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Die andere Energiewende: Deutsch oder britisch?

Welche Energiewende wird sich durchsetzen: Die deutsche oder die britische?

Die deutsche Energiewende basiert bis jetzt auf Erneuerbarer Energie flankiert von Kohle sowie ohne Atom und die britische soll eine Kombination von Energieeffizienz, erneuerbarer Energie plus Atomkraft sein.

In Großbritannien haben sich soeben Regierung und Opposition gemeinsam auf den raschen Ausstieg aus der Kohle geeinigt. Assistiert von den großen Umweltverbänden wurde beschlossen, den  „Umbau hin zu einer wettbewerbsfähigen, energieeffizienten und kohlestoffarmen Ökonomie voranzutreiben und die Nutzung unverminderter Kohle für die Stromerzeugung zu beenden“. Unverminderte Kohleerzeugung heißt, dass Kraftwerke, die das CO2 unterirdisch abspalten noch eine Chance haben, gemeint ist die CCS-Technologie, die allerdings weltweit noch nirgendwo marktreif ist.

Damit hat erstmals in der EU ein Kohleland beschlossen, aus der klassischen fossilen Stromerzeugung auszusteigen. Al Gore lobte den Beschluss als revolutionär. Der Haken an der Sache: Das neue Motto heißt jetzt Atom statt Kohle. Das revolutionäre Papier liegt der Süddeutschen Zeitung vor. Es soll an diesem Wochenende in England publiziert werden.

England plant also eine Energiewende ähnlich wie Deutschland und doch ganz anders. Während hierzulande die Erneuerbaren bis 2022 komplett die Atomenergie ersetzen sollen, aber langfristig von Kohle flankiert werden, wird in England hauptsächlich auf die klassische Atomkraft und zusätzlich auf neue Atomkraftwerke gesetzt. Welche Energiewende wird sich also durchsetzen – die deutsche, an der sich auch Japan und China orientieren oder die britische, die auch Obama in den USA meint?

Ende 2015 werden beim Klimagipfel in Paris die beiden alternativen Energiewenden aufeinander prallen. Da es dabei primär um die Bekämpfung der CO2-Emissionen geht, wird die englische Version gegenüber dem deutschen Atomausstieg scheinbare Vorteile haben.

Das könnte freilich schließlich zu einer Renaissance der Atomkraft in Europa führen. Und dafür hat ausgerechnet der frühere deutsche Energiekommissar in Brüssel, Günther Oettinger, noch in den letzten Stunden seiner alten Amtszeit die Weichen gestellt. Er hat England in einer Ausnahmegenehmigung erlaubt, die Atomenergie so hoch zu subventionieren, dass ein neues AKW gebaut werden kann – weitere sollen danach folgen.

Aber zu welchem Preis? 35 Jahre lang sollen für britischen Atomstrom weit höhere Subventionen bezahlt werden als in Deutschland 20 Jahre lang für erneuerbare Energien. Daraufhin hat die österreichische Regierung angekündigt, gegen den nuklearen britischen Sondertarif bei der EU zu klagen, weil dies zu einer Verzerrung des Stromtarifs auf dem europäischen Strommarkt führen werde. London hat daraufhin Wien wissen lassen, dass es „in Zukunft jede Gelegenheit wahr nehmen werde, Österreich zu schaden.“ Das wird noch spannend.

Eine Prognose sei gewagt: Schon mittelfristig wird sich  d i e  Energiewende durchsetzen, die am preiswertesten sein wird: Im Jahr 2.000 hat die Produktion einer Kilowattstunde Solarstrom in Deutschland noch 70 Cent gekostet, heute noch 10 Cent und in etwa zehn Jahren noch etwa fünf Cent, weil die Sonne keine Rechnung schickt. Ähnliches gilt für die Windenergie. Atomstrom in England kostet aber beim neuen, jetzt genehmigten AKW Hinkley Point C etwa 35 Cent pro KWh. Allein dieser Meiler braucht 23 Milliarden Euro Subventionen. Der entscheidende Vorteil jeder Energiewende wird nicht nur ein ökologischer sein, sondern letztlich ein ökonomischer sein. It´s the economy, stupid!

Hermann Scheer schon vor 19 Jahren: „Sonnenkraft ist das einzige Zusatzeinkommen der Erde und damit die Basis für unsere Zukunft“.

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Quelle

FRANZ ALT 2015

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