Forschung bringt Wärmewende in Schwung
Im Wärmesektor kommt die Energiewende zu langsam voran und die für 2020 gesteckten Ziele sind ernsthaft in Gefahr.
Das ist alarmierend, da der Wärmesektor für über die Hälfte des Endenergiebedarfs verantwortlich ist. Auf der Jahrestagung zum 25. Jubiläum des ForschungsVerbunds Erneuerbare Energien (FVEE) am 3. und 4. November im Berliner Umweltforum diskutieren Energieforscher über die speziellen Hürden im Wärmesektor und zeigen Wege auf, um die Wärmewende technisch, wirtschaftlich und politisch umzusetzen. Der FVEE fordert mehr Engagement der Politik im Wärmesektor sowohl durch den Ausbau von Forschung und Entwicklung als auch durch verbesserte Rahmenbedingungen für die beschleunigte Einführung von erneuerbaren Energien und Energieeffizienz.
Ziele für die Wärmewende sind in Gefahr
Für eine erfolgreiche Energiewende muss jetzt dringend die Aufholjagd bei der Wärme beginnen, die mit 58 Prozent den Löwenanteil des Endenergiebedarfs ausmacht. Die Bundesregierung hat das Ziel gesetzt, den Anteil erneuerbarer Energien für Wärme und Kälte bis zum Jahr 2020 auf 14 Prozent zu erhöhen. Bisher sind davon erst knapp 11 Prozent erreicht. Ohne Steigerung des gegenwärtig schwachen Ausbaus der Erneuerbaren im Wärmesektor ist selbst dieses bescheidene Ziel in Gefahr.
Forschung zeigt, wie Wärmewende beschleunigt werden kann
Auf der Jahrestagung präsentieren die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des FVEE aktuelle Forschungsergebnisse und diskutieren die Treiber und Hemmnisse der Wärmewende. Sie untersuchen die Entwicklungspotenziale der einzelnen Wärmeerzeugungstechnologien sowie die Herausforderungen und Chancen, die sich aus dem Zusammenspiel der Wärmetechnologien mit den Sektoren Strom und Verkehr ergeben.
Der wissenschaftliche Tagungsleiter Prof. Dr. Vladimir Dyakonov vom ZAE Bayern betont: „Es geht nicht mehr um technische Einzellösungen, sondern um eine Optimierung des gesamten Energiesystems, in dem sich die verschiedenen erneuerbaren Energien über die Sektorengrenzen hinweg sinnvoll ergänzen. Auch alle jetzt zu startenden Aktivitäten im Wärmesektor brauchen diese systemische Herangehensweise.“
Das Tagungsprogramm enthält zahlreiche Beispiele für Wärmelösungen in der Praxis. Die Vortragenden zeigen innovative Projekte, die Gebäude und Industrie mit Wärme aus Geothermie, Biomasse und Solarthermie versorgen. Viele Beiträge der Tagung widmen sich der Anwendung von Effizienzkomponenten, wie Wärmedämmung, thermischen Speichern und Wärmepumpen.
Handlungsbedarf im Wärmesektor
Die Wärmewende ist kein Selbstläufer. Dass sie trotz vielerlei Bemühungen von Politik, Industrie und Forschung in den letzten Jahren kaum Fahrt aufgenommen hat, ist Anlass für die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die Hintergründe und die Perspektiven der erneuerbaren Energien im Wärmesektor systematisch zu untersuchen. Auf der Jahrestagung präsentiert der FVEE sein Positionspapier „Erneuerbare Energien im Wärmesektor – Aufgaben, Empfehlungen und Perspektiven“. Gerhard Stryi-Hipp, der Leiter des zuständigen Fachausschusses, fasst die Ergebnisse zusammen: „Der Wärmemarkt zeichnet sich durch eine hohe Heterogenität und Komplexität aus. Das betrifft sowohl die Technologien, als auch die Investoren und Anwendungen. Man kann ihn deshalb nur mit einem Bündel von Maßnahmen erfolgreich stimulieren. Forschung spielt dabei eine wichtige Rolle, weil das Innovationspotenzial bei den erneuerbaren Wärmetechniken sehr groß ist und sie so konkurrenzfähiger werden. Essenziell ist jedoch die Verstärkung der politischen Aktivitäten, damit die Erkenntnisse aus der Forschung auch umgesetzt werden und zur Zielerfüllung beitragen können.“ Zum Auftakt der Jahrestagung berichten Vertreter aus den Bundesministerien für Wirtschaft, Forschung und Umwelt, wie die Energie- und Forschungspolitik die Wärmewende vorantreiben will.
Klaus Töpfer hält Festrede zum 25. Jubiläum des ForschungsVerbunds
Dieses Jahr feiert der ForschungsVerbund sein 25jähriges Bestehen und blickt auf die bewegte Geschichte der Energieforschung zurück, die sich stets im engen Verhältnis mit der Energie- und Forschungspolitik entwickelte. Die Festrede hält Prof. Dr. Dr. Klaus Töpfer. Er war zur Gründungszeit des ForschungsVerbunds im Jahr 1990 Bundesumweltminister und arbeitete anschließend als langjähriger Exekutivdirektor des Umweltprogramms der Vereinten Nationen auch auf internationaler Ebene für die Nachhaltigkeitsziele.