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„eFarm“ – ein herausragendes Pilot-Projekt für grünen Wasserstoff

Die Anwendung von Wasserstoff als wichtiger Teil der Energiewende wird nach wie vor heiß diskutiert. Wie oft betont, kann nur grüner Wasserstoff aus Erneuerbaren Energien und nicht Wasserstoff aus Erdgas einen Beitrag zum Klimaschutz leisten. 

Nun geht an der Nordsee – finanziert durch mehrere Banken und das Bundesverkehrsministerium – ein vielversprechendes Projekt an den Start. Es ist ein Prototyp für die wünschenswerte und ökologisch richtige Anwendung von grünem Wasserstoff als Teil einer Energiewende hin zu 100% Erneuerbaren Energien.

Finanziert und gefördert mit am Ende ca. 20 Millionen Euro wird das Wasserstoff-Modellprojekt „eFarm“ in Nordfriesland aufzeigen, wie der Einsatz von grünem Wasserstoff in Deutschland zur Entwicklung einer 100% erneuerbaren Wirtschaft gelingen kann. Es ist das größte grüne Wasserstoff-Mobilitätsprojekt in Deutschland. Neben Fördermitteln des Bundes und der Finanzierung von Banken haben sich über 2.300 Anwohner*innen beteiligt und Eigenkapital von 3,15 Millionen Euro für das Projekt eingebracht.

Die „eFarm“ soll Strom aus fünf regionalen Windparks (vor allem Bürgerwindparks) in grünen Wasserstoff umwandeln, der an zwei Wasserstofftankstellen geliefert und dann zur Betankung bereitgestellt wird. Dazu wurden 5 Elektrolyseure (225kW) an den Windparks installiert. Um den Wasserstoffmarkt für private, gewerbliche und kommunale Mobilität zu aktivieren, hat das Projekt fünf Brennstoffzellen-Pkws und zwei Brennstoffzellenbusse angeschafft. Darüber hinaus gibt es bereits 60 Absichtserklärungen privater und gewerblicher Akteure weitere Brennstoffzellenfahrzeuge anzuschaffen und grünen Wasserstoff von den beiden Tankstellen zu beziehen. 

Zusätzlich wird die bei der Wasserstoffproduktion entstehende Wärme in das lokale Wärmenetz eingespeist und bereits heute an entsprechend interessierte Privat- und Geschäftskunden geliefert. Insgesamt wird dadurch 95% der Energie genutzt, die bei der Wasserstoffproduktion entsteht. 

Getragen wird das Projekt vom Unternehmen GP Joule, das sich neben solchen Modellprojekten auch mit einer stärkeren Umsetzung der Sektorenkopplung befasst – ein entscheidender Bestandteil der Energiewende.

Das Projekt fördert aber auch insgesamt die regionale Nutzung von Ökostrom, um eine Alternative zum deutschlandweiten Netzausbau zu entwickeln. Im Rahmen eines Verbundprojekts rund um eFarm plant GP Joule darüber hinaus zusammen mit Stadtwerken und weiteren Bürgerwind- und Bürgersolarparks ein „modular erweiterbares Wasserstofferzeugungs- und vertriebsnetz in Nordfriesland“ aufzubauen und zu betreiben. Die eFarm ist demnach nur der Anfang, so könnte mittelfristig der Individualverkehr und der regionale ÖPNV mit grünem Wasserstoff betrieben werden. Ebenfalls denkbar ist die zukünftige Versorgung des regionalen Zugverkehrs mit grünem Wasserstoff.

Entscheidend sind bei „eFarm“ vor allem zwei Faktoren:

  1. Wasserstoffproduktion aus 100% Ökostrom.
    Jede weitere der viel diskutierten Arten von Wasserstoff (blau, grau, violett etc.) sorgen nachgewiesen für weitere Treibhausgasemissionen durch Methan und/oder CO2, insbesondere aus der Vorkette der Erdgasbereitstellung und sind daher auch als Übergangslösung vollkommen inakzeptabel.
  1. Die Regionale Anwendung.
    Die bestmögliche Energiewende geschieht dezentral, der Strom bzw. Treibstoff wird dort produziert, wo er verbraucht wird. Die Erneuerbaren Energien bieten hierfür eine hervorragende Grundlage, da sie nahezu überall verfügbar sind. Damit wird nicht nur die regionale Wertschöpfung gefördert, sondern auch die Akzeptanz des Ausbaus der Erneuerbaren generell. Außerdem können nur so regionale und staatliche Energieabhängigkeiten aufgelöst werden, die weltweit für Konflikte sorgen.

Grüner Wasserstoff ist ein Teil des Umbaus unserer Energiewirtschaft und wird neben regionalen Anwendungen à la „eFarm“ v.a. in Wirtschaftssektoren gebraucht, in denen die reine Elektrifizierung und der Gebrauch von Ökostrom nicht ohne Weiteres möglich sind. Genau aus diesem Grund ist es wichtig, solche Projekte zu fördern.

Die heimische Produktion und Verwendung von grünem Wasserstoff ist möglich und einem ausschließlichen Import aus Nordafrika, wie von Seiten der Bundesregierung angedacht, vorzuziehen.

Vielerorts reichen die lokalen Möglichkeiten der erneuerbaren Energiegewinnung vollständig aus, um sowohl Bürger*innen als auch Industrie mit 100% Erneuerbarer Energie zu versorgen. Obwohl die Bundesregierung einer dezentralen Energiewende in der Vergangenheit viele Steine in den Weg gelegt hat, gibt es immer wieder Lichtblicke, die zeigen, es ist möglich. Das Modellprojekt eFarm ist eines davon.

Quelle

Hans-Josef Fell 2020Präsident der Energy Watch Group (EWG) und Autor des EEG

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