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Dem Rebound-Effekt auf der Spur: Wenn sparsame Technik nicht zu weniger Energieverbrauch führt

Moderne Technik wird immer energie-effizienter, dennoch kann der Energieverbrauch steigen – Wirtschaftswissenschaftler nennen das den Rebound-Effekt.

Um auf globaler Ebene gegensteuern zu können, muss man diesen Effekt zunächst verstehen. Diese Aufgabe geht ein Team von Volkswissenschaftlern aus Kassel, Pisa und Canberra an.

Ist es möglich, den Klimawandel durch energiesparende Technologie noch zu verhindern? Dieser Frage geht Dr. Stephan Bruns vom Fachgebiet Allgemeine Wirtschaftspolitik von Prof. Guido Bünstorf im wissenschaftlichen Projekt „Energy Efficiency Innovation: Diffusion, Policy and the Rebound Effect“ nach. Das Vorhaben, das 2016 startet und über drei Jahre durchgeführt wird, ist eine Kooperation zwischen Bruns, Prof. David Stern von der Australian National University in Canberra und Prof. Alessio Moneta von der Scuola Superiore Sant‘ Anna in Pisa. Das Australian Research Council unterstützt das Projekt mit umgerechnet etwa 180.000 Euro.

„In diesem Projekt werden wir zwei Forschungsfragen nachgehen“, erklärt Stephan Bruns: „Einmal wollen wir herausfinden, wie sich technische Innovationen wie beispielsweise ein Kühlschrank mit der besten Energieeffizienzklasse, erst national und dann global ausbreiten; wir betrachten also die Diffusion dieser Energieeffizienz-Innovation. Vor allem aber ist es unser Ziel, dem Rebound-Effekt auf die Schliche zu kommen, ihn auf der Ebene einer ganzen Volkswirtschaft besser zu verstehen und durch statistische Analysen erkenntlich machen zu können.“

Der „Rebound-Effekt“ beschreibt den Umstand, dass energieeffiziente Innovationen durch ein angepasstes Verhalten der Konsumenten letztendlich nicht zu den Energieeinsparungen führen, die durch die effizientere Energienutzung möglich wären. Im Beispiel: Da ein modernes Gerät weniger Energie benötigt als der alte Kühlschrank, kann der Verbraucher geneigt sein sich einfach einen zweiten Kühlschrank in den Keller zu stellen. Ein anderes, häufig zitiertes Beispiel ist Licht: Die Einführung von energieeffizienteren Lichtquellen führte historisch vor allem zu mehr Beleuchtung. Es kann sogar zu einem sogenannten „Backfire“ kommen, erklärt Bruns. Dies ist der Fall, wenn durch die Verhaltensanpassung des Konsumenten der Energieverbrauch sogar steigt.

Das Interesse an dieser Fragestellung entwickelte Bruns mit seinen Kollegen vor dem Hintergrund des Klimawandels. Die International Energy Agency geht davon aus, dass energieeffiziente Technik maßgeblich helfen kann, den Temperaturanstieg auf 2°C zu begrenzen. “Bislang aber gibt es keine umfassenden Studien, die den Rebound-Effekt für eine ganze Volkswirtschaft untersuchen, sondern überwiegend Studien zu spezifischen technischen Innovationen und ihrem Rebound-Effekt oder Studien, die sich auf Simulationen aber nicht auf Daten stützen“, sagt Bruns.

Daher will er empirisch untersuchen, wie sich Energieeffizienzinnovationen auf den Energieverbrauch in ein bzw. mehreren Ländern auswirken. Die Untersuchung erfordert relativ komplizierte ökonometrische Modelle: Mit Hilfe von so genannten „causal discovery-Algorithmen“, die aus dem Bereich der künstlichen Intelligenz stammen, wird das Wechselverhältnis zwischen Energiekonsum und Energieeffizienz über eine längere Zeitspanne betrachtet.

Quelle

Universität Kassel 2016 | Dr. Stephan Bruns 2016

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