Wirtschaftliche Situation der Stromversorger verschlechtert sich weiter
Die wirtschaftliche Situation der Stromversorger hat sich in den letzten zwei Jahren weiter verschlechtert.
Vor allem Unternehmen mit eigener, konventioneller Stromerzeugung sind besonders betroffen. 69 Prozent dieser Unternehmen geben an, dass sich die eigene Stromerzeugung negativ oder sehr negativ auf das Geschäftsergebnis auswirkt. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Online-Erhebung des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) unter Geschäftsführern von Stadtwerken und regionalen sowie überregionalen Energieversorgern, die mindestens in der Stromerzeugung oder im Stromvertrieb tätig sind.
„Dieses aktuelle Stimmungsbild ist ein deutlicher Weckruf an die Politik. 2015 muss wieder ein Jahr der Entscheidung für die Energiewende werden. Bund und Länder sind hier gleichermaßen gefordert. Die Koordination ist gerade in diesem Bereich weiter unzureichend. Daher muss in 2015 eine ganze Reihe von weiteren konkreten Gesetzen vorbereitet und verabschiedet werden. Was wir brauchen, ist ein energiepolitischer Gesamtrahmen. Dieser muss nicht nur den Klimaschutz, sondern auch eine bezahlbare und weiterhin sichere Energieversorgung im Blick haben. Nach der Reform des Erneuerbaren-Energien-Gesetzes braucht die Energiewirtschaft zum Beispiel Klarheit über die kurz- und langfristigen Rahmenbedingungen für den deutschen Kraftwerkspark“, erklärte Hildegard Müller, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung.
Laut der Umfrage hat sich die Geschäftslage in den letzten zwei Jahren bei 39 Prozent der befragten Unternehmen verschlechtert. Die immer weiter sinkende Rentabilität der konventionellen Stromerzeugung hat in der Folge spürbare Auswirkungen. Wenn die konventionelle Stromerzeugung negative Auswirkungen auf das Geschäftsergebnis hat, bedeutet dies beispielsweise bei mehr als der Hälfte der befragten Unternehmer, dass die sinkenden Erträge aus der konventionellen Erzeugung zu verminderten Ausschüttungen an die öffentlichen und privaten Anteilseigner geführt haben. Besorgniserregend sind nach BDEW-Angaben auch die Ergebnisse der Umfrage zum Thema Kraft-Wärme-Kopplung (KWK). Fast ein Drittel der Befragten nennt die eigenen KWK-Anlagen zur Erzeugung von Strom und Wärme unwirtschaftlich. Lediglich die Hälfte der Befragten bezeichnet die Anlagen als kostendeckend. Ein insgesamt positives Ergebnis lieferte dagegen die Stromerzeugung der Unternehmen aus Erneuerbaren Energien: 34 Prozent geben an, dass diese einen positiven Beitrag zum Geschäftsergebnis lieferte. Müller: „Zu einer erfolgreichen Industriepolitik gehört auch, die Lage der Unternehmen in der Energiewirtschaft nicht aus den Augen zu verlieren.“
„Wir sind im Übergang von der ersten in die zweite Phase des Generationenprojekts Energiewende. In der ersten Phase ging es darum, den Erneuerbaren Energien den Boden zu bereiten. Das ist bei allen Problemen bislang gelungen. In der zweiten Phase werden wir aber ganz andere Herausforderungen zu bewältigen haben“, erläuterte Hildegard Müller. Es gehe zum Beispiel um das systematische Miteinander von schwankender erneuerbarer Stromeinspeisung und den benötigten konventionellen Reservekapazitäten sowie den dafür notwendigen Netzausbau. Wesentliche Fragen seien auch, wie mehr Intelligenz in das Energiesystem komme und welche Potentiale die Themen Internet, Big Data, Innovationen und Dezentralisierung für die Energiewende eröffnen. „Wir stoßen auf ganz neue Herausforderungen, die auch für die Politik in das Zentrum der energiepolitischen Debatte rücken sollten“, so Müller.
Deshalb gehe es 2015 nicht mehr nur um Aktionspläne, Evaluierungsberichte und Absichtserklärungen. „Im neuen Jahr müssen ganz konkrete Gesetzesreformen und Regelungen zu den Themen Marktdesign, Kraft-Wärme-Kopplung, Anreizregulierung, Netzausbau, Erneuerbare Energien, CO2-Einsparungen im Kraftwerksbereich und Energieeffizienz vorbereitet und verabschiedet werden. Dies sind nur einige von zahlreichen Themen, die für eine weiterhin erfolgreiche Umsetzung der Energiewende von Bund und Ländern noch 2015 angegangen werden müssen“, betonte die Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung.
Quelle
Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) 2015