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Ozonschicht erholt sich

Montreal-Abkommen als Erfolgsmodell für den Umwelt und Klimaschutz. Ein Bericht von Peter Braesicke

Sie ist nur eine fragile Schicht aus Gas, die Ozonschicht – und doch schützt sie die Erde gegen die tödliche UV-Strahlung der Sonne. Seit Millionen von Jahren ermöglicht die stratosphärische Ozonschicht das Leben auf dem Land. Wie empfindlich dieser Schutzschild ist, zeigte sich, als die Verwendung von schädlichen Chemikalien, insbesondere den Fluorchlorkohlenwasserstoffen (FCKWs), ab den 1970er Jahren zu einem messbaren Rückgang der Ozonschicht führte. Ein Vorgang, der in den 1980er Jahren so gravierende Ausmaße angenommen hatte, dass bald von einem Ozonloch gesprochen wurde, das sich im Frühjahr über der Antarktis zeigte.

In einer bemerkenswerten globalen Anstrengung schmiedeten vor mehr als 30 Jahren 46 Staaten eine Allianz und verpflichteten sich im Protokoll von Montreal dazu, die Produktion und den Einsatz der verantwortlichen Substanzen zu verhindern. Für Professor Peter Braesicke vom Institut für Meteorologie und Klimaforschung – Atmosphärische Spurengase und Fernerkundung (IMK-ASF) des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) begann damals eine einzigartige Erfolgsgeschichte: „Heute spricht fast niemand mehr vom Ozonloch. Die Konzentration der ozonabbauenden Substanzen in der Atmosphäre hat deutlich abgenommen. Das Ozonloch stagniert und die Ozonschicht fängt langsam an, sich zu erholen. Dank der globalen Anstrengung dürften die Ozonwerte Mitte dieses Jahrhunderts wieder mit denen der frühen 1980er Jahre vergleichbar sein.“

Gemeinsam mit anderen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern hat Braesicke diese Entwicklung im „Scientific Assessment of Ozone Depletion 2018“ wissenschaftlich beschrieben, der heute veröffentlicht wurde (05. November 2018). Mit solchen Berichten dokumentiert die World Meteorological Organization (WMO) unter dem Dach der Vereinten Nationen alle vier Jahre den Fortschritt des Montreal-Prozesses. Im neuesten Bericht stehe zwar auch Problematisches, berichtet Braesicke, so sei der Ausstoß von Trichlorfluormethan – einem FCKW, das industriell als günstiges Kältemittel eingesetzt werden kann – überraschend gestiegen. Mögliche Verursacher hierfür werden in Ostasien vermutet. Doch insgesamt überwiege der Fortschritt – und das zeige vor allem eines: „Wissenschaft, Politik und Zivilgesellschaft sind durchaus in der Lage, in einer für den ganzen Planeten lebenswichtigen Frage gemeinsam das Ruder herumzureißen.“

Peter Braesicke sieht in den Erfahrungen mit dem Montreal-Protokoll explizit eine wichtige Lehre für die aktuellen menschlichen Bemühungen um den Klimaschutz im Rahmen des Paris-Protokolls, allerdings sei die Lage hier vertrackter: „Beim FCKW war das eine relativ kleine Industrie, während CO2 bei fast allen Wirtschaftsaktivitäten entsteht. Jeder ist also Mitverursacher. Politisch müssen wir deshalb zunächst an die großen CO2-Quellen ran, beispielsweise durch einen Kohleausstieg, um sichtbare Erfolge zu erzielen. Zum anderen muss es den Menschen leichter gemacht werden, im täglichen Leben CO2 einzusparen. Der Individualverkehr ist dafür ein mögliches Betätigungsfeld, aber auch die Art und Weise, wie wir konsumieren.“

Eine besondere Verantwortung sieht Braesicke bei den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern. Der Prozess des menschengemachten Klimawandels müsse in seiner ganzen Komplexität noch besser verstanden und vermittelt werden: „Wir müssen die Gesellschaft mitnehmen auf die Reise zu einem stabilen Klima! Das Interesse bei Laien und Politikern ist vorhanden. Wir müssen unsere wissenschaftlichen Erkenntnisse immer wieder verständlich kommunizieren. Dann kann es gelingen, nicht nur die Ozonschicht, sondern auch das Klimasystem besser zu schützen“, so Braesicke.

Quelle

Karlsruher Institut für Technologie (KIT) | Strategische Entwicklung und Kommunikation (SEK) Peter Braesicke 2018

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