Weltweite Umfrage zu Bedrohungen: Klimaerwärmung ist größte Sorge
Russland gilt als geringere Gefahr als die USA, China wird vor allem in Asien-Pazifik als Bedrohung wahrgenommen.
Das Pew Research Center hat in 26 Ländern eine Umfrage durchgeführt, um zu sehen, welche Bedrohungen für die Menschen am größten sind. Ganz aktuell sind die Ergebnisse allerdings nicht, die Menschen wurden zwischen Mai und August 2018 befragt. Ein Ergebnis streicht Pew besonders heraus: In der Hälfte der Länder wird von den Menschen als größte Bedrohung die Klimaerwärmung genannt, lediglich in Polen wird Russland an erster Stelle genannt.
Trotz der scheinbar erstarkenden Klimaleugnungsfront unter den Anhängern der rechten und rechtspopulistischen Parteien und einem US-Präsidenten an vorderster Front gilt für viele Menschen die Klimaerwärmung als größte Bedrohung. Das sagen die Menschen in Kanada, Deutschland, Spanien, Schweden, Großbritannien, Mexiko, Argentinien, Brasilien, Kenia, Südkorea und ganz knapp in Australien, was sich aber nach den Hitzewellen und Extremwetterereignissen verändert haben könnte. Für 67 Prozent aller Befragten ist die Klimaerwärmung die größte Bedrohung, 2013 in einer vorhergehenden PEW-Befragung waren es erst 53 Prozent.
Anhänger der rechten Parteien sind allesamt weniger von der Klimaerwärmung überzeugt oder leugnen diese. Das ist so im extremen Ausmaß bei den Republikanern, aber auch sehr stark bei den Anhängern der AfD und von Ukip. Etwas weniger ausgeprägt ist dies auch noch bei den Anhängern der Schwedendemokraten, der niederländischen Freiheitspartei und dem Rassemblement National (Front National).
Aber die Ängste sind unterschiedlich verteilt, die Befragten konnten Mehrfachnennungen vornehmen, nach Immigration wurde nicht gefragt. In den USA, in Japan, den Niederlanden und Südafrika steht die Sorge vor Cyberangriffen aus dem Ausland ganz oben, obwohl das eher noch eine theoretische, zwar gut begründbare, aber oft politisch instrumentalisierte Bedrohung ist. In noch mehr Ländern sehen die Menschen allerdings den Islamischen Staat als größte Bedrohung an. In Nigeria, Tunesien, Indonesien und auf den Philippinen ist die Angst vor dem islamistischen Terrorismus ganz konkret, in Russland hat man damit auch Erfahrungen gemacht, in Frankreich, geplagt von Anschlägen, wird die Bedrohung am größten gesehen, aber auch in Italien ist die Angst sehr hoch, was dann doch eher auf die antiislamische und insgesamt flüchtlingsfeindliche Stimmung zurückgeführt werden könnte, wie sie von der Lega Nord verbreitet wurde und wird. Die Polen fallen aus der Reihe. Vor der Klimaerwärmung nannten sie als einzige „Russlands Macht und Einfluss“ als größte Bedrohung. China gilt schon als deutlich weniger bedrohlich, 18 Prozent nannten auch die USA.
Gefragt wurde nach Macht und Einfluss von Russland, China und den USA. Nun ist die Umfrage schon ein Jahr her, damals gaben aber nur die Polen gefolgt von den USA Russland als größere Bedrohung an. Ansonsten wird Russland in etwa auf eine Stufe mit China gesetzt und oft nicht so bedrohlich betrachtet wie die USA. Neben Polen wird in den Niederlanden, in Schweden, Großbritannien, Ungarn und Israel Russland als größere Gefahr als die USA betrachtet, während China eine geringere Rolle spielt. In Kanada, Deutschland, Frankreich, Griechenland und Spanien werden die USA als größte Bedrohung gesehen. In Italien sorgt man sich hingegen stärker um den chinesischen Einfluss.
USA, Russland, China
In 10 Ländern sehen die Hälfte oder mehr die USA als Bedrohung, mehr als in vorhergehenden Umfragen 2013 (25%) und 2017 (38%), so dass dies vornehmlich Donald Trump geschuldet ist. 45 Prozent sehen die USA als große Gefahr an, hingegen nur 36 Prozent Russland und 35 Prozent China. Im Unterschied zu den USA sind hier die Ängste kaum größer geworden.
Dass in den lateinamerikanischen Ländern die USA an erster Stelle stehen, ist wenig verwunderlich. Das ist auch knapp der Fall in Kenia, Südafrika und Nigeria, aber hier sieht man sich von allen drei Großmächten ähnlich bedroht. In Tunesien stehen die USA als Bedrohung mit großem Abstand an der Spitze. Wieder anders ist es in Asien. In Australien, Japan, auf den Philippinen und in Südkorea ist schon aufgrund der Nähe China die größte Bedrohung, nur in Indonesien stehen die USA vorne. Allerdings stehen die USA mit der Ausnahme der Philippinen, an zweiter Stelle.
Schaut man sich beispielsweise Deutschland und Frankreich an, dann fällt auf, wie sich die Bedrohungsempfindungen national doch sehr unterschiedlich äußern. In Frankreich war Anfang des letzten Jahres das Bedrohungsgefühl vor IS-Anschlägen noch besonders groß. Das gaben 87 Prozent an, in Deutschland 68 Prozent, wo die meisten mit 71 Prozent die Klimaerwärmung nannten. Zwar nannten in Frankreich mit 83 Prozent mehr Franzosen als Deutsche die Klimaerwärmung, aber etwas weniger als die Bedrohung durch den IS.
Die Bedrohung vor Cyberangriffen wird etwa gleich häufig genannt, Nordkoreas Atomwaffenprogramm wird in der Atommacht Frankreich kritischer als in Deutschland gesehen. Einen großen Unterschied gibt es hingegen bei der Beurteilung des Zustands der Weltwirtschaft. 46 Prozent der Franzosen sehen sich hier wirtschaftlich gefährdet, aber nur 23 Prozent der Deutschen. In beiden Ländern gelten die USA (49%) als größere Gefahr, aber in Deutschland werden Russland (33%) und China (30%) als weniger bedrohlich als in Frankreich (jeweils 40%) betrachtet.
Quelle
Der Bericht wurde von
der Redaktion „TELEPOLIS“ (Florian Rötzer)
2019 verfasst – der Artikel darf nicht ohne
Genehmigung von Florian Rötzer 2019 weiterverbreitet
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