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© © unsplash.com | William Bossen

Temperaturrekord in der Arktis

Auf der arktischen Inselgruppe Spitzbergen wurden am Wochenende Temperaturen von knapp 22 Grad Celsius gemessen. Das ist ein neuer Rekord. Gleichzeitig zeigt eine Studie: Die globale Erwärmung könnte viel extremer ausfallen, als bisher angenommen.

Spitzbergen heißt im norwegischen Sprachgebrauch Svalbard; zu Deutsch: Kühle Küste. Doch richtig kühl ist die rund 1.300 Kilometer vom Nordpol entfernte Inselgruppe zurzeit nicht mehr. So wurde am Samstag im administrativen Zentrum Longyearbyen eine Temperatur von 21,7 Grad Celsius gemessen. Das geht aus Daten des norwegischen Instituts für Meteorologie hervor. Damit wurde der Temperaturrekord aus dem Jahr 1979 gebrochen, damals stieg das Thermometer auf 21,3 Grad.

Zum Vergleich: Im gesamten Juli 2019 betrug die Höchsttemperatur gerade einmal 16,1 Grad Celsius, im Vorjahr sogar nur 12,9 Grad. Die sommerlichen Temperaturen hielten auch am Sonntag an und überstiegen erneut die 20-Grad-Marke. Die Normalwerte der Insel wurden damit deutlich überschritten.

Arktis erwärmt sich doppelt so schnell

Der Juli ist für gewöhnlich auf Spitzbergen der wärmste Monat im Jahr. Trotzdem erreichen die Temperaturen normalerweise im Durchschnitt gerade einmal 5,9 Grad Celsius – in diesem Jahr sind es bereits 9,0 Grad. Schon länger befürchten Wissenschaftler, dass die Klimaerwärmung ausgerechnet in der Arktis doppelt so schnell voranschreitet, wie auf dem restlichen Planeten.

Bereits im Juni kletterten die Temperaturen in Teilen Sibiriens für kurze Zeit auf 38 Grad Celsius. Das Ergebnis: Riesige Waldflächen gerieten in Brand, die Feuer wurden von starker Trockenheit und kräftigem Wind weiter angefacht. Dadurch erreichten auch die Emissionen einen neuen Rekordwert. Im arktischen Sibirien stieg das Thermometer schon im Juni auf besorgniserregende Werte.

Klimaerwärmung kommt schneller und stärker

Grundsätzlich erwarten Klimaforscher eine viel schnellere und stärkere Erwärmung des Weltklimas als bisher angenommen. Verdoppelt sich der Kohlenstoffdioxid-Gehalt in der Atmosphäre – und bleibt dann konstant – erreicht die globale Klimaerwärmung wahrscheinlich Temperaturen von 2,3 bis 4,5 Grad Celsius. Das geht aus einer Medienmitteilung der Universität von New South Wales (UNSW) hervor. Zuvor waren Forscher davon ausgegangen, dass die Temperatur bei diesem Szenario noch auf 1,5 Grad beschränkt werden könnte.

In Auftrag gegeben wurde die 165 Seiten umfassende Studie vom Weltklimaforschungsprogramm (WCRP). Sie macht deutlich, dass das Erdklima viel empfindlicher auf den CO2-Anstieg in der Atmosphäre reagieren könnte, als bisher angenommen. Dass die Weltgemeinschaft es tatsächlich noch schafft, die Klimaerwärmung auf unter zwei Grad zu begrenzen, wird von den Wissenschaftlern mit einer vernichtend kleinen Wahrscheinlichkeit prognostiziert: weniger als fünf Prozent!

Demgegenüber haben sie für eine Überschreitung der oberen Grenze von 4,5 Grad Celsius eine Wahrscheinlichkeit von sechs bis achtzehn Prozent errechnet. Die Auswirkungen einer solchen Erwärmung wären katastrophal.

Aktuell hat die Erde bereits eine Klimaerwärmung von etwa 1,2 Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau erreicht. Geht die Entwicklung weiter wie bisher, könnten sich die CO2-Emissionen in den nächsten 60 bis 80 Jahren verdoppeln. Wie verheerend die Auswirkungen schon jetzt in der Arktis sind, zeigen die aktuellen Temperaturrekorde, Waldbrände und CO2-Höchstwerte.

Quelle

Der Bericht wurde von der Redaktion “energiezukunft“ (jk) 2020 verfasst – der Artikel darf nicht ohne Genehmigung weiterverbreitet werden! | energiezukunft | Heft 28 / 2019 | „Urbane Energiewende“ |  Jetzt lesen | Download

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