China testet brachiale, von Atomwaffenwissenschaftlern entwickelte Frackingmethode
Mit einer Technik, die zur Zündung von Atomwaffen entwickelt wurden, sollen Schockwellen in großer Tiefe ausgelöst werden, um dort an Schiefergasvorkommen heranzukommen.
Eigentlich hat China die größten Schiefergasvorkommen der Welt, aber das Land führt gleichzeitig weltweit am meisten Gas ein. 2017 hat China gerade einmal 6 Milliarden Kubikmeter Schiefergas gefördert, meist durch Fracking, das ist ein Anteil von 6 Prozent an der gesamten Gasförderung. Die Energy Information Administration der USA geht davon aus, dass bis 2050 Schiefergas 40 Prozent der Gasförderung ausmachen wird, wodurch China nach den USA zum zweitgrößten Schiefergasproduzenten werden könnte.
China war nach SCMP einer der Pioniere im Fracking, die ersten kommerziellen Förderungen begannen bereits 2009. Es gibt in ganz China Vorkommen, am meisten im Sichuan-Becken. Das Problem liegt darin, dass 80 Prozent der Schiefergasvorkommen mehr als 3.500 Meter unter dem Meeresspiegel liegen. Das ist für die normalen Fracking-Methoden bei weitem zu tief, die Wasser und Chemikalien in die Spalten hineinpressen, um das Gas freizusetzen. Die USA haben den Vorteil, dass die Vorkommen relativ knapp unter der Erdoberfläche liegen.
Wie die South China Morning Post (SCMP) berichtet, will man in China nun eine Brachialmethode verwenden, um die Vorkommen ausbeuten zu können. Der Vorschlag wurde von Atomwaffenwissenschaftlern des staatlichen Labros für kontrollierte Schockwellen an der ian Jiaotong Universität entwickelt. Sie haben einen „Energiestab“ vorgestellt, der weiter in die Tiefe vordringen können soll, als man es bislang für möglich hielt. Es handelt sich um eine Art Torpedo, der mit gewaltigen Stromstärken angeblich präzise steuerbare Schockwellen auslöst, um das Gas herauszupressen. Erste Tests soll es im März oder April geben.
Was bedrohlich klingt, ist, dass für den „Energiestab“ dieselbe Technik verwendet wird, wie zur Zündung einer Atombombe, nämlich der „exploding wire detonator“ (WWM) bzw. der „exploding-bridgewire detonator“ (EBW). Der Detonator bestand aus einem besonderen Draht, der durch einen kurzen und starken elektrischen Stromfluss explosionsartig verdampfte, und wurde im Manhattan-Projekt für die ersten Atombomben entwickelt.
Zhang und sein Team sprechen von einem „Energiekonzentrationsstab“, mit dem man explosive Energiestöße in kurzer Zeit abgeben kann, um den Frackingeffekt der Schockwellen zu maximieren. Nach der SCMP wird der Strom durch eine beschichtete, in einem Metallbehälter eingeschlossene Drahtspule geleitet, die sich unter Wasser befindet. Beim Verdampfen des Drahts entsteht eine extrem heiße, elektrisch geladene Plasmawolke, die starke Energie freisetzt. Nach Zhang kann man damit eine Schockwelle von 200 Megapascal in kurzer Entfernung generieren, die eine Bruchzone von bis zu 50 Meter im Durchmesser auslösen können soll, wenn es denn funktioniert. Der Detonator soll keine einmalige Explosion wie bei einer Atombombe auslösen, sondern Hunderte von Stromstößen ausüben können – „wie ein Maschinengewehr“, so Zhang. Der Stab wird nach jedem Stromstoß wieder in das Gehäuse eingezogen, danach wird in die Öffnung des Felsens Wasser mit hohem Druck gepresst, um sie zu vergrößern.
Eingesetzt wurde die Technik bereits, um möglicherweise gefährliche Gaseinlagerungen in Kohleflözen freizusetzen. Die Regierung empfiehlt sie als sichere und effektive Schürftechnik. Wissenschaftler halten sie auch für umweltfreundlicher als die gängige Frackingtechnik. Unklar ist aber, ob die Stoßwellen wirklich so stark sind, um in großer Tiefe Felsformation zu öffnen, vor allem aber auch, ob dadurch Erdbeben ausgelöst werden, wie sie sich im Sichuan-Becken sowieso häufig ereignen. Zwar sind die einzelnen Schockwellen lokal, wenn aber gleichzeitig an verschiedenen Orten solche ausgelöst werden, könnten Veränderungen die Folge sein, die etwa Dämme wie den Drei-Schluchten-Staudamm gefährden könnten.
Quelle
Der Bericht wurde von
der Redaktion „TELEPOLIS“ (Florian Rötzer)
2019 verfasst – der Artikel darf nicht ohne
Genehmigung von Florian Rötzer 2019 weiterverbreitet
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