Emissionen aus deutschem Braunkohletagebau vermutlich hundertfach höher als offiziell gemeldet
Unterschätzte Methan-Emissionen – Neue Studie von DUH und Ember Climate: Braunkohletagebau in Deutschland könnte 184-mal mehr klimaschädliche Methan-Emissionen verursachen als bekannt.
Die klimaschädlichen Methan-Emissionen aus dem Braunkohletagebau in Deutschland werden von den zuständigen Aufsichtsbehörden sowie in den Treibhausgasinventaren und Projektionsberichten der Bundesregierung massiv unterschätzt. Das belegt eine neue Studie, die die Deutsche Umwelthilfe (DUH) und Ember Climate gemeinsam veröffentlicht haben. Demnach könnte der Braunkohletagebau in Deutschland 184-mal mehr Methan emittieren als offiziell angegeben.
Das erhöht den Druck auf die Bundesregierung, die heute im EU-Parlament zur Abstimmung stehende Methan-Verordnung schnell und konsequent umzusetzen. Um die Verpflichtungen aus dem Global Methane Pledge, der eine Minderung der Emissionen um 30 Prozent bis 2030 vorsieht, zu erfüllen, reicht das aus Sicht der DUH aber noch nicht aus. Deswegen fordert die Umwelt- und Verbraucherschutzorganisation eine nationale sektorenübergreifende Methanminderungsstrategie mit konkreten Zielen und Maßnahmen, insbesondere auch für die Landwirtschaft.
Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der DUH: „Um die 1,5-Grad-Grenze noch einzuhalten, müssen die weltweiten Methan-Emissionen massiv sinken. Die Bundesregierung hat sich mit dem Global Methane Pledge dazu verpflichtet, hierzu einen Beitrag zu leisten. Doch das ist nur ein leeres Versprechen, solange Deutschland gleichzeitig einen wesentlichen Teil seiner Emissionen um einen möglicherweise dreistelligen Faktor zu niedrig angibt. Wir brauchen dringend eine unabhängige Messoffensive, vor allem bei der Braunkohle, wo die Verfehlung besonders groß ist. Das Methan-Problem betrifft aber auch andere Sektoren, insbesondere die Landwirtschaft. Deswegen fordern wir die Bundesregierung auf, sich nicht auf den Regelungen der EU-Methanverordnung auszuruhen, sondern schnellstmöglich eine sektorenübergreifende Minderungsstrategie vorzulegen.“
Satellitenbilder belegen besonders hohe Methan-Emissionen aus den Tagebauen Hambach und Welzow-Süd sowie aus den Tagebauseen des Lausitzer Seenlands. Die offizielle Emissionsberichterstattung basiert auf Zahlen des RWE-Tochterunternehmens Rheinbraun AG aus den 80er Jahren. Danach gibt Deutschland an, nur ein Prozent der Methan-Emissionen aus Braunkohle in der EU auszustoßen – obwohl es für 44 Prozent der Produktion des fossilen Brennstoffs verantwortlich ist.
Sabina Assan, Methan-Analystin bei Ember Climate: „Die deutschen Braunkohletagebaue sind noch viel schmutziger, als die Regierung denkt. Als ‚Champion‘ des Global Methane Pledge sollte Deutschland konsequent Methanmessungen und -minderungen umsetzen. Stattdessen fliegt das Land beim zweitgefährlichsten Klimagas im Blindflug. Die Informationslücke zwischen geschätzten und tatsächlichen Emissionen zu schließen, ist der erste Schritt zur Reduzierung der Methan-Emissionen und damit ein wichtiger Hebel im Kampf gegen die Klimakrise.“
Methan ist der zweitgrößte Treibhausgasverursacher und heizt die Klimakrise massiv an. Gleichzeitig schadet Methan als Vorläuferstoff von bodennahem Ozon der menschlichen Gesundheit und der Umwelt. Trotzdem hat die Bundesregierung bislang keine Methanminderungsstrategie vorgelegt und nur 30 Prozent der Befragten in Deutschland wissen laut einer aktuellen Umfrage des Global Methane Hub um den verheerenden Einfluss von Methan auf das globale Klima, die Luftqualität und die Gesundheit. Dies spiegelt nicht zuletzt die mangelhafte Kommunikation der Bundesregierung diesbezüglich wider.
- Studie: Urgency to update Germany’s coal mine methane emission factor 3 MB
- Zusammenfassung der Studie: Unterschätzte Methan-Emissionen 348 KB
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