Kosten für Erneuerbare abhängig von Zinsniveau
Erneuerbare Energien sind auf dem Markt konkurrenzfähig, solange das Zinsniveau nicht zu stark steigt.
Denn nur so bleiben die gesunkenen Kosten weiter niedrig. Das ergeben zwei Studien der ETH Zürich. „Erneuerbare Energie ist auch aufgrund stark verbesserter Finanzierungsbedingungen billiger geworden“, sagt Bjarne Steffen, Koautor der Studie.
„Es gibt bei erneuerbaren Energien hohe Anfangskosten, aber niedrige laufende Kosten, da kein Brennstoff notwendig ist. Die Finanzierung erfolgt über Fremdkapitalfinanzierung. Das heißt, bei niedrigen Zinsen sind die Finanzierungskosten gering und die Investition ist daher vergleichsweise günstig“, erläutert Florian Maringer, Sprecher von Erneuerbare Energie Österreich, gegenüber pressetext.
Kosten steigen mit dem Zinsniveau
Die Forscher haben für die erste Studie die wirtschaftliche Entwicklung von 133 Photovoltaik- und Windkraftprojekten in Deutschland in den vergangenen 18 Jahren untersucht. Ergebnis: Gesunkene Stromgestehungskosten resultierten bei erneuerbaren Energien wie Windkraft zu etwa 25 Prozent aus niedrigeren Finanzierungskosten. Das bedeutet allerdings auch, dass durch höhere Finanzierungskosten die Preise ebenfalls stark steigen würden.
In der zweiten Studie hat das Team mit Kollegen des Potsdam Instituts für Klimafolgenforschung verschiedene mögliche Szenarien für die Entwicklung des Zinsniveaus analysiert. Sollte der Untersuchung zufolge das Zinsniveau wieder einen Wert wie vor dem Ausbruch der Weltfinanzkrise von 2008 erreichen, so nähmen in Deutschland die Stromgestehungskosten für Solaranlagen um elf Prozent zu, für Windkraftprojekte sogar um 25 Prozent. Diese Entwicklung könnte die Konkurrenzfähigkeit der Erneuerbaren stark einschränken.
Warnung vor „Künstlicher Verteuerung“
Um das zu verhindern, empfehlen die Forscher mehr Auktionen für Großanlagen zur Gewinnung erneuerbarer Energien, damit die wettbewerbsfähigsten Unternehmer zum Zug kommen könnten. Solange das Zinsniveau auf tiefem Niveau verharre, könnten die Erneuerbaren so subventionsfrei bleiben.
Maringer ist dieser Maßnahme gegenüber aber skeptisch. „Wichtiger als das allgemeine Zinsniveau ist die Risikoprämie für die Finanzierung. Diese ist ein Aufschlag auf die Basiszinsen und soll das Risiko für die Vergabe von Finanzmitteln widerspiegeln. Risikoprämien führen durch die Anwendung von falschen Fördermechanismen, wie beispielsweise Auktionen für Windkraft, zu höheren Kosten. Die Wirkung dieser Prämie ist also mit einem höheren Zinsniveau gleichzusetzen. Daher lehnen wir diese künstliche Verteuerung auch vehement ab“, so Maringer.
Quelle
Der Bericht wurde von
der Redaktion „pressetext.com“ (Georg Haas) 2019 verfasst –
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