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FNR/Z.Hajkova | Sida (Sida hermaphrodita (L.) Rusby) | Alternative zu konventionellen Energiepflanzen: Sida hermaphrodita. Die staudenartige Pflanze kann bis zu dreißig Jahre lang Biomasse liefern.

© FNR/Z.Hajkova | Sida (Sida hermaphrodita (L.) Rusby) | Alternative zu konventionellen Energiepflanzen: Sida hermaphrodita. Die staudenartige Pflanze kann bis zu dreißig Jahre lang Biomasse liefern.

Energiepflanze Sida hermaphrodita: Alternative zu Raps und Mais

Jülicher Wissenschaftler erforschen Alternativen zu konventionellen Energiepflanzen wie Raps und Mais, die eine schlechte Klimabilanz haben und Nahrungspflanzen verdrängen. Eine vielversprechende Alternative ist Sida hermaphrodita, die aus Nordamerika stammt.

Die mehrjährige, staudenartige Pflanze wächst bis zu vier Meter hoch und entwickelt bis zu einem Drittel mehr Biomasse als Mais.

Die verholzten Triebe der Sida können gehäckselt und zu Pellets oder Briketts gepresst werden. Ein Hektar liefert genügend Energie, um fünf bis zehn Eigenheime mit Strom und Warmwasser zu versorgen. Die verholzten Triebe haben außerdem einen hohen Zelluloseanteil, der die Pflanze zu einem potenziellen Zellstofflieferanten für Dämm- und Verpackungsmaterial macht.

Aus der grünen Biomasse der Pflanze lässt sich Biogas gewinnen. Schließlich macht ihre lange Blühperiode die Felder zu einer Weide für Bienen und andere Bestäuberinsekten.

„Ein großer Vorteil gegenüber herkömmlichen Energiepflanzen ist auch die Mehrjährigkeit der Sida hermaphrodita„, erklärt Nicolai David Jablonowski vom Institut für Pflanzenwissenschaften. Einmal etabliert, kann die Pflanze bis zu dreißig Jahre lang Biomasse liefern, der Boden muss nur wenig bearbeitet werden, Herbizide sind nicht notwendig. Damit muss wenig Energie eingesetzt werden, was eine positive Klimabilanz zur Folge hat.

Ein weiterer Vorteil: Die Pflanze wächst auch auf schlechteren Böden, die normalerweise nicht für den Ackerbau genutzt werden können. Außerdem ist sie extrem frosttolerant und überlebt Temperaturen bis zu minus 35 Grad Celsius.

Originalstudie:
Nicolai David Jablonowski et al., „Valorization of Sida (Sida hermaphrodita) biomass for multiple energy purposes“, Global Change Biology Bioenergy (2016), DOI: 10.1111/gcbb.12346

 

FNR: Sida (Sida hermaphrodita (L.) Rusby)

Die Pflanze Sida (Sida hermaphrodita (L.) Rusby), die ursprünglich aus dem warmen Nordamerika stammt, gehört zu der Familie der Malvengewächse (Malvaceae). Aufgrund der fehlenden eindeutigen deutschen Bezeichnung wird sie oft fälschlicherweise als Malve, Riesenmalve oder Virginische Samtmalve bezeichnet.

Das oberirdische Wachstum der Pflanze verläuft im ersten Jahr noch relativ langsam, da in diesem Jahr vor allem ein mächtiges, stark verzweigtes, bis zu 3 Metern tiefes Wurzelsystem gebildet wird. In den Folgejahren können dann – je nach Boden- und Klimabedingungen – aufgrund des raschen Wuchses Höhen von 3 bis 4 Metern erreicht werden. Die Sidapflanze bildet dabei holzige 2,5 bis 4 Meter hohe Stängel mit handflächig unterteilten Blättern, welche denen des Ahorns ähneln. Bereits im zweiten bis dritten Jahr bildet sie einen robusten verholzten Strauch von 8 bis 12 Zweigen. Jedes Frühjahr treibt die Pflanze dann aus den vorhandenen Wurzelknospen erneut aus und bildet so bis zu 20 bis 40 Triebe.

Aufgrund ihres starken Wachstums und des sehr ausgeprägten Wurzelsystems bietet Sida verschiedene Vorteile, die sich in unterschiedlichen Verwendungsmöglichkeiten widerspiegeln:

  • Landwirtschaftliche Nutzpflanze (27 – 30 % Proteingehalt, Nährwert vergleichbar mit Luzerne)
  • Energiepflanze (Festbrennstoffe, Biogas, Biokraftstoffe)
  • Rekultivierungspflanze (z.B. für Abwässersedimente)
  • Bienentrachtpflanze (spät ansetzende Blütezeit / bis zu 120 kg Honig/ha)
  • Rohstoffquelle für die Pharmaindustrie 

“Bisher liegen in Deutschland zur Sida nur wenige Erfahrungen und wissenschaftlich abgesicherte Ergebnisse vor. Landwirten wird daher empfohlen, zunächst eigene Erfahrungen in kleinerem Maßstab zu suchen.” Das könnte sich nun durch die Jülicher Forschungsergebnisse deutlich vereinfachen. – mehr

© FNR – Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V.

Quelle

Forschungszentrum Jülich GmbH 2016 | FNR – Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V.2016

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