Ozonloch auf der Südhalbkugel bereits größer als Antarktis
Der Copernicus-Atmosphärenüberwachungsdienst wirft momentan ein genaues Auge auf die Antarktis.
Beobachtet wird die Entwicklung des jährlich auftretenden Ozonlochs über dem Südpol, welches dieses Jahr schon die Größe des Kontinents überschritten hat. Nach einer relativ normalen Anfangsphase hat das Loch in der letzten Woche stark an Größe zugelegt und ist bereits größer als 75 % aller Ozonlöcher zu diesem Zeitpunkt im bis 1979 zurückgehenden Datensatz.
Wissenschaftler:innen des Copernicus-Atmosphärenüberwachungsdienst (Copernicus Atmosphere Monitoring Service, CAMS) haben genau die Entstehung und weitere Entwicklung des antarktischen Ozonlochs beobachtet. Am Internationalen Tag zum Schutz der Ozonschicht gibt CAMS einen ersten Statusbericht über den Zustand des Lochs in der Stratosphäre, das jedes Jahr im Frühling auf der Südhalbkugel entsteht, sowie der Ozonschicht, die unsere Erde vor gefährlicher Sonneneinstrahlung schützt. CAMS wird vom Europäischen Zentrum für mittelfristige Wettervorhersage (EZMW) im Auftrag der Europäischen Kommission und mit Mitteln der EU implementiert.
„Das Ozonloch hat sich dieses Jahr zunächst wie erwartet entwickelt“, kommentiert Vincent-Henri Peuch, Direktor des ECMWF Copernicus Atmosphere Monitoring Service. „Es verhielt sich ähnlich wie das Ozonloch letztes Jahr, das ebenfalls im September noch sehr normal war, sich jedoch später in der Saison zu einem der langlebigsten Ozonlöcher in unserem Datensatz entwickelt hat. Nun zeigen unsere Vorhersagen, dass das diesjährige Ozonloch in den letzten Tagen auf eine überdurchschnittliche Größe angewachsen ist. Der Polarwirbel ist relativ stabil und die Temperaturen in der Stratosphäre niedrig. Wir könnten es also dieses Jahr wieder mit einem sehr großen und potenziell sehr tiefen Ozonloch zu tun haben.“
Das operative Monitoring der Ozonschicht von CAMS nutzt Computermodelle in Kombination mit Satellitenbeobachtungen, ähnlich wie es bei Wettervorhersagen gemacht wird, um ein möglichst ganzheitliches, dreidimensionales Bild über den Status des Ozonlochs zu bekommen. Dafür bedient sich CAMS verschiedener vorhandener Informationen und kombiniert diese. Ein Aspekt der Analyse besteht aus der Hinzunahme von Beobachtungen des Ozons in Säulen durch Messungen im sichtbaren und ultravioletten Bereich des Sonnenspektrums. Diese Beobachtungen sind von hoher Qualität, können jedoch keine Daten in Regionen aufzeichnen, die während der Polarnacht im Dunklen liegen. Darüber hinaus werden auch andere Beobachtungen genutzt, die wichtige Informationen über die vertikale Struktur der Ozonschicht liefern, jedoch im horizontalen Bereich nur begrenzt Informationen bieten. Durch die Kombination von insgesamt fünf unterschiedlichen Informationsquellen mit modernen Modellierungsprogrammen bekommt CAMS ein ganzheitliches, detailliertes Bild der Ozonverteilung mitsamt durchgängigen Werten im Querschnitt, im horizontalen Bereich sowie deren Dynamiken.
CAMS gleicht als operativer Service kontinuierlich die Qualität seiner Informationsprodukte mit tatsächlichen Beobachtungen ab. Bezüglich seiner Ozonvorhersagen überprüft CAMS seine Systemergebnisse mit Messungen von Ozonsonden, die in der Antarktis von verschiedenen internationalen Organisationen erhoben werden. Diese Maßnahmen zur Qualitätssteigerung ist ein wichtiger Bestandteil für die Weiterentwicklung der Computermodelle des EZMW.
Im Frühling der südlichen Hemisphäre entsteht jedes Jahr ein Ozonloch über der Antarktis. Es erreicht üblicherweise sein Maximum Mitte September bis Mitte Oktober. Wenn im späteren Verlauf der Saison die Temperaturen in der Stratosphäre zu steigen beginnen, lässt der Ozonabbau jedoch nach, der Polarwirbel wird erst schwächer bis er gänzlich zusammenbricht. Bis Dezember erholen sich normalerweise die Ozonwerte wieder auf ihr normales Niveau.
Der Internationale Tag zum Schutz der Ozonschicht wurde von den Vereinten Nationen ins Leben gerufen, um an den Vertragsabschluss des Montreal Protokolls 1987 durch 196 Staaten sowie der EU zu erinnern. Im Montreal Protokoll wurden die häufigsten Ozon-abbauenden Stoffe verboten.
Seit dem Verbot dieser Halogenkohlenwasserstoffe zeigt die Ozonschicht erste Anzeichen der Erholung. Allerdings ist es ein langsamer Prozess, der bis in die 2060er oder 2070er andauern wird, ehe die ozonschädigenden Substanzen vollständig abgebaut sein werden. Daher ist eine kontinuierliche Überwachung der Ozonschicht unverzichtbar, um sicherzustellen, dass das Montreal Protokoll weiter durchgesetzt wird.
- Weitere Informationen zum diesjährigen Ozonloch | Weitere Informationen zum momentanen Status des Ozonlochs und weitere Animationen
- Website des Copernicus Atmosphere Monitoring Service | Website des Copernicus Climate Change Service
- Informationen zum Copernicus Programm | Website ECMWF