Klimakrise wird Industrienationen hart treffen
Die Umweltorganisation Oxfam wendet sich mit einer klaren Forderung an den G7-Gipfel. Die dort versammelten Industriestaaten müssen schneller und mehr CO2 reduzieren. Andernfalls drohen Schäden in Billionenhöhe.
Noch immer wird beim Klimaschutz gefeilscht als hätten wir eine Alternative. Doch dem ist nicht so. Tun wir nichts und wirtschaften weiter wie bisher, kommen noch viel höhere Kosten auf uns zu – ganz abgesehen von menschlichem Leid, Hunger, Naturkatastrophen und Heimatverlust.
Auf die gravierenden Folgen für die Wirtschaft hat die Hilfsorganisation Oxfam hingewiesen. Grundlage bildeten Daten der Schweizerischen Rückversicherungsgesellschaft Swiss Re. Demnach könnte die Klimakrise die G7-Staaten im Jahr 2050 durchschnittlich 8,5 Prozent ihrer jährlichen Wirtschaftsleistung kosten. Der Verlust beliefe sich insgesamt auf 4,8 Billionen Dollar. Oxfam fordert, dass sich die G7-Länder bei ihrem Gipfeltreffen zu schnelleren und stärkeren CO2-Emissionsreduktionen verpflichten.
Swiss Re hat analysiert, wie die Klimakatastrophe die Volkswirtschaften negativ beeinflussen wird: Durch schleichende, chronische Risiken wie Hitzestress und andere gesundheitliche Auswirkungen, den Anstieg des Meeresspiegels und die Verringerung landwirtschaftlicher Produktivität. Es wird erwartet, dass alle 48 Länder, die in der Studie vorkommen, wirtschaftliche Einbußen erleben werden.
Andere Länder noch härter betroffen
Viele Länder werden davon sogar weitaus stärker betroffen sein als die G7. Beispielsweise könnte Indiens Wirtschaftsleistung 2050 um 27 Prozent geringer ausfallen als ohne die Klimakrise. Für die Philippinen wird ein Verlust von 35 Prozent prognostiziert, Kolumbien wird voraussichtlich 16,7 Prozent verlieren.
Eine aktuelle Studie der Weltbank geht davon aus, dass bis 2030 zwischen 32 und 132 Millionen Menschen durch den Klimawandel zusätzlich in die extreme Armut getrieben werden. Max Lawson, Leiter der internationalen Kampagne gegen soziale Ungleichheit bei Oxfam: „Die prognostizierten wirtschaftlichen Turbulenzen in den wohlhabenden G7-Ländern sind nur die Spitze des Eisbergs: In vielen wirtschaftlich benachteiligten Teilen der Welt werden Todesfälle, Hunger und Armut als Folge extremer Wetterereignisse zunehmen.“
In den G7-Staaten, zu denen Deutschland, Frankreich, Italien, Japan, Großbritannien und die Vereinigten Staaten gehören, leben zehn Prozent der Weltbevölkerung. Zugleich sind sie verantwortlich für ein Drittel aller CO2-Emissionen seit 1990. Sie sollten deshalb laut Oxfam mit gutem Beispiel vorangehen und in den nächsten neun Jahren drastische Maßnahmen ergreifen, um die Emissionen zu senken und die Klimafinanzierung zu erhöhen.
G7 sollen angemessen zur Klimafinanzierung beitragen
Der globalen Kooperation beim Klimaschutz kommt eine Schlüsselrolle zu und damit auch der Klimafinanzierung. Das könnten zum Beispiel preiswerte Kredite an Länder sein, die aus der Kohleverstromung aussteigen. Eine gerechtere Klimapolitik würde zudem die weltweite Armut spürbar senken, wie Forscher des Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung aufzeigen.
Oxfam kritisiert, dass die Regierungen der G7-Staaten es bisher versäumen, angemessen zum Versprechen der Industrieländer beizutragen, ab 2020 Klimaschutz und Anpassung in den ärmeren Ländern mit jährlich 100 Milliarden US-Dollar pro Jahr zu unterstützen. Nur Großbritannien und die USA haben eine Erhöhung ihrer Klima-Hilfen zugesagt. Frankreich will sein derzeitiges Niveau der Klimafinanzierung beibehalten, während Kanada, Deutschland, Japan und Italien ihre Absichten noch nicht bekannt gegeben haben.
Quelle
Der Bericht wurde von der Redaktion “energiezukunft“ (pf) 2021 verfasst – der Artikel darf nicht ohne Genehmigung weiterverbreitet werden! | energiezukunft | Heft 30 / 2021 | „Power for Future – Die Zukunft der Energieerzeugung“ | Jetzt lesen | Download