Quaschning erklärt: Klimaflüchtlinge
Es gibt viele Ursachen für Flucht und Migration. Die mit Abstand größte wird schon bald die Klimakrise sein. Stoppen wir sie, damit es nicht zu nie dagewesenen humanitären Katastrophen kommt. Eine Kolumne von Volker Quaschning.
„Flüchtlinge, Flüchtlinge, Flüchtlinge – wir haben viel zu viele Flüchtlinge! Einfach mal eine Obergrenze festlegen!“
Wird dann alles gut? Nein! Wie naiv kann man denn sein?
Wir leben in einer Welt, in der 800 Millionen Menschen hungern. Jeder zehnte weiß nicht, was er morgen essen soll. Eine der Ursachen ist die Klimakrise.
Megadürren lassen Ernten eingehen und sintflutartige Regenfälle schwemmen fruchtbare Böden weg. Dürren, Brände, Stürme und Flutkatastrophen zwingen weltweit immer mehr Menschen zur Flucht – im Jahr 2022 bereits 32 Millionen.
Hören wir nicht damit auf, die Klimakrise immer weiter anzuheizen, werden die weltweiten Durchschnittstemperaturen in der zweiten Jahrhunderthälfte um mehr als drei Grad höher sein als vor Beginn der Industrialisierung.
In Gebieten, in denen dann zwei bis drei Milliarden Menschen leben, wird es regelmäßig potenziell tödliche Hitzetage geben. Würdet ihr in einem Land bleiben, in dem man den Tag besser im Keller verbringt, in dem das Trinkwasser ausgeht und in dem Landwirtschaft nur noch schwer möglich ist?
An alle Populist:innen: Wie wollt ihr dann eure Obergrenzen einhalten? Wollt ihr alle, die „zu viel“ kommen, einfach erschießen? Bomben auf Flüchtlingstrecks werfen?
Im Ernst: Warum fangen wir nicht endlich ernsthaft damit an, die Klimakatastrophe noch aufzuhalten, bevor uns die Lage völlig entgleitet?
Quelle
klimareporter.de 2023 | Volker Quaschning ist Professor für Regenerative Energiesysteme an der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin. Seine Lehr- und Sachbücher zur Energiewende gelten als Standardwerke.