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Schwelle überschritten: 2019 globaler Temperaturanstieg von 1,1 Grad

Erstmals ist die globale Durchschnittstemperatur seit dem Industriezeitalter um mehr als ein Grad angestiegen, um 1,1 Grad Celsius plus oder minus 0,1.

Die Weltklimaorganisation WMO hat in ihrem auf den neuesten Daten von vielen Forschungseinrichtungen basierenden Bericht über das Klima 2019 festgestellt, dass vergangenes Jahr das zweitwärmste seit Beginn der Aufzeichnungen war, die letzten 5 Jahre waren die wärmsten, 2000-2019 das bislang wärmste Jahrzehnt und seit 1980 war jedes Jahrzehnt wärmer als das vorausgegangene. Das zeigt nachdrücklich, dass es sich 2019 um keinen Ausrutscher handelt, sondern es einen kontinuierlichen Temperaturanstieg gibt. Ohne den El-Nino-Effekt im Jahr 2016 wäre 2019 das wärmste Jahr geworden.

Erstmals ist die globale Durchschnittstemperatur seit dem Industriezeitalter um mehr als ein Grad angestiegen, um 1,1 Grad Celsius plus oder minus 0,1. Nur im zentralen Nordamerika war die Temperatur letztes Jahr unter dem Durchschnitt, ansonsten gab es Gebiete in Australien, Alaska, Nordrussland, Osteuropa und Südafrika, in denen die Temperatur 2 Grad und mehr über dem Durchschnitt lag.

„Wir sind jetzt weit davon entfernt, das 1,5- oder das 2-Grad-Ziel zu erreichen, das im Pariser Klimaabkommen gefordert wird“, sagt UN-Generalsekretär Antonio Guterres. Es müsse jetzt schnell gehandelt werden. WMO-Generalsekretär Petteri Taalas weist darauf hin, dass der Januar wieder der wärmste seit Beginn der Aufzeichnungen war. Zudem sei der Winter in großen Teilen der nödlichen Hemisphäre ungewöhnlich mild gewesen: „Rauch und Luftverschmutzung von den verheerenden Bränden in Australien zogen um den Globus und versursachten ein Hoch der CO2-Emissionen. Die berichteten Rekordtemperaturen in der Antarktis waren begleitet von einer großflächigen Eisschmelze und dem Zerfall eines Gletschers, was sich auf die Erhöhung des Meeresspiegels auswirken wird.“

Auch 2019 ist der Ausstoß an Treibhausgas-Emissionen weiter angestiegen. Die Konzentration der CO2-Emissionen liegt 147 Prozent über dem Wert vor der Industrialisierung (1750), die von Methan um 259 und die von Stickstoff um 123 Prozent. Die WMO warnt gestern, dass sie auch weiter steigen werden, 2020 gebe es noch kein Zeichen für einen Rückgang. Gut möglich ist, dass die Coronavirus-Epidemie wie die Wirtschaftskrise 2008/2009 vorübergehend den Ausstoß an Treibhausgasen durch ein Schrumpfen der Wirtschaft senkt. Das könnte aber auch dazu führen, dass die Anstrengungen für eine Energiewende zurückgehen, weil die Gelder weniger werden und es andere Prioritäten gibt, und es nach dem Ende der Epidemie bzw. der Maßnahmen umso schneller wieder nach oben geht, wie das auch nach der Wirtschaftskrise der Fall war.

Dürren, Überschwemmungen, Hunger, Klimaflüchtlinge
Auswirkungen hat die von den Treibhausgasen vorangetriebene Klimaerwärmung auf die Meere. Sie nahmen 90 Prozent der überschüssigen Energie des Klimasystems auf und erwärmten sich 2019 bis in eine Tiefe von 2 km, tiefer als die Rekordwerte des vorhergehenden Jahres. Die Meere versauern und der Sauerstoffgehalt sinkt. Alles bedroht die bestehenden marinen Ökosysteme. Die Eisfläche in der Arktis ebenso wie in Grönland schrumpft, die Eisbedeckung der Antarktis war bis 2016 langsam angestiegen, sank dann aber abrupt und hält sich jetzt vorerst auf niedrigem Niveau. Auch die Gletscher weltweit schrumpfen seit 32 Jahren.

Hitzewellen gab es 2019 in Australien, Indien, Japan und Europa, die auch die Sterblichkeit ansteigen ließen und Erreger wie das Dengue-Virus weiter verbreiteten. In den Niederlanden und Belgien erreichten die Temperaturen 40 Grad, in Paris gab es einen Rekord von 42,6 Grad. Dazu kamen Dürren in Australien, Tasmanien, Südafrika, Südostasien, Zentralamerika und Teilen Südanerikas, mitunter gefolgt von schweren Niederschlägen und Überschwemmungen. Die Folgen der Klimaerwärmung sind Lebensmittelengpässe, Hunger und Unterernährung steigen seit 2015 wieder an. 33 Länder waren von Lebensmittelkrisen 2018 betroffen. In 26 Ländern seien Klimaveränderungen und Wetterextreme zusammen mit Wirtschaftsproblemen und Konflikten die Ursache gewesen, in 12 davon ausschließlich Klimaveränderungen und Wetterextreme. Vor allem Wirbelstürme und Überflutungen haben die Zahl der Flüchtlinge von 17 Millionen 2018 auf 20 Millionen ansteigen lassen.

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2020 Heise Medien | Anomalie der Oberflächenlufttemperatur für Februar 2020 im Vergleich zu 1981-2010
Quelle

Florian Rötzer | Heise Medien GmbH & Co. KG | 2020

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