Dringender denn je: Mehr Frauen für die Bürgerenergie
Der Landesverband Erneuerbare Energien NRW (LEE NRW) und die World Wind Energy Association (WWEA) haben mehrere Empfehlungen erarbeitet, um den Frauenanteil in Bürgerenergiegesellschaften schnellstens zu erhöhen.
Wie wichtig die Energiewende ist, zeigt der verbrecherische Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine, der Politik und Bevölkerung die massive Abhängigkeit von fossilen Energien – allen voran von russischem Erdgas – hat bewusst werden lassen. Damit die Energiewende deutlich an Fahrt aufnimmt, ist es unverzichtbar, hierzulande alle Bürgerinnen und Bürger mitzunehmen.
Das ist aber längst noch nicht der Fall. So beträgt in Nordrhein-Westfalen der Frauenanteil bei den Bürgerenergiegenossenschaften lediglich 29 Prozent. Um diesen Missstand schnellstens zu ändern, haben der Landesverband Erneuerbare Energien NRW (LEE NRW) und die World Wind Energy Association (WWEA) mehrere Empfehlungen für mehr „Frauen-Power“ beim Umbauprozess der heimischen Energiewirtschaft erarbeitet.
Mit diesen zehn Handlungsempfehlungen beenden LEE NRW und WWEA das zweijährige Forschungsprojekt „Mehr Frauen für die Bürgerenergie“. Dieses Empfehlungspaket haben beide Verbände heute zusammen mit Dr. Nina Scheer, der energiepolitischen Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion, vorgestellt.
„Bei den zahlreichen Gesprächen, die wir mit Praktikerinnen und Praktikern aus Energiegenossenschaften und anderen Bürgerenergiegesellschaften geführt haben, hat sich gezeigt, dass Frauen viel gezielter für eine Beteiligung gewonnen werden müssen“, benennt Claudia Gellert, Mitglied im Vorstand des LEE NRW, eine der wichtigsten Erkenntnisse. „Das ist zu schaffen, indem interessierte Frauen viel konsequenter persönlich angesprochen werden, dass über Social Media-Kanäle für eine Beteiligung geworben wird und dass Frauen sichtbar in Verantwortung gebracht werden.“
Für den LEE NRW und WWEA sind gerade Bürgerenergiegruppen mit ihrer lokalen Verankerung „unverzichtbare Treiber für den Umbau der Energiewelt“, so Gellert. „Wir brauchen in diesen Initiativen wesentlich mehr Frauen mit ihren Lebenserfahrungen, Ideen und Know-how, um die Energiewende gesellschaftlich auf breitere Füße zu stellen.“
Genau so sieht es auch die SPD-Energiepolitikerin Dr. Nina Scheer: „Die dezentrale Bürgerenergie hat für den Erfolg der Energiewende eine sehr hohe Bedeutung. Die Studie von WWEA und LEE NRW gibt uns wertvolle Hinweise für die Fragen, welche Bedeutung die verstärkte Einbeziehung von Frauen auf die zu beschleunigende Energiewende hat.”
Auch WWEA-Generalsekretär Stefan Gsänger, der das Projekt über die letzten zwei Jahre geleitet hat, setzt auf die neuen Empfehlungen: „Damit kann unseres Erachtens die Bürgerenergie weitere Unterstützung gewinnen, was allen Erneuerbaren Energien zu Gute kommt. Der Wechsel hin zu den Erneuerbaren Energien bringt einzigartige Chancen mit sich: nicht nur, den Klimawandel zu stoppen, sondern auch, wirtschaftliche Chancen gerechter zu verteilen. Wir schlagen den Bürgerenergiegesellschaften konkret vor, was sie tun können, um ihren Einsatz für die Energiewende auf noch breitere gesellschaftliche Basis zu stellen.“
Gsänger und LEE NRW-Vorstandsfrau Gellert sind froh, dass Bürgerenergieprojekte derzeit wieder einen größeren Zuspruch erfahren: „Die aktuelle Energiekrise kann auch eine Chance sein, um der Bürgerenergie endlich den Schub zu verpassen, den sie so dringend benötigt, um qualitativ zu wachsen.“
- Die komplette Studie ist hier abrufbar | Die Studie mit den Handlungsempfehlungen wird auf den 10. Windenergietagen NRW vorgestellt, die der LEE NRW am 17. und 18. November in Bad Driburg veranstaltet.