unaufhaltsam ansteigende Kurve: So stellt sich die Entwicklung des Meeresspiegels dar, den die Nasa seit 1992 misst.

© Steve Nerem/University of Colorado/NASA | Scheinbar unaufhaltsam ansteigende Kurve: So stellt sich die Entwicklung des Meeresspiegels dar, den die Nasa seit 1992 misst.

Ozeane: Acht Zentimeter höher als 1992

Um acht Zentimeter ist der Meeresspiegel in den vergangenen 20 Jahren gestiegen. Das meldete die US-Raumfahrtbehörde Nasa am Mittwoch.

Die Nasa misst seit 1992 gemeinsam mit europäischen Partnern systematisch die Entwicklung des weltweiten Meeresspiegels.

Dabei steigt der Meeresspiegel nicht überall auf der Welt gleich stark, die acht Zentimeter sind lediglich ein Durchschnittswert. In einigen Regionen vor allem vor asiatischen Küsten sind es 25 Zentimeter, in anderen gehen die Pegelstände sogar zurück, namentlich an der US-Westküste.

Als Grund für den beschleunigten Anstieg des Meeresspiegels nennen die Wissenschaftler die Erwärmung des Wassers – dieses dehnt sich bei steigenden Temperaturen aus – und das massive Abschmelzen des Grönländischen Eisschildes.

Laut den Nasa-Wissenschaftlern legt der Vergleich mit alten Messdaten nahe, dass sich das Tempo des Meeresspiegelanstiegs in den vergangenen 50 Jahren gesteigert hat. Diese Entwicklung dürfte sich in Zukunft weiter verstärken, schätzt der an den Messungen beteiligte Geophysiker Steve Nerem von der University of Colorado.

Bis zum Ende des Jahrhunderts rechnen die Forscher deshalb mit einem weltweiten Meeresspiegelanstieg von durchschnittlich einem Meter. Niedrig gelegene Regionen wie Bangladesch oder pazifische Inselstaaten oder auch Florida sowie Küstenstädte wie Tokio und Singapur drohen dann zu versinken, sagte Michael Freilich, Leiter der Geowissenschaften bei Nasa. Mehr als 150 Millionen Menschen lebten nicht mehr als einen Meter oberhalb des derzeitigen Meeresspiegels, betonte der Forscher. „Schon heute kommt es bei normalem Frühjahrshochwasser in Miami zu schweren Überflutungen, die es vor einigen Jahrzehnten in der Form noch nicht gab.“

„Wir müssen begreifen, dass sich unser Planet nicht nur ändert, sondern dass er bereits verändert ist“, sagte der Nasa-Kryosphärenforscher Tom Wagner. Bei allen Bauvorhaben in Küstenregionen müsse mitberücksichtigt werden, wie sich der Meeresspiegel in den kommenden hundert Jahren voraussichtlich entwickeln werde.

Die Nasa-Schätzungen sind dabei vergleichsweise zurückhaltend. Kürzlich veröffentlichte der renommierte Klimawissenschaftler James Hansengemeinsam mit 16 weiteren Forschern eine Studie, wonach die Eisschilde der Erde zehnmal schneller schmelzen als bislang angenommen. Als Folge komme ein Teufelskreis in Gang: Das schmelzende Wasser verändere die Zirkulation der Ozeane, tiefere Ozeanregionen würden sich erwärmen und Gletscher und Eisschilde von unten weiter schmelzen lassen.

Dadurch, so Hansen und Kollegen, werde der Meeresspiegel in den nächsten 50 Jahren um mehr als drei Meter steigen. Das liegt deutlich über den Nasa-Prognosen und auch über den Prognosen des Weltklimarates. Der IPCC war in seinem jüngsten Sachstandsbericht aus dem Jahr 2013 von 30 bis 90 Zentimetern Plus bis 2100 augegangen.

Quelle

KLIMARETTER.INFO | vk 2015

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