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Depositphotos.com | Igor-SPb | Öltanker

© Depositphotos.com | Igor-SPb | Öl wird auf See von einem Schiff in ein anderes gepumpt. Bei dieser Methode kann leicht Öl auslaufen.

Der Handel mit Öl aus Russland geht weiter

Russisches Öl wird vermehrt nach Asien verschifft. Auch europäische Reedereien profitieren von dem Handel, der Geld nach Russland spült. Der Transport birgt hohe Risiken. Experten befürchten eine Ölkatastrophe auf den neuen Handelswegen.

In Reaktion auf den russischen Angriff auf die Ukraine verhängte die EU Importsanktionen auf russisches Öl. Doch über Umwege gelangt es noch immer auf den europäischen Markt.

So werden nicht nur die Sanktionen umgangen, sondern auch unnötige Klimakosten verursacht. Das Risiko einer Ölkatastrophe sei zudem hoch. Das zeigen Recherchen des europäischen Journalistenteams Investigate Europe und des griechischen Rechercheteams Reporters United.

Mit russischem Erdöl handeln

Europäische Rohstoffhändler arbeiteten weiter mit russischen Ölfirmen zusammen, und das in erheblichem Umfang. Zwar importierten sie offiziell kein russisches Öl mehr. Doch der Handel mit Ölproduktion aus Russland ist nicht direkt von den Sanktionen betroffen.

Solange die Preisobergrenze von 60 Euro pro Fass Rohöl nicht überschritten und das Öl nicht direkt in die EU verkauft werde, sind die Transaktionen legal. Auch, wenn sie den Krieg mitfinanzierten, schreibt Investigate Europe.

Umladen auf offener See

Da russische Firmen Europa als direkten Kunden verloren haben, exportieren sie vermehrt Öl nach Asien. Das führe unter anderem dazu, dass mehr große Öltanker tausende Kilometer nach Indien oder China fahren, wo das Öl nun verstärkt gekauft wird.

Dies habe zur Folge, dass mehr Öl auf offener See von einem Schiff ins andere gepumpt werde. Es sei billiger, als Schiffe in Häfen einlaufen zu lassen. Außerdem, so das Rechercheteam, könne so potenziell die Herkunft des Öls verschleiert werden.

Das Umladen auf offener See wird Schiff-zu-Schiff-Transfer genannt, kurz STS. Diese Art des Umladens sei riskant, denn Lecks träten deutlich häufiger auf als beim Umladen in Häfen. STS seien zwar strikt reguliert. Allerdings gelten Regulierungen nur, wenn sie in Hoheitsgewässern von Ländern stattfänden.

Risiko für Klima und Umwelt

Genau hier liegt das Problem. Denn auf offener See können Schiffe ungehindert ohne ausreichende Sicherheitsvorkehrungen Öl umladen. Der Handel mit Asien und somit auch der STS-Transfer hätten rasch zugenommen, da Schiffe weitere Strecken mit ihrer Fracht überbrücken müssten.

Hinzu komme, dass gerade der schnelle Aufbau dieser neuen Routen und die geringe Transparenz dazu führe, dass alte, oftmals schlecht gewartete Schiffe eingesetzt werden würden. Dies erhöhe die Wahrscheinlichkeit einer Ölkatastrophe weiter. Mehr noch, diese Schiffe seien häufig nicht mehr versichert. Dies würde es im Falle eines Unfalls erschweren, einen zahlungsfähigen Verantwortlichen zu finden, der für den Schaden aufkomme.

Die EU tut derzeit nichts gegen den florierenden Handel, so Investigate Europe. Das liege auch daran, dass die Reedereien viel Geld mit dem Öltransport machten. Doch Experten seien sich sicher: Früher oder später werde bei einem Schiff dieser Schattenflotte Öl auslaufen.

Quelle

Der Bericht wurde von der Redaktion “energiezukunft“ (jb) 2023 verfasst – der Artikel darf nicht ohne Genehmigung weiterverbreitet werden! | energiezukunft | Heft 34/2022 | „Die Kraft der Kommunen“ |  Jetzt lesen | Download

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