Kohle-Kompromiss in der Lausitz
Der Lausitzer Kraftwerks- und Tagebaubetreiber Leag hat seine Absichten für die drei noch geplanten neuen Tagebaue bekannt gegeben. Den Tagebau Jänschwalde-Nord wird es nicht geben, Nochten II nur teilweise. Die Entscheidung über Welzow-Süd II wird auf 2020 verschoben. Das „Revierkonzept“ der Leag ist für die einen ein Paukenschlag, für andere längst überfällig.
Das Aus für den Tagebau-Jänschwalde-Nord in der Lausitz, das der Vattenfall-Nachfolger Leag verkündet hat, sorgte am Donnerstag für Schlagzeilen. Viele waren überrascht. Dabei ist diese Entscheidung nur logisch, nicht nur wegen des mehr als zehnjährigen Widerstands in der Region gegen die Abbaggerung.
Der neue Tagebau hätte sich nämlich nur bei einem Neubau eines Kraftwerks gelohnt, denn 1.000 der 3.000 Megawatt des dortigen Braunkohlemeilers werden demnächst in vier Jahre „Sicherheitsbereitschaft“ geschickt und dann stillgelegt. Einen Kraftwerksneubau aber gestattet selbst Brandenburgs kohlefreundliche Landesregierung nur mit einer CO2-Abscheidung, also der CCS-Technik. So eine Anlage gibt es aber nicht, und wenn es sie gäbe, wäre sie nicht durchsetzbar.
Die Entscheidung gegen Jänschwalde-Nord sei im Grunde bereits im Dezember 2011 gefallen, als der damalige Eigentümer Vattenfall den Bau einer Demonstrationsanlage zur CO2-Abscheidung absagte, erklärten am Donnerstagabend Kommunalpolitiker und Umweltschützer aus der Region – zu Recht. „Die bedrohten Dörfer trotzdem noch mehr als fünf Jahre im Unklaren über ihre Zukunft zu lassen, gehört zu den größten Fehlleistungen der rot-roten brandenburgischen Landesregierung“, beschweren sie sich ebenfalls mit vollem Recht.
„Unternehmerisch nicht mehr vertretbar“
Den Zusammenhang zwischen Kraftwerk und Tagebau stellt auch die Leag selbst her. Das „Revierkonzept“ sehe keinen Kraftwerksneubau am Standort Jänschwalde und keine „Inanspruchnahme des Zukunftsfeldes Jänschwalde-Nord“ vor. „Diese Investitionen sind vor dem Hintergrund der zwischenzeitlich eingetretenen bundespolitischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen unternehmerisch nicht mehr vertretbar“, erklärte Leag-Chef Helmar Rendez. Die Leag ist ein Tochterunternehmen des Prager Kohlekonzerns EPH.
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Quelle
Der Hintergrund wurde von der Redaktion „KLIMARETTER.INFO“ (Jörg Staude) 2017 verfasst – das Nachrichten- und Debattenmagazin zu Klima und Energiewende – der Artikel darf nicht ohne Genehmigung von „Klimaretter.info“ (post@klimaretter.info) weiterverbreitet werden!