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Bigi Alt | Schmelzwasser auf dem grönländischen Eis

© Bigi Alt | Schmelzwasser auf dem grönländischen Eis

Grönland: Seltsame Schmelzprozesse

Während Arbeiten zur Kartierung Grönlands haben Wissenschaftler zwei Schmelzwasserseen unter dem Eis entdeckt.

Einer der Seen sei innerhalb weniger Wochen verschwunden und habe einen großen Krater zurückgelassen. Der andere See habe sich in den vergangenen zwei Jahren zweimal gefüllt und wieder geleert, so die Forscher. Ihre Erkenntnisse zu den Seen haben die Wissenschaftler von der Ohio State University und der Cornell University im US-Staat New York in den Fachmagazinen Nature und Cryosphere veröffentlicht. Sie sehen einen Zusammenhang mit dem Klimawandel.

Der Glaziologe Ian Howat, der sich mit den Ursachen des Kraters im Eis beschäftigt hat, geht davon aus, dass das Schmelzwasser unter dem Eis für den Einbruch verantwortlich ist. „Die Tatsache, dass der See für Jahrzehnte stabil war und dann nach einigen heißen Sommern in nur wenigen Wochen abgelaufen ist, deutet darauf hin, dass innerhalb des Eisschildes fundamentale Veränderungen stattfinden“, sagte Howat. Der Krater im Südwesten Grünlands hat einen Durchmesser von zwei Kilometern und ist rund 70 Meter tief.

Der Geologe Michael Bevis, der die Entwicklungen an dem zweiten See untersucht hat, bezeichnete das wiederholte sich Füllen und Leeren des Sees als besorgniserregend. Jedesmal, wenn der unter dem Eis liegende See sich mit frischem Schmelzwasser fülle, gelange auch Wärme ins Eisinnere. Das wiederum reduziere die Stabilität des umliegenden Eises. „Wenn so viel Wasser in das Innere des grönländischen Eisschildes fließt, dass wir denselben See sich leeren und wieder füllen sehen, gelangt so viel Wärme unter das Eis, dass wir mit erheblichen Veränderungen im Verhalten des Eises rechnen müssen“, sagte Bevis.

Die Forscher gehen davon aus, dass immer mehr Wasser das Fundament des Eisschildes erreicht. Je mehr das geschehe, desto mehr könnten sich die Schmelzkanäle von der grönländischen Küste ins Landesinnere „fressen“. Diese Schmelzkanale würden Wasser und damit auch Wärme an Stellen transportieren, die ursprünglich fest mit dem Festlandsockel verbunden waren. Damit könnten sich die Schmelzprozesse in der Region insgesamt weiter beschleunigen.

Bislang weiß die Wissenschaft noch relativ wenig über die Prozesse unter dem Eis. Zwar wissen Forscher schon länger um die Existenz von Seen unter der Oberfläche. Noch nie zuvor aber hatten sie den Abfluss von Wasser aus solchen Seen beobachtet.

Quelle

KLIMARETTER.INFO | em

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