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WikimediaCommons | remistokopf | Das Kernkraftwerk Fessenheim am Oberrhein ist endgültig heruntergefahren worden. Bis es demontiert ist, werden aber noch Jahrzehnte vergehen.

© WikimediaCommons | remistokopf | Das Kernkraftwerk Fessenheim am Oberrhein ist endgültig heruntergefahren worden. Bis es demontiert ist, werden aber noch Jahrzehnte vergehen.

Fessenheim endgültig vom Netz

Frankreichs ältester Atommeiler in Fessenheim ist nach 43 Jahren stillgelegt worden. Die Regierung in Paris will trotzdem an der Kernkraft festhalten. Das Argument: Sie schütze das Klima und liefere billigen Strom. Das neue AKW in Flamanville ist freilich ein Milliardengrab.

Kurz vor dem Ende schlug noch einmal der Blitz ein. Zwar nicht in das Pannen-Atomkraftwerk Fessenheim selbst, sondern in das Hochspannungsnetz des Verwaltungsbezirks Haut-Rhin, in dem es liegt. Der letzte noch am Netz befindliche Reaktor des AKW schaltete sich daraufhin am vergangenen Freitag automatisch ab.

Es könnten sich Dampfwolken über der Anlage bilden, teilte der Betreiber EDF mit, und, zur Beruhigung der Bürger, die seien dann aber nicht radioaktiv. Die Sicherheit sei durch die Schnellabschaltung nicht gefährdet gewesen.

Frankreichs ältestes AKW wurde dann wieder hochgefahren, um Strom zu produzieren – doch nur für ein paar Stunden. In der Nacht zum Dienstag wurde es nach 43 Jahren Betrieb endgültig abgeschaltet. Der erste der beiden Druckwasserreaktoren auf dem Kraftwerksgelände am Oberrhein ist bereits seit Ende Februar stillgelegt.

Die Bundesregierung und das Land Baden-Württemberg begrüßten das Aus für das AKW, das wegen zahlreicher Pannen und der Lage im erdbebengefährdeten Oberrheingraben von Anfang an umstritten war. „Die ganze Region wird sicherer“, sagte in Stuttgart Umweltminister Franz Untersteller (Grüne).

Auch Umweltverbände freuten sich. Der BUND-Vorsitzende Olaf Bandt zeigte sich „erleichtert“. Frankreich habe seit dem Start von Fessenheim „mit dem Risiko gelebt, eine ganze Region unbewohnbar zu machen“.

Beschäftigte, Politiker und Anwohner im Elsass hingegen hatten lange für die Erhaltung des Kraftwerks gekämpft. Sie fürchteten um die Jobs, die mit dem Kraftwerk zusammenhängen, und die Steuereinnahmen.

Die Stilllegung des AKW war 2012 vom damaligen französischen Staatspräsidenten François Hollande angekündigt, dann jedoch immer wieder verschoben worden. Nun vollzieht sein Nachfolger Emmanuel Macron den Schritt – und das, obwohl er eigentlich ein Fan der Atomkraft ist.

Der Nuklearsektor sei „einer der großen technologischen und wirtschaftlichen Trümpfe Frankreichs“, meint der liberale Präsident. Man werde diese Karte nicht aus der Hand geben, sie vielmehr stärken. Die Atomkraftwerke lieferten „CO2-freie und günstige Energie“, die den Franzosen europaweit die niedrigsten Strompreise sichere.

Immer noch 70 Prozent Atomstrom

Auch nach dem Aus für Fessenheim wird der Atomstromanteil in Frankreich noch bei über 70 Prozent liegen – es ist der höchste Anteil weltweit. Nach den aktuellen Plänen soll er bis 2035 auf 50 Prozent sinken, geplant ist, weitere zwölf Reaktoren abzuschalten. Nach einem früheren Beschluss sollte diese Marke bereits 2025 erreicht werden.

Beim Ausbau der erneuerbaren Energien setzt Frankreich vor allem auf Windenergie an Land und auf See sowie auf Biogas. Die letzten Kohlekraftwerke sollen 2021 vom Netz gehen.

Die Regierung verlängerte im vorigen Jahr die Laufzeiten von rund 70 Prozent der vorhandenen AKW über die von den Herstellern vorgesehenen 40 Jahre hinaus.

Das war unter anderem eine Reaktion auf Probleme, die Altmeiler durch eine neue AKW-Generation, den „European Pressurized Reactor“ (EPR), zu ersetzen. Das erste Projekt dieses Typs in Flamanville am Ärmelkanal soll 2022 nach zehnjähriger Verspätung und dann 15-jähriger Bauzeit sowie einer Kostensteigerung von 3,3 auf zuletzt über 15 Milliarden Euro ans Netz gehen.

Das AKW in Fessenheim war 1977 trotz Protesten der Anfang der 1970er Jahre im Dreiländereck Deutschland-Frankreich-Schweiz entstandenen Anti-AKW-Bewegung ans Netz gegangen. Die parallelen AKW-Projekte in Whyl (Baden) und in Kaiseraugst (Kanton Aargau) wurden damals wegen des starken Widerstandes aufgegeben, nicht so Fessenheim.

Die Stilllegung stellt nun den von den damaligen Anti-Atom-Kämpen erhofften Zustand wieder her. Bis das Fessenheim-Werk wieder zu grünen Wiese wird, werden allerdings noch rund 20 Jahre vergehen. So lange dauert der Abriss einschließlich Planung.

Wertschöpfung für die Region und neue Jobs für die Region soll unterdessen ein deutsch-französischer „Innovationspark“ bringen, der bei Fessenheim geplant ist. Hier sollen auch Projekte zu nachhaltiger Energiegewinnung angesiedelt werden.

Quelle

Der Bericht wurde von
der Redaktion „klimareporter.de“ (Joachim Wille) 2020 verfasst – der Artikel
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