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SYRIEN – Verlorene Heimat

Flüchtlinge – in den vergangenen Monaten waren sie das beherrschende Thema in Politik und Medien. Für Cap Anamur, dessen Gründung vor 36 Jahren durch die Rettung vietnamesischer Boat People initiiert wurde, sind Flüchtlinge immer ein Thema gewesen.

Nur drei Flugstunden von Frankfurt entfernt werden ganze Volksgruppen ausgerottet oder vertrieben, Mädchen versklavt, viele der wichtigsten Kulturdenkmäler der Menschheit von Barbaren in die Luft gesprengt, gehen Kulturen und mit den Kulturen auch eine uralte ethnische, religiöse und sprachliche Vielfalt unter.

Nichts ist uns eingefallen, um den Mord zu verhindern, den das syrische Regime seit vier Jahren am eigenen Volk verübt. Und ebenso haben wir uns abgefunden mit der Existenz eines neuen, religiösen Faschismus, dessen Staatsgebiet etwa so groß ist wie Großbritannien und von den Grenzen Irans bis fast ans Mittelmeer reicht.

Erst wenn unsere Gesellschaften den Irrsinn nicht länger akzeptieren, werden sich auch die Regierungen bewegen. Wahrscheinlich werden wir Fehler machen, was immer wir jetzt noch tun. Aber den größten Fehler begehen wir, wenn wir weiterhin nichts oder so wenig gegen den Massenmord vor unserer europäischen Haustür tun, den des „Islamischen Staates“ und den des Assad-Regimes.

Cap Anamur hilft den Menschen in Syrien. Bitte unterstützen Sie diese Arbeit mit Ihrer Spende! Ihr Navid Kermani Schriftsteller & Friedenspreisträger

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Flüchtlinge – in den vergangenen Monaten waren sie das beherrschende Thema in Politik und Medien. Kein Wunder, immerhin sind derzeit weltweit rund 60 Millionen Menschen auf der Flucht. Mehr als je zuvor. Es bestürzt besonders, dass jeder zweite von ihnen ein Kind ist.

Hinter dieser abstrakten, unvorstellbar großen Zahl, stehen ebenso viele Lebensgeschichten. Und die meisten sind von Krieg, Armut, Hunger, Angst oder Ausweglosigkeit gezeichnet. „Den Tod vor Augen erscheint die Flucht als Rettung“, sagt der Cap-Anamur-Vorsitzende Dr. Werner Strahl. „In unseren Projekten sind wir tagtäglich mit eben diesen Notlagen konfrontiert.“

Für Cap Anamur, dessen Gründung vor 36 Jahren durch die Rettung vietnamesischer Boat People initiiert wurde, sind Flüchtlinge immer ein Thema gewesen. Doch schon seit unseren ersten Einsätzen in Somalia und Äthiopien fokussierten wir unsere Hilfe auf die Ursachen von Flucht: Unser Schwerpunkt liegt auf der notfall- und basismedizinischen Versorgung von Menschen in Kriegs- und Katastrophengebieten in ihrem Heimatland. „Zwar fordert uns die Hilfe in den Krisenregionen zahlreiche unbequeme und nicht immer ungefährliche Einsätzen ab, sei es in der Zentralafrikanischen Republik, in Afghanistan, dem Sudan oder Syrien, doch uns ist die Hilfe an eben diesen verlassenen Orten besonders wichtig“, so Dr. Strahl weiter.

Tatsächlich stellen die 73.615 Syrer, die von Januar bis September dieses Jahres in Deutschland einen Asylantrag gestellt haben, nur einen Bruchteil dar: Rund vier Millionen syrische Flüchtlinge leben mehr schlecht als recht in den Nachbarländern Libanon, Türkei und Jordanien, in der Hoffnung, irgendwann in ihr Heimatland zurückkehren zu können. Etwa doppelt so viele Syrer, also mehr als acht Millionen, harren als Binnenflüchtlinge unter härtesten Bedingungen in Syrien selbst aus. Vielen von ihnen fehlt schlicht das Geld für eine Flucht. Im fünften Jahr des Konflikts gehen den meisten Syrern die Ersparnisse aus, ebenso wie die Hoffnung auf baldigen Frieden. Immer größere Gebiete des Landes werden vom Krieg erfasst und die Angst vor Assads Fassbomben und dem Terror des IS nimmt zu. Das ist die Katastrophe unseres Jahrzehnts. Kaum jemand ist so allein gelassen wie diese Menschen. Sie bedürfen akuter internationaler Unterstützung. Aus diesem Grunde engagieren wir uns in Ländern, aus denen Menschen fliehen.

Nachdem unser Team vor zwei Jahren in Azaz nur knapp einer Entführung entging, mussten wir unseren Ausgangspunkt zunächst ins sichere Jordanien verlegen. Seitdem betreiben wir dort eine Poliklinik, in der syrische Flüchtlinge versorgt werden und unterstützen von dort aus eine weitere Poliklinik samt Zentrum für Gefäßchirurgie in Syrien mit medizinischem Spezialbedarf, wie Nahtmaterial, künstlichen Gefäßen und Infusionen sowie den Gehältern für Ärzte und Krankenpfleger. Darüber hinaus beliefert unser Logistiker zahlreiche syrische Untergrundkliniken mit Medikamenten und Verbrauchsmaterial, damit die medizinische Basisversorgung sichergestellt ist.

Um die Hilfe für die Binnenflüchtlinge auszubauen, haben wir im Oktober eine weitere Poliklinik in Syrien eingerichtet. Ein geeignetes Gelände bietet uns den notwendigen Schutz, um im Verborgenen zu arbeiten. Hier kümmern sich sechs Ärzte verschiedener Fachrichtungen um jene, die zurückbleiben mussten. Und um jene, die wegen Geldmangels gezwungen sind, zurückzukehren – trotz der Lebensgefahr und der Angst vor dem Bombenterror.

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Helfen Sie den Menschen in Syrien. Jede Spende zählt! Mit 60 Euro können wir Verbandsmaterial oder Infusionen kaufen. Mit einer Spende von 100 Euro ermöglichen Sie unseren Medizinern fünf Narkosen.

Schnell & sicher online spenden: http://cap-anamur.org/service/jede-spende-hilft

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Cap Anamur im Einsatz für Flüchtlinge

Neben der Hilfe in Syrien (s.o.) unterstützt Cap Anamur das vertriebene Volk der Nuba im Sudan miteinem medizinischen Versorgungsnetz. Die Nuba leiden seit Jahrzehnten unter den Kämpfen zwischen Rebellen und Regierung, unzählige Zivilisten flohen in die Höhlen der Nuba-Berge. Der Sudan gehört zu den Ländern mit den weltweit meisten Binnenflüchtlingen. Mehr Infos…

Seit vier Monaten engagieren wir uns für die Binnenflüchtlinge in der ukrainischen Region Oblast Luhansk, in dem wir die beiden Krankenhäuser von Svetlodarsk und Myroniwka mit Medizin, Material und Gehältern unterstützen. Tausende Ukrainer, die sich und ihre Familie vor den Kämpfen in Sicherheit bringen wollen, fristen ihr Leben nun als Vertriebene im eigenen Land. Mehr Infos…

navidkermani.de | Navid Kermani | Schriftsteller & Friedenspreisträgercap-anamur.org
Quelle

Cap Anamur | Deutsche Not-Ärzte e.V. 2015

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