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SOLAR: Big is beautiful

Wieder einmal häufen sich im Bereich der Solarwirtschaft Ereignisse von großer Bedeutung – und kaum jemand nimmt sie wahr. Dabei rollt dieser Wirtschaftszweig der Zukunft auf einer außerordentlichen Welle. Ein Bericht von Guntram Rehsche

Bezüglich Erneuerbarer Energien sah der Blick in die Vereinigten Staaten in den vergangenen Jahren eher trübe aus. Aber immerhin, auch Präsident Donald Trump war es nicht gelungen, den in der Ära Obama eingeleiteten Umschwung wieder ins Gegenteil zu verkehren – sein versprochenes goldenes Kohlezeitalter war einer der aller größten Reinfälle von Donald Trump, auch seine Regierung brachte die Arbeitsplätze in den Kohleminen nicht zurück.

Die seither immer noch gültigen Steuervergünstigungen beim Bau von Solaranlagen legten vielmehr die Basis für einen Solaraufschwung, den der jetzige Präsident endgültig einzuleiten gewillt scheint. Diese Woche ging die Meldung um die Welt (NZZ 9.9.21), die USA wollten den Anteil von Solarstrom am Gesamtverbrauch von heute deren drei auf 44 Prozent im Jahr 2050 erhöhen – nicht zu vergessen, dass auch in der Windnutzung Quantensprünge vorgesehen sind. Denn die USA stehen am Beginn einer intensiven Nutzung von Windenergie auf dem offenen Meer (zur Entwicklung in den USA siehe auch > hier.

Anderes Zeichen für den beginnenden Solarboom gefällig? Das für seine zukunftsorientierte Wirtschaftsberichterstattung bekannte Magazin «brandeins» widmet die aktuelle Septemberausgabe dem derzeitigen und künftigen Kapitalismus – und darin eine der Hauptgeschichten dem «Triumpf der Sonne». Nicht nur sei Solarstrom extrem billig geworden in den vergangenen Jahren, er sei unterdessen auch «billiger als Atomstrom». Und nicht nur für die USA, sondern für die ganze Welt wird ein ungeheurer Aufschwung der Solarwirtschaft vorhergesagt – was in der Prognose eines 70%-Anteils bis 2050 gipfelt. Das wäre dann rund eine Verzwanzigfachung der gegenwärtigen Photovoltaik-Kapazitäten weltweit. Auch die Internationale Energie Agentur IEA sieht es unterdessen so kommen, nachdem sie das Potential der Solarenergie lange negierte.

Woher diese verheißungsvollen Vorhersagen? Glaubwürdig werden sie dank jener Wandlungen, die sich gerade vollziehen und die hier in Stichworten wieder gegeben seien:

–       Im vergangenen Jahr wurden rekordhohe 138 Gigawatt (GW) Solarleistung installiert, was einem Gesamtwachstum von fast einem Fünftel gleichkam – insgesamt sind es weltweit bereits über deren 700 – mit der Erwartung, dass Ende 2022 dann das erste Terawatt erreicht sein wird (= 1000 GW, = 1 Million Megawatt usw.). Das zweite Terawatt wäre bei diesem horrenden Ausbaufortschritten bereits Ende 2025 zu erwarten –  siehe > hier. 

–       Andernorts tönt das dann so: Billiger, effizienter und mit höheren Gesamterträgen! Siehe > hier.

–       Die Geschichte der Solarwirtschaft zeichnet ein Artikel nach, der in der phänomenalen Absenkung der Erzeugerpreise mündet – eine Entwicklung, die eigentlich die letzten Skeptiker überzeugen müsste. Denn mit den bereits jetzt erreichten tiefen Preisen (vor allem in Großanlagen in günstigen Gebieten) bleibt viel Spielraum, um etwa die vorderhand hohen Speicherkosten, die für einen Teil des Stroms anfallen (aber längst nicht für allen) auch noch locker zu decken. Das ist bekanntlich in Deutschland bereits so (wo eine Kilowattstunde Solarstrom selbst in einer kleineren Anlage auf rund zehn Eurocent zu stehe kommt. Weil der zugeleitete Strom aber dreimal teurer ist, sind auch die Batteriekosten gedeckt). Zur allgemeinen Entwicklung siehe > hier.  

–       Zu den Preisen war kürzlich auch andernorts Erstaunliches zu lesen: «Photovoltaik könnte diese auf Null drücken». So die Vermutung eines norwegischen Finanz-Analysten, dem flugs vorgeworfen wurde, er sei wegen der großen Gasvorkommen in seiner Heimat befangen. Mal abgesehen davon, dass dieser Zusammenhang reichlich konstruiert erscheint, stellt DnB-Fondsmanager Audun Wickstrand-Iversen durchaus plausible Überlegungen an: Der Norweger geht als Prämisse vom Bau einer normalen PV-Anlage zum heutigen Zeitpunkt aus. Irgendwann zwischen 2035 und 2040 sei diese dann vollständig abgeschrieben. Bis dahin habe sie den Eigentümern eine Eigenkapitalrendite von fünf bis zwölf Prozent beschert. Und er fragt sich: was passiert dann? Der Input (Sonnenstrahlen) bleibe eine kostenfreie Energiequelle und die Anlage laufe noch lange weiter, fast ohne Unterhaltskosten, siehe > hier.

–       Dass das nicht nur Hirngespinste sind, zeigt die bereits eingetretene Entwicklung. In Australien etwa, das vor kurzem noch als solares Entwicklungsland mit gewaltigen Widerständen gegen die Erneuerbaren im Allgemeinen galt (wegen der großen Kohlevorräte). Unterdessen hat Solarstrom aus Flächen- und Dachanlagen vor kurzem aber erstmals die Stromproduktion aus Kohlekraft überflügelt. Es dürfte nicht das letzte Mal gewesen sein. Denn nicht nur ist der fünfte Kontinent wegen seiner Kohlenutzung und dem damit verbundenen CO2-Ausstoss unter gehörigem Druck. Es sind vielmehr auch Bauprojekte für Solaranlagen unterwegs, ob deren Größe einen schwindeln könnte. Stellvertretend das Beispiel jener 10-Gigawatt-Anlage, die über eine Unterwasserleitung PV-Strom aus dem sonnenreichen Norden nach Singapur leiten soll, siehe > hier. 

–       Aber nicht nur in der weiten Welt geht es munter voran, auch in Europa, mit an vorderster Front (wieder eine Überraschung) Polen. Und die meisten europäischen Staaten erleben derzeit einen mehr oder minder heftigen Solarboom, sogar auch ein wenig die Schweiz…. siehe zu Polen > hier.

Quelle

Solarmedia Guntram Rehsche 2021

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