Warum es so schwierig ist, die Welt zu retten
Wenn es darum geht, den Planeten vor Umweltzerstörung und Klimawandel zu retten, gibt es Probleme. Warum ist das so?
Menschen sind von Natur aus soziale Wesen. Jeden Tag kooperieren wir und verhalten uns uneigennützig. Doch gerade wenn es darum geht, den Planeten vor Umweltzerstörung und Klimawandel zu retten, scheint die Kooperation nicht recht zu klappen. Warum ist das so? Eine Kasseler Professorin will sich dieser Frage widmen. Sie erhält dafür eine millionenschwere Unterstützung durch die EU.
Der kommende Klimagipfel rückt wieder in das Bewusstsein der Öffentlichkeit, wie dringend notwendig Maßnahmen gegen den Klimawandel sind. Nachdem die Verhandlungen in den letzten rund 25 Jahren nur wenige Erfolge hervorgebracht haben, ruhen die Hoffnungen nun auf diesem Treffen in Paris. Die Aufgabe ist über die Jahre jedoch nicht einfacher geworden. Der Schutz des Klimas ist ein klassisches öffentliches Gut: Jeder profitiert davon, egal ob man selbst einen Beitrag dazu leistet oder nicht. Die verhaltenswissenschaftliche Forschung hat zwar gezeigt, dass Gesellschaften durchaus in der Lage sind, solche Kooperationsprobleme zu lösen. Diese Forschung konzentrierte sich aber größtenteils auf ein lokales oder regionales Level. Das will die Kasseler Wirtschaftswissenschaftlerin Prof. Dr. Astrid Dannenberg nun ändern.
„Die bisherigen Erkenntnisse zu kooperativem Verhalten auf lokaler oder regionaler Ebene können nicht ohne weiteres auf die globale Ebene übertragen werden“, erläutert Dannenberg den Ausgangspunkt ihres Projekts „Human Cooperation to Protect the Global Commons“ (HUCO). „Es ist schließlich etwas anderes, ob ich mich mit Leuten aus meiner Stadt zusammenschließe, um einen Park zu pflegen, oder ob ich mit meinem Verhalten dazu beitrage, die Lebensbedingungen von Menschen am anderen Ende der Welt oder sogar zukünftigen Generationen zu erhalten.“
In dem Forschungsprojekt soll herausgearbeitet werden, unter welchen Bedingungen kooperatives Verhalten in globalem Maßstab erfolgreich ist und wann nicht. Das Projekt schließt theoretische Untersuchungen, umfangreiche Erhebungen und Experimente ebenso ein wie Simulationen von internationaler Interaktion. Beteiligt sind neben der Uni Kassel die Columbia University in New York, die Princeton University in New Jersey sowie das Stockholm Resilience Centre. Das Projekt ist im August dieses Jahres gestartet.
1,5 Mio. Euro vom European Research Council
Für HUCO erhält Dannenberg in den kommenden fünf Jahren 1,5 Mio. Euro vom European Research Council (ERC). Die Mittel kommen aus dem sogenannten „Starting Grant“-Programm; mit dieser Linie unterstützt die EU vielversprechenden wissenschaftlichen Nachwuchs. Sie ist Teil des EU-Förderprogramms HORIZON 2020. Dannenberg, Leiterin des Fachgebiets Umwelt- und Verhaltensökonomik an der Universität Kassel, finanziert mit dem Grant ein Team mit insgesamt vier Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern.
Dr. Astrid Dannenberg (37) hat seit 2014 an der Universität Kassel eine Professur für Umwelt- und Verhaltensökonomik inne. Zuvor war sie u.a. beim Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung in Mannheim und an der Columbia University tätig. Ihre Professur und das Projekt HUCO fügen sich in das Forschungsprofil der Universität ein, die einen ihrer Schwerpunkte auf Forschung zu Nachhaltigkeit und Umwelt setzt.