Ukraine: Jeden Tag stirbt ein Kind
Jeden Tag stirbt mindestens ein Kind im Ukraine-Krieg und täglich werden Minenunfälle gemeldet, berichtet Save the Children am heutigen internationalen Tag zur Aufklärung über die Minengefahr. Jedes achte Minenopfer ist ein Kind.
Nach Angaben der Vereinten Nationen wurden seit der Eskalation des Krieges im Februar letzten Jahres in der Ukraine 758 Menschen durch Minen und Kampfmittelrückstände verletzt oder getötet – knapp 12 Prozent der Opfer waren Kinder.
Insgesamt wurden seit Februar 2022 mindestens 501 Kinder in der Ukraine durch Kampfhandlungen getötet und 991 verletzt. Es wird jedoch befürchtet, dass die tatsächliche Zahl wesentlich höher ist. Die meisten Todesfälle wurden in den Regionen Charkiw und Donezk gezählt, wo seit Februar letzten Jahres ununterbrochen gekämpft wird.
Bereits zuvor war die Ukraine eines der am stärksten mit Minen belasteten Länder der Welt. Seitdem hat sich die Zahl der verminten Flächen verzehnfacht und nimmt nun 30 Prozent oder rund 180.000 Quadratkilometer der Landesfläche ein – ein Areal so groß wie der US-Bundesstaat Florida. Allein in den letzten anderthalb Monaten gab es 126 nachgewiesene Minenopfer; durchschnittlich drei getötete oder verletzte Zivilisten pro Tag.
„Jetzt, wo sich der Frühling nähert, ist es schockierend, dass Kinder, die draußen spielen und sich treffen möchten, einer ständigen tödlichen Gefahr ausgesetzt sind“, sagt Sonia Khush, die Länderdirektorin von Save the Children in der Ukraine. „Ob es sich um herumliegende Explosivwaffen handelt, die sie beim Spielen aufheben, oder um eine Mine, die unter ihnen explodiert, all dies kann zu dauerhaften Verletzungen oder sogar zum Tod führen. Landminen machen keinen Unterschied zwischen einem Kind und einem Soldaten – ihr Einsatz verstößt gegen internationales Recht, stellt eine große Gefahr für Kinder dar und behindert zudem die Möglichkeit, humanitäre Hilfe dorthin zu bringen, wo sie am dringendsten benötigt wird.“
Um Kinder über die Risiken von Explosivwaffen aufzuklären, verteilt Save the Children Informationsbroschüren und führt landesweit Aufklärungsveranstaltungen in Schulen durch. „Zuallererst müssen wir den Kindern vermitteln, dass es keine sicheren Explosivwaffen gibt. Sie sind alle gefährlich, es ist verboten, sich ihnen zu nähern und sie zu berühren. Wir bringen den Kindern bei, wie sie kontaminierte Gebiete oder einzelne Sprengkörper erkennen können und was zu tun ist, wenn sie welche entdecken“, sagt Yevhen vom ukrainischen Minenräumverband.
„Wir werden mit diesem Problem noch sehr lange leben“, sagt die 16-jährige Olha*, eine Schülerin aus der Region Kyjiw. „Jeder Mensch, der hier lebt, sollte verstehen, dass es sehr gefährlich ist und sollte die Regeln kennen, die sein Leben retten können.“
Mehr als zehn Millionen Menschen in der Ukraine benötigen nach Angaben des Minenräumdienstes der Vereinten Nationen (UNMAS) Hilfe bei der Minenräumung und der Unterstützung der Opfer.
Save the Children fordert den Einsatz von Explosivwaffen mit großflächiger Wirkung in bewohnten Gebieten einzustellen und bei der Planung und Durchführung von militärischen Aktivitäten die Auswirkungen auf die Zivilbevölkerung zu berücksichtigen. Minen und andere Explosivwaffen stellen eine ernste Gefahr für Kinder dar und behindern die Entwicklungsmöglichkeiten der von Minen betroffenen Gebiete.
* Name zum Schutz geändert
- Nach Angaben des Büros des Hohen Kommissars der Vereinten Nationen für Menschenrechte (OHCHR) wurden bis zum 3. April 2023, 758 zivile Opfer durch Minen und explosive Kampfmittelrückstände verzeichnet. Bis zum 15. Februar 2023, wurden 632 solcher Opfer verifiziert. 745-632=126/46 [Anzahl der Tage in der Zeitspanne] = 2,73 durch Minen oder Kampfmittelrückstände getötete oder verletzte Menschen pro Tag.