Fukushima mahnt: Europas AKW-Park wird immer älter
Ökoinstitut warnt aus Anlass des Jahrestags der japanischen Reaktorktastrophe vor den zunehmenden Risiken der Uralt-Reaktoren
Am 11. März jährt sich die mehrfache Reaktorkatastrophe im japanischen Fukushima zum achten Mal, und eine Beherrschung der Folgen ist noch lange nicht in Sicht. Telepolis hat darüber über die Jahre des öfteren berichtet, zuletzt vergangene Woche. Am 11. März hatte ein besonders schweres Erdbeben vor der japanischen Küste nordwestlich von Tokyo einen Tsunami ausgelöst, dem in der Präfektur Fukushima Tausende Menschen zum Opfer fielen.
Auch das unmittelbar an der Küste stehende AKW Fukushima Daiichi mit seinen vier Reaktoren war schwer betroffen. Bereits das Erdbeben verursachte erheblich Zerstörungen. Die Gewalt de Flutwelle tat ihr Übriges, sodass es zur mehrfachen Kernschmelze und einer zum Teil extremen radioaktiven Verseuchung der weiteren Umgebung kam.
Das Freiburger Ökoinstitut warnt aus Anlass dieses Jahrestags vor den Gefahren, die von Europas alternder AKW-Flotte ausgehen. Wir hatten erst kürzlich darauf hingewiesen, dass in Deutschlands westlichen und südlichen Nachbarstaaten insgesamt 14 Reaktoren bereits seit 40 Jahren oder mehr in Betrieb sind.
Einer davon, der Reaktor 1 im Schweizer AKW Beznau, der erst im vergangenen Jahr für den weiteren Betrieb freigegeben wurde, läuft sogar bereits seit fast 50 Jahren. Einzige Auflage fü die erneute Freigabe nach rund drei Jahren Stillstand: Der Reaktordruckbehälter soll künftig regelmäßig mit Ultraschall untersucht werden, das nächste Mal jedoch erst 2022, wie die Neue Zürcher Zeitung schreibt.
Das AKW liegt südlich des Rheins im Kanton Aargau, unweit zur Grenze mit Baden-Württemberg. Der zweite dortige Reaktor ist seit 1971 im Betrieb.
Da kann einem schon etwas mulmig werden, auch wenn in Westeuropa die Risiken sicherlich etwas anderer Natur als in Japan sind. Tsunamis drohen nicht an den Standorten der AKW und Erdbeben auch meist weniger. Aber mit dem Alter der Anlagen nehmen bestimmte Gefahren zu, wie die Autoren des Ökoinstituts betonen.
Zum Beispiel versprödet der Stahl des Reaktordruckbehälters, der das Herz eines Reaktors darstellt und die Brennstäbe enthält. Die Versprödung, so das Ökoinstitut, könne „zur Verschärfung der Problematik von Rissen im Reaktordruckbehälter führen, die Sicherheitsmargen nehmen ab“.
Außerdem seien die Sicherheitskonzepte veraltet. Trotz Nachrüstungen werde das heute von Neuanlagen geforderte Sicherheitsniveau nicht erreicht. So seien viele Reaktoren zum Beispiel schlecht gegen Flugzeugabstürze geschützt.
Auch stünden in vielen der alten AKW weniger Sicherheitseinrichtungen wie Notstromaggregate und Notkühlpumpen zur Verfügung. Ein Ausfall der Kühlung führt in einem Reaktor unweigerlich zur Kernschmelze und damit fast unvermeidbar zur Freisetzung großer Mengen radioaktiven Materials.
Quelle
Der Bericht wurde von
der Redaktion „TELEPOLIS“ (Wolfgang Pomrehn)
2019 verfasst – der Artikel darf nicht ohne
Genehmigung von Wolfgang Pomrehn 2019 weiterverbreitet
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