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Fotolia.com | GuillaumeLeBloas

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Weltatlas dokumentiert künstliche Beleuchtung

Ein Atlas der „Lichtverschmutzung“ dokumentiert, wie künstliche Beleuchtung den Nachthimmel weltweit erhellt.

Zusammengestellt hat den Atlas ein internationales Team von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, darunter Christopher Kyba vom Deutschen GeoForschungsZentrum GFZ. Der „New World Atlas of Artificial Night Sky Brightness“ erscheint am 10. Juni in der Fachzeitschrift Science Advances.

Ein neuer Atlas der „Lichtverschmutzung“ dokumentiert, wie massiv künstliche Beleuchtung den Nachthimmel weltweit erhellt. Die Auswirkungen der schwindenden Dunkelheit betreffen nicht nur Astronomen, deren Beobachtungen erschwert werden, sondern auch Ökosysteme. Zusammengestellt hat den Atlas ein internationales Team von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, darunter Christopher Kyba vom Deutschen GeoForschungsZentrum GFZ. Der „New World Atlas of Artificial Night Sky Brightness“ erscheint am 10. Juni in der Fachzeitschrift Science Advances, einem Open-Access-Journal der American Association for the Advancement of Science (AAAS).

Fabio Falchi, Hauptautor der Publikation, sagt: „Der neue Atlas bietet eine Dokumentation des Zustands der nächtlichen Umwelt zu einem entscheidenden Zeitpunkt.“ Derzeit stehe die industrialisierte Welt vor der Umstellung auf LED-Beleuchtung. „Wenn wir nicht sehr genau auf das LED-Spektrum und die Beleuchtungsstärken achten, könnte das zu einer Verdoppelung oder sogar Verdreifachung der Himmelsaufhellung in klaren Nächten führen.“ Falchi forscht am italienischen „Istituto di Scienza e Tecnologia dell’Inquinamento Luminoso“, einer gemeinnützigen Institution, die Forschung zu Lichtverschmutzung koordiniert und fördert. Seine Koautoren kommen aus Deutschland, den USA und Israel.

Die Bilder und Daten in dem Atlas zeigen, dass weite Teile der Welt förmlich in Licht gebadet sind. Vor allem in Westeuropa gibt es kaum noch Gegenden, in denen der Nachthimmel nicht durch künstliche Beleuchtung erhellt wird. Wer Dunkelheit sucht, findet sie am ehesten in Schottland, Schweden oder Norwegen sowie in Teilen Österreichs und Spaniens.

Neben einer Weltkarte der Lichtverschmutzung enthält der Atlas viele weitere Daten. Schwerpunkt der Erhebung waren dabei die G20-Staaten. Demnach sind von der Fläche her Italien und Südkorea die Länder mit der höchsten Lichtverschmutzung, Kanada und Australien jene mit der geringsten. Betrachtet man die Situation der Menschen und die Orte, wo sie leben, so ist es für Deutsche und Inder am wahrscheinlichsten, dass sie von ihrem Zuhause aus noch die Milchstraße erkennen können. Die Bewohner Saudi-Arabiens und die Südkoreaner dagegen können diesen Blick in den Sternenhimmel am seltensten genießen.

Einen ähnlichen Atlas gibt es seit 2001. Doch die aktuelle Ausgabe profitiert von einem neuen NASA-Satelliten, Suomi NPP, der die Erde seit Oktober 2011 umkreist. Dieser Satellit hat erstmals ein Instrument zur Messung des Lichts aus Städten an Bord, das eigens dafür gebaut wurde.

Die Daten für den neuen Atlas wurden mithilfe von Messstationen geeicht, die an nahezu 21.000 Orten weltweit stehen. Hinzu kamen unzählige Messungen von Bürgerwissenschaftlerinnen und –wissenschaftlern („citizen scientists“). Christopher Kyba vom GFZ sagt: „Rund zwanzig Prozent der Eichdaten kamen von ‚citizen scientists‘. Ohne sie hätten wir keine Daten von außerhalb Europas und Nordamerikas.“

Sibylle Schroer, Koordinatorin des EU-geförderten Projekts „Verlust der Nacht“, kommentiert: „Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die Lichtverschmutzung erforschen, haben den Atlas schon mit Spannung erwartet.“ Und Scott Feierabend, Direktor der „International Dark-Sky Association“, spricht von einem Durchbruch: „Der Atlas wird jetzt zum Maßstab und bei der Beurteilung helfen, ob es gelingt, die Lichtverschmutzung in Städten und auf dem Land einzudämmen.“

Originaltitel: „The new world atlas of artificial night sky brightness“ in Science Advances; DOI: 10.1126/sciadv.1600377

A. Jechow/IGB | Berlin leuchtet. Und trübt mit dem Licht den Blick in die Sterne. Die Milchstraße verschwindet im Lichtdom. Auch Ökosysteme sind vom Leuchten betroffen.
Quelle

Helmholtz-Zentrum Potsdam | Deutsches GeoForschungsZentrum GFZ 2016

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