Weltbevölkerung: „Jede vierte Frau kann nicht verhüten“
Die weltweite Geburtenrate sinkt. Trotzdem erreicht die Weltbevölkerung am 11. Juli mit 7,328 Mrd. Menschen einen neuen Höchststand. Noch immer können Millionen Frauen, die eine Schwangerschaft vermeiden wollen, nicht verhüten.
Die weltweite Geburtenrate sinkt. Während eine Frau zwischen 1990 und 1995 durchschnittlich noch drei Kinder zur Welt brachte, sind es heute nur noch 2,5. Trotzdem wächst die Weltbevölkerung jede Minute um 165 Menschen und wird am Weltbevölkerungstag mit 7,328 Milliarden Menschen einen neuen Höchststand erreichen.
Gründe dafür sind vor allem die hohe Zahl junger Menschen und ungewollte Schwangerschaften. Das gibt die Stiftung Weltbevölkerung anlässlich des Weltbevölkerungstages bekannt.
Viele Frauen wünschen sich weniger Kinder
Die größte Anzahl an Kindern – im Schnitt 5,1 – bekommen Frauen in Afrika südlich der Sahara, der ärmsten Region der Welt. „Zwischen dem Entwicklungsstand und der Geburtenrate eines Landes besteht ein enger Zusammenhang“, erklärt Renate Bähr, Geschäftsführerin der Stiftung Weltbevölkerung: „Der weltweite Rückgang der Geburtenraten zeigt uns, dass immer mehr Frauen selbst über die Anzahl ihrer Kinder entscheiden können. In ärmeren Ländern ist das aber kaum gegeben. Jede vierte Frau, die gerne verhüten möchte, hat keine Möglichkeit dazu, und viele Frauen wünschen sich weniger Kinder. Wir müssen gerade junge Frauen dazu in die Lage versetzen, selbst zu bestimmen, wann und wie viele Kinder sie bekommen – durch eine Verbesserung ihrer gesellschaftlichen Stellung, Angebote zur Familienplanung und eine gute Gesundheitsversorgung. Diese Themen müssen in der deutschen Entwicklungszusammenarbeit eine wichtigere Rolle spielen.“
Unsere Weltbevölkerungsuhr zeigt sekundengenau, wie viele Menschen auf der Erde leben.
Fünf Fragen – Fünf Antworten zur Weltbevölkerung
Wie viele Menschen leben heute auf der Welt?
Zum Weltbevölkerungstag 2015 leben 7,3278 Milliarden Menschen auf der Welt – und es werden mehr. Während der etwa 15 Sekunden, in denen Sie diese Zeilen lesen, sind 68 Kinder geboren worden und 27 Menschen gestorben. Die Weltbevölkerung ist somit um 41 Menschen gewachsen. Besonders stark wächst die Weltbevölkerung in Afrika südlich der Sahara, der ärmsten Region der Erde. Mitte des Jahrhunderts werden dort mit rund zwei Milliarden Menschen voraussichtlich mehr als doppelt so viele leben wie heute.
Warum wächst die Weltbevölkerung?
Das hohe Bevölkerungswachstum eines Landes geht zu einem großen Teil auf ungewollte Schwangerschaften zurück – weil Frauen und Mädchen nur mangelnden Zugang zu Familienplanung, Aufklärung und Gesundheitsdiensten haben. Gerade Frauen, die in ländlichen Regionen von Entwicklungsländern leben, bekommen häufig mehr Kinder, als sie sich wünschen. Mehr als 220 Millionen Frauen in Entwicklungsländern würden gern verhüten, haben dazu aber keine Möglichkeit. Neben ungewollten Schwangerschaften wirken sich auch der Wunsch nach mehr als zwei Kindern pro Paar und der hohe Anteil an jungen Menschen, die noch ins reproduktive Alter kommen, auf die Bevölkerungsentwicklung aus.
Leben mehr Männer oder mehr Frauen auf der Welt?
Der Anteil von Frauen und Männern an der Weltbevölkerung ist in etwa gleich. Derzeit leben etwa 3,693 Milliarden Männer und 3,631 Milliarden Frauen auf der Erde.
Gibt es mehr junge oder mehr alte Menschen auf der Erde?
Die Weltbevölkerung ist jung – derzeit wächst die größte Jugendgeneration aller Zeiten heran. 1,9 Milliarden Menschen sind zwischen 0 und 14 Jahren, 4,8 Milliarden sind zwischen 15 und 64 und 604 Millionen Menschen über 64 Jahre alt. Die meisten Kinder und Jugendlichen wachsen in Entwicklungsländern auf – oft unter schwierigen Bedingungen. Damit sie ihr Potenzial voll entfalten können und zur Entwicklung ihrer Länder beitragen können, brauchen sie Zugang zu Aufklärung, Bildung und Gesundheitsdiensten. Warum das so wichtig ist, entnehmen Sie unseren Kurzfilm:
Wird die Weltbevölkerung immer weiter wachsen?
Vermutlich nicht. Tatsächlich hat das Wachstum der Weltbevölkerung bereits abgenommen. Demografen der Vereinten Nationen gehen davon aus, dass die Weltbevölkerung sich im Lauf dieses Jahrhunderts bei rund elf Milliarden Menschen einpendeln wird. Diese Annahme geht allerdings davon aus, dass weitere Fortschritte bei der freiwilligen Familienplanung, bei der Gesundheitsversorgung, beim Zugang zu Bildung und der Stärkung von Frauen und Mädchen erreicht werden. Dazu muss dringend in diese Bereiche investiert werden.