Neues White Paper zur wirkungsvollen Höhe eines CO2-Mindestpreises
Energy Brainpool, der unabhängige Energiemarkt-Experte aus Berlin, gibt ein neues White Paper mit dem Titel „Wie hoch muss ein wirkungsvoller CO2-Preis sein?“ heraus.
Die Analysten untersuchen die Frage des Preisniveaus, um den Einsatz von Kraftwerken im Strommarkt effizient und kurzfristig planen zu können und damit die Emissionen der Stromproduktion zu verändern.
Das Fazit des White Papers: Bei den aktuellen Brennstoffpreisen hat ein CO2-Preis von unter 10 EUR/tCO2 keinen spürbaren Effekt auf die Emissionen im Stromsektor. Das aktuelle Preisniveau von 6,80 EUR/tCO2 verfehlt sein Ziel. Ein Preis von rund 30 EUR/tCO2 würde aktuell jede Stunde zu einem spannenden Wettbewerb der Technologien führen, die Stromnachfrage emissionsarm zu decken.
Für die Untersuchung haben die Berliner Experten drei entscheidende Schwellenwerte für den CO2-Preis in Deutschland betrachtet: zwischen null bis zehn Euro, zwischen 10 bis 32 Euro und Preise ab 32 Euro pro Tonne Kohlenstoffdioxid. CO2-Preise in der ersten Spannweite wirken sich kaum bis gar nicht auf die Merit-Order aus. Die Merit-Order bildet die stündliche Reihenfolge der Kraftwerke ab. Sie bestimmt jede Stunde denjenigen Kraftwerkspark, der die nachgefragte Menge an Strom am kostengünstigsten produziert, das heißt mit niedrigen Grenzkosten. Die Grenzkosten von Kraftwerken zeigen an, wie teuer jede zusätzlich produzierte Megawattstunde Strom ist. Vorrang hat hier aktuell die Einspeisung von Strom aus Anlagen fluktuierender erneuerbarer Energien, da sie mit Grenzkosten nahe null laufen.
Die erste Verschiebung der Merit-Order (Fuel-Switch) tritt bei einem Preis von etwa 10 EUR/tCO2 auf. Das bedeutet, dass ab diesem Punkt die durchschnittlichen Grenzkosten der meisten Gas-und-Dampf-Kombikraftwerke unter den durchschnittlichen Grenzkosten der meisten Steinkohlekraftwerke liegen. Stattdessen würden sich die Marktchancen für vergleichsweise teure, aber saubere Gaskraftwerke verbessern. Aktuell muss der CO2-Preis über 10 EUR/tCO2 liegen, damit kurzfristige Emissionseinsparungen im Stromsektor auftreten.
Sobald ein CO2-Preis von 32 EUR/ tCO2 überschritten wird, fallen die durchschnittlichen Grenzkosten der GuD-Kraftwerke auch unter jene der Braunkohlekraftwerke. Dies bedeutet, dass die GuD-Kraftwerke die Braunkohlekraftwerke verdrängen. Die Kohlenstoffdioxid-Belastung bei jeder verdrängten Megawattstunde Strom sinkt um 50 Prozent, was 200 Kilogramm CO2/MWh entspricht.
„Knapp sieben Euro CO2-Preis ändern den Ausstoß von Kohlenstoffdioxid nicht signifikant, “ sagt Fabian Huneke, Senior Expert bei Energy Brainpool. „Der Preis bietet auch kaum einen Anreiz für Industrie und Wirtschaft, in emissionsarme oder -freie Technologien zu investieren. Am wirksamsten wäre ein sektorenübergreifender weltweiter CO2-Preis oder zumindest ein europäischer. Kurzfristig durchsetzbar ist ein nationaler CO2-Preis zumindest im Stromsektor, der sich durch einen europäischen ergänzen lässt. Dieses Instrument stellt zwar kein Allheilmittel für den Klimaschutz dar. Es ist jedoch allemal effizienter und marktnäher als ein ordnungsrechtliches Technologieverbot.“
Für die Untersuchung sind die unterschiedlichen Wirkungsgrade der Kraftwerke relevant. Die Brennstoffpreise und Emissionsfaktoren werden für die jeweiligen Energieträger als konstant angenommen, da ausschließlich die Auswirkung des CO2-Preises untersucht wird. Als Berechnungsgrundlage dient das von Energy Brainpool entwickelte fundamentale Energiemarktmodell Power2Sim.
Im Dezember 2016 veröffentlichte Energy Brainpool ein White Paper über die grundlegende Frage zur Wirkungsweise eines CO2-Mindestpreises in Deutschland als nationales Instrument zum Erreichen der Ziele des Klimaschutzplans.