Nachhaltiges Wirtschaften: Profit, aber in den planetaren Grenzen
Die Umweltstiftung WWF will großen Unternehmen helfen, nachhaltig zu werden und langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben.
Nicht nur beim Klima, sondern auch in anderen Bereichen ist die Erde am Belastungslimit angekommen. Bereits sechs der von der Wissenschaft beschriebenen neun planetaren Grenzen sind überschritten, betroffen sind etwa auch der Zustand der Ökosysteme, die Verfügbarkeit von Frischwasser und die biochemischen Kreisläufe.
Produzierende Unternehmen stehen dabei im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit, da sie darüber mitentscheiden, wie die natürlichen Ressourcen genutzt werden. Die Umweltstiftung WWF hat nun ein „Rahmenwerk“ entwickeln lassen, das Firmen bei der Transformation zur Nachhaltigkeit helfen soll.
Umweltfachleute sprechen von der „großen Beschleunigung“, die das Erdsystem unter Druck setzt – ausgelöst durch eine steigende Weltbevölkerung und nicht nachhaltige Produktions- und Konsummuster.
So haben sich seit 1950 die Erdbevölkerung und die globale Nahrungsmittel-Produktion verdreifacht. Und allein in den letzten fünf Jahren hat die Weltwirtschaft über 500 Milliarden Tonnen an Rohstoffen verbraucht, was 28 Prozent der Materialien entspricht, die die Menschheit seit 1900 konsumiert hat.
Auf solche Fakten weist der WWF in seinem „One Planet Business Framework“ hin, das Unternehmen den Umbaubedarf aufzeigen und es ermöglichen soll, „gemeinschaftlich Lösungen zu erarbeiten“.
Die Unternehmen trügen mit ihrer Produktion zur Belastung von Umwelt und Klima bei, gestalteten aber zugleich mit ihren Geschäftsmodellen und Wertschöpfungsketten die Wirtschaft und Gesellschaft von morgen. „Das macht sie zu Schlüsselakteuren, wenn es darum geht, die ökologischen und sozialen Krisen dieser Welt zu lösen“, so die Stiftung.
Klima, Biodiversität, Wasser, Menschenrechte
Das vom WWF entwickelte Rahmenwerk zielt vorrangig auf Konzerne und größere mittelständische Unternehmen, bietet laut der Stiftung jedoch Anreize für alle Unternehmensgrößen. Analysiert wird der „Fußabdruck“ in vier zentralen Bereichen, nämlich Klima, Biodiversität, Süßwasser und Menschenrechte.
Die Unternehmen können darauf aufbauend vom WWF Stiftung Unterstützung zur Entwicklung „maßgeschneiderter Transformationspläne“ bekommen, die die dafür nötigen Schritte und Hilfen bei der Erfüllung gesetzlicher Vorgaben erhalten.
Der WWF verweist auf die gesellschaftliche Verantwortung der Unternehmen, mit ihren Möglichkeiten zu einer nachhaltigen Entwicklung beizutragen. Sie setzten ohne einen konsequenten Transformationspfad aber auch ihre eigene Wettbewerbsfähigkeit aufs Spiel, sagte WWF-Vorständin Heike Vesper.
Unternehmen hätten jetzt die Chance, in einem sich wandelnden Umfeld voranzugehen, regulatorischen Entwicklungen vorzugreifen und ihre Zukunftsfähigkeit zu sichern, heißt es in der Ausarbeitung. Sie müssten dabei aber schnell sein. „Mit dem One Planet Business Framework ist der WWF in der Lage zu bewerten, wann ein Unternehmen wirklich nachhaltig wird“, meinte Vesper.
Die Umweltstiftung hat das Öko-Rahmenwerk in einer Pilotphase mit ausgewählten Unternehmen getestet, darunter der Elektrowerkzeug-Hersteller Bosch. Dessen Nachhaltigkeitsexpertin Isabelle Gola lobte den Ansatz.
Man stehe mit dem WWF bei Themen wie CO2-Einsparung und Verpackungsstrategie in fachlich-kritischem Austausch, zudem gehe es um Kreislaufwirtschaft, sagte Gola. „Am Ende dieses Prozesses wollen wir nicht nur unsere Wirtschaftsaktivität den ökologischen Belastungsgrenzen des Planeten angepasst haben, sondern auch unsere eigene Widerstandsfähigkeit gestärkt haben.“
Das Unternehmen hat in der Pilotphase das „One Planet Assessment“ des WWF durchlaufen, um die ökologischen und sozialen Auswirkungen der Geschäftstätigkeit systematisch bewerten zu können. „Gemeinsam entwickeln wir auf der Grundlage des ermittelten Handlungsbedarfs wirksame Maßnahmen“, heißt es auf der Firmenhomepage.
Ein Schwerpunkt sei dabei auch die Fortbildung der Belegschaft. Man biete den Beschäftigten vielfältige Trainings rund um das Thema Nachhaltigkeit an. „Ziel dieser Initiativen ist es, unsere Mitarbeitenden zu befähigen, Nachhaltigkeit in ihrem Arbeitsalltag zu verankern.“
Quelle
Der Bericht wurde von der Redaktion „klimareporter.de“ (Joachim Wille) 2024 verfasst – der Artikel darf nicht ohne Genehmigung (post@klimareporter.de) weiterverbreitet werden!