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© Das geplante Parkhaus in Lund © Illustration: Lloyd Arkitektkontor

Von der Windkraft zur Stadtarchitektur: Ein Parkhaus aus Windradflügeln  

Schweden: Innovative Wiederverwendung von Rotorblättern setzt neue Maßstäbe für nachhaltiges Bauen  

Im Süden von  Schweden, in Lund, entsteht derzeit ein einzigartiges Parkhaus, das eindrucksvoll zeigt, wie ausgediente Technik zu neuem Leben erwachen kann. Die Fassade des mehrstöckigen Gebäudes besteht aus Rotorblättern stillgelegter Windkraftanlag und ist damit  ein sichtbares Symbol für gelebte Nachhaltigkeit und zirkuläres Bauen.

Architekt Jonas Loyd © Loyd Archtects

Im neuen Stadtteil Brunnshög  wird das  Parkhaus nicht nur Autos Platz bieten, sondern auch ein Statement setzen: für Kreislaufwirtschaft, Ressourcenschonung und innovative Architektur. Der verantwortliche Architekt Jonas Lloyd  hat in seinen Entwurf  die alten Rotorblätter aus dem dänischen Windpark Nørre Økse Sø eingeplant, der vom Energieunternehmen Vattenfall betrieben wurde.

„Es ist eine untragbare Verschwendung, wenn man solch hochwertige Materialien einfach auf Deponien entsorgt“, betont Lloyd. Stattdessen werden die 23,5 Meter langen Rotorblätter  bald als offene Fassadenelemente genutzt – ideal für die Belüftung eines Parkhauses. Ergänzt wird das Konzept durch Solarpanele auf dem Dach, deren Strom lokal gespeichert und für Elektrofahrzeuge im Parkhaus bereitgestellt wird. Auch eine Begrünung mit bestäuberfreundlichen Pflanzen ist geplant.

Mehr als Recycling – sichtbare Nachhaltigkeit

Für Lloyd steht das Prinzip der „sichtbaren Nachhaltigkeit“ im Mittelpunkt. „Wir wollten etwas schaffen, das unübersehbar nachhaltig ist – ein Gebäude, das nicht nur grün ist, sondern auch als solches wahrgenommen wird“, sagt er.

Auch Gustav Frid, Umwelt- und Nachhaltigkeitsexperte bei Vattenfall, sieht in dem Projekt einen wichtigen Schritt in Richtung zirkuläre Bauwirtschaft: „Unser Ziel ist es, bis 2025 mindestens 50 Prozent der Rotorblätter zu recyceln, bis 2030 sogar 100 Prozent.“ Neben Recycling verfolgt Vattenfall auch andere Ansätze: die alten Rotorblätter werden zu Rahmen für Solarpanele, zu Bauplatten oder sogar zu Skiern weiterverarbeitet.

Herausforderung  Verbundwerkstoffe

Rotorblätter bestehen aus besonders langlebigen Verbundmaterialien wie Glas- und Carbonfasern, Epoxidharz und Balsaholz – ideal für Jahrzehnte in Windkraftanlagen, aber schwer zu recyceln. Vattenfall engagiert sich daher in Forschungs- und Pilotprojekten, um neue Wege der Wiederverwertung zu erschließen. In Zukunft könnten diese Materialien auch für Lärmschutzwände entlang von Autobahnen oder Bahnstrecken genutzt werden.

Ein Beispiel dafür ist der Einsatz der dickeren unteren Teile der Rotorblätter als Schallschutz.  Dafür laufen bereits Gespräche mit der schwedischen Verkehrsbehörde. Architekt Lloyd sieht darin sogar Potenzial für den Lärmschutz von Hochgeschwindigkeitsstrecken der Bahn: „Wenn solche Projekte realisiert werden, könnten wir wahrscheinlich die Rotorblätter aller stillgelegten Windkraftanlagen Europas verwenden.“

Ein Modell für ganz Europa

Mit dem Parkhaus in Lund wird ein Vorzeigeprojekt für nachhaltiges Bauen  umgesetzt, das ein mögliches Vorbild für viele Städte in Europa sein kann. Es zeigt, wie vermeintlicher Abfall zum Rohstoff für die Zukunft werden kann – funktional, ästhetisch und klimafreundlich.

Source

vattenfall 2025 | oekonews.at 2025

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