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Extinction Rebellion: Die radikal gewaltfreie Rebellion fürs Klima

Die Klimaaktivisten machen ihre Ankündigung wahr: Extinction Rebellion legte Anfang der Woche halb Berlin lahm.

Auch in anderen Großstädten rund um den Globus sind die Rebellen gegen die Klimakrise aktiv. Weitere Aktionen sind bereits angekündigt.

Ab Montag dem 7. Oktober werden mehrere tausend Menschen friedlich und gewaltlos zentrale Plätze in Berlin blockieren, kündigte „Extinction Rebellion Deutschland“ bereits eine Woche zuvor an. Sogar mit der Polizei sprach man sich im Vorfeld ab. Niemand konnte also ernsthaft überrascht sein von dieser gewaltlosen und blockierenden Form des Protests. Und so ließen die Ordnungshüter in der Hauptstadt die „Rebellion gegen das Aussterben“ zunächst zu. Schließlich sind Spontan-Demonstrationen nach dem Grundgesetz erlaubt.

Dennoch kamen die etwa 3.000 Rebellen überraschend früh und besetzten am Montagmorgen noch vor dem Berufsverkehr den Großen Stern rund um die Siegessäule und den Potsdamer Platz. Vorbereitet wurden die Aktionen in einem Klimacamp vor dem Kanzleramt. Auch in anderen Großstädten fanden zu Beginn der Woche Klimaprotest-Aktionen statt, unter anderem in London, Amsterdam und Sidney.

Was will Extinction Rebellion erreichen?
Extinction Rebellion will zunächst „mit friedlichem Ungehorsam auf den drohenden Klimakollaps und das massive Artensterben aufmerksam“ machen. Vorbild für die deutschen Rebellen ist Großbritannien. Dort blockierten im Frühling nach Angaben der Organisation über 6.000 Menschen eine Woche lang wichtige Brücken Londons.

„Mit gewaltfreiem zivilem Widerstand wollen wir unsere Regierungen dazu bewegen, den ökologischen Notstand zu erklären und den gesetzlichen Rahmen zur Umsetzung unserer Forderungen zu schaffen.“ Konkret fordert Extinction Rebellion:

  1. Sagt die Wahrheit: Die Bundesregierung müsse „die existenzielle Bedrohung der ökologischen Krise offenlegen und den Klimanotstand ausrufen“.
  2. Handelt jetzt: Die Bundesregierung solle sofort handeln, „um die vom Menschen verursachten Treibhausgas-Emissionen bis 2025 auf Netto-Null zu senken.
  3. Politik neu leben: Eine Bürgerversammlung für die „notwendigen Maßnahmen gegen die ökologische Katastrophe und für Klimagerechtigkeit.“

Die Klimaaktivisten beziehen sich in ihrer Begründung auf wissenschaftliche Fakten, etwa vom Weltklimarat IPCC, auf Grenzwerte der Weltgesundheitsorganisation WHO, auf Berechnungen des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK), Aussagen von UN-Generalsekretär António Guterres und das 1,5-Grad-Ziel.

Radikal gewaltfrei – und geräumt
Die Blockade des Potsdamer Platzes räumte die Polizei am Dienstagvormittag, nachdem die Rebellen eine Nacht in der Kälte und mit einsetzendem Regen ausgeharrt hatten. Dort blieben sowohl Klimaaktivisten als auch Polizei dem gewaltfreien Motto treu. Die Aktivisten verließen die Fahrbahn, nachdem die Polizei Platzverweise ausgesprochen hatte oder ließen sich wegtragen.

Bereits am Montagmorgen hatte Berlins Innensenator Andreas Geisel (SPD) erklärt, seine Beamten würden gelassen reagieren, da keine akute Gefahr von den Demonstranten ausginge.

Der Kreisverkehr um die Siegessäule blieb auch am Mittwochmorgen noch von einigen hundert Aktivisten besetzt, die sich mit Decken und Planen vor Kälte und Regen schützten.

Dabei soll es aber nicht bleiben: Für Mittwoch kündigte Extinction Rebellion die Besetzung der Marshallbrücke vor dem Reichstag an, sowie am Nachmittag eine Demonstration auf dem Kurfürstendamm.

Was sagt Fridays for Future zu Extinction Rebellion?
Die Organisatoren der Fridays for Future-Demonstrationen haben offiziell nicht zur Unterstützung der Klimaaktivisten von Extinction Rebellion aufgerufen. Sympathien sind wohl dennoch vorhanden und die sind nicht ganz unbegründet. Denn seit fast einem Jahr redet Deutschland und die Politik von strengen Klimaschutzmaßnahmen, Ende September gingen dafür deutschlandweit über eine Million Menschen auf die Straße – angetrieben von Fridays For Future und ihren wissenschaftlich unbestreitbaren Argumenten.

Viele gerade junge Menschen sind frustriert, denn geholfen hat ihr Protest bislang kaum. Die Bundesregierung kommt über ein Klimapaket nicht hinaus, über das sich Fachleute teils entsetzt äußern und mit dem die Klimaziele nicht erreicht werden können. Insofern dürften viele Fridays for Future-Unterstützer und Teile der Bevölkerung die Aktionen der radikal gewaltfreien Klimaaktivisten von Extinction Rebellion nachvollziehen können.

Quelle

Der Bericht wurde von der Redaktion “energiezukunft“ (cw) 2019 verfasst – der Artikel darf nicht ohne Genehmigung weiterverbreitet werden! | energiezukunft | Heft 26 / Herbst 2019 | „Nachhaltige Lebensstile“ | Jetzt lesen Download

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