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Depositphotos.com | filmfoto | Hitze Feld

© Depositphotos.com | filmfoto | Zum Ende des Sommers bekamen wir noch einen Eindruck von dem, was kommt.

Tatsächlich: Es war der heißeste Sommer

Der Eindruck von einem durchwachsenen Sommer in Deutschland trügt. Weltweit waren die Temperaturen von Juni bis August auf gefährlichem Rekordkurs. Wetterextreme werden weiter zunehmen, auch weil viel zu wenig Klimaschutz stattfindet.

Der Sommer hat sich am Wochenende verabschiedet, zumindest hierzulande. Über weite Strecken kam er uns wie der typisch deutsche Sommer vor. Erst zu kühl, dann immer wieder Regen – und nur selten mal so richtig heiß.

Das zeigt allerdings, wie stark sich unser Empfinden im Zuge des Klimawandels bereits verändert hat. Denn tatsächlich war der (meteorologische) Sommer in Deutschland „deutlich zu warm“, wie der Deutsche Wetterdienst (DWD) in Offenbach jüngst in seiner Bilanz für die Monate Juni, Juli und August meldete.

Und weltweit war der Sommer 2024 sogar der heißeste seit Beginn der Aufzeichnungen – und das Jahr war bisher begleitet mit zahlreichen Extremwetter-Ereignissen.

Neue Hitzerekorde wie während der extremen Hitze- und Trockenjahre 2018 bis 2020 sowie 2022 gab es hierzulande in diesem Sommer nicht. Man erinnere sich, die absolute Maximaltemperatur war am 25. Juli 2019 am Niederrhein in Tönisvorst sowie Duisburg-Baerl mit 41,2 Grad gemessen worden.

Doch auch diesmal lag das Temperaturmittel des gesamten Sommers mit 18,5 Grad um 2,2 Grad über dem Wert der international gültigen 30-Jahre-Vergleichsperiode 1961 bis 1990, und selbst im Vergleich zur aktuellen und wärmeren Referenzperiode 1991 bis 2020 betrug die Abweichung nach oben noch 0,9 Grad. Die bundesweit höchste Sommertemperatur wurde vom DWD am 13. August mit 36,5 Grad gemessen, und zwar in Bad Neuahr-Ahrweiler in Rheinland-Pfalz.

El Niño ist abgeflaut

Die Meldung zum heißesten Sommer weltweit kam jetzt vom europäischen Erdbeobachtungsprogramm Copernicus. Danach lag die globale Durchschnittstemperatur für Juni bis August um 0,69 Grad über dem Durchschnitt der Periode 1991 bis 2020, was die höchste Abweichung seit Beginn der Aufzeichnungen war. Der bisherige Rekord vom Sommer 2023 mit einem Plus von 0,66 Grad wurde damit knapp übertroffen.

Hinzu kommt, dass die globale Durchschnittstemperatur für die vergangenen zwölf Monate, also September 2023 bis August 2024, die höchste war, die jemals für einen solchen Zeitraum gemessen wurde. Der Copernicus Climate Change Service (C3S) erwartet daher, dass 2024 „das wärmste Jahr aller Zeiten wird“, wie die Vizedirektorin des von der EU finanzierten Dienstes, Samantha Burgess, sagte.

Eine ähnliche Serie von Monats-Rekorden hatte es zuletzt in den Jahren 2015 und 2016 gegeben. Auch damals spielte das alle paar Jahre auftretende Wetterphänomen El Niño eine Rolle, das die mittlere globale Temperatur nach oben drückt: Es bewirkt, dass der Pazifik die zuvor dort eingespeicherte Wärme wieder abgibt.

Allerdings lag die globale Temperatur damals „erst“ 1,3 und nicht schon 1,5 Grad über dem vorindustriellen Niveau wie heute. Der jetzt abgeflaute El Niño war der stärkste, den die Menschheit bisher erlebt hat – mit Meerestemperaturen auf Rekordniveau, einer massiven Korallenbleiche und einer Jahrhundert-Dürre am Amazonas.

Klima-Fachleute erwarten, dass die El-Niño-Gegenspielerin La Niña demnächst übernimmt, die niedrigere Temperaturen mit sich bringt, allerdings nur vorübergehend.

Immer mehr Extremwetter

Die C3S-Expertin Burgess warnte denn auch, dass die temperaturbedingten Extremereignisse nur ein Vorgeschmack auf die weitere Entwicklung seien. Sie würden „noch intensiver werden, mit noch verheerenderen Folgen für die Menschen und den Planeten, wenn wir nicht dringend Maßnahmen zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen ergreifen“, sagte die Geowissenschaftlerin.

Tatsächlich brachte das Jahr 2024 bisher bereits eine bedenkliche Häufung von extremen Wetterereignissen. So verzeichnete Indien im Mai und Juni Hitzewellen mit teils über 50 Grad, während denen auch die Parlamentswahl abgehalten werden musste. Im saudi-arabischen Mekka war es während der Hadsch bis zu 51,8 Grad heiß, 1.300 Pilger sollen dabei gestorben sein.

Extreme Dürren teils mit verheerenden Waldbränden wurden aus Griechenland und Sizilien sowie aus dem südlichen Afrika gemeldet, sogenannte Hitzeglocken gab es in Mexiko und den USA.

Umgekehrt verzeichnete zum Beispiel das diesmal nur gering von Hitze betroffene Deutschland andere Extreme. So war die Periode von August 2023 bis Juli 2024 laut DWD der Zwölf-Monats-Zeitraum mit den höchsten jemals gemessenen Niederschlägen – im Schnitt 1.030 Millimeter.

Die starken und andauernden Regenfälle führten dabei auch zu Überschwemmungen, so im Juni in Baden-Württemberg und Bayern. Die Versicherer taxierten den Schaden auf zwei Milliarden Euro.

Das alles zeigt: Der uns halbwegs „normal“ erscheinende Sommer hierzulande sollte niemanden in Sicherheit wiegen, der Klimawandel werde schon nicht so dramatisch. Bisher zeichnet sich nämlich keine Trendwende bei den globalen Emissionen ab, was eine Verringerung des Erwärmungstempos mit sich bringen würde.

Nach Schätzungen des wissenschaftlichen „Global Carbon Project“ wurde 2023 die Rekordmenge von 40,7 Milliarden Tonnen CO2 in die Atmosphäre entlassen. Das waren 1,1 Prozent mehr als 2022 und sogar 14 Prozent mehr als im Jahr 2015, als der Pariser Klimavertrag abgeschlossen wurde.

Die darin angepeilte dauerhafte Grenze von 1,5 Grad globaler Erwärmung ist ohne eine drastische Reduktion der Treibhausgas-Mengen schon bis 2030 nicht zu halten, und das ist nicht in Sicht. Bei den derzeitigen Trends dürfte sogar die zweite „Sicherheitslinie“ von zwei Grad bereits bis Mitte des Jahrhunderts gerissen werden.

Quelle

Der Bericht wurde von der Redaktion „klimareporter.de“ (Joachim Wille) 2024 verfasst – der Artikel darf nicht ohne Genehmigung (post@klimareporter.de) weiterverbreitet werden! 

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